US-Zulassung für erste T-Zell-Rezeptor-Therapie |
Annette Rößler |
07.08.2024 09:00 Uhr |
T-Zellen können Krebszellen attackieren und abtöten. Dazu müssen sie sie allerdings erkennen. Das neue Präparat Tecelra hilft ihnen dabei. / Foto: Adobe Stock/PRB ARTS
Im Namen des Präparats klingt das Target T-Zelle deutlich an: Tecelra® von Adaptimmune ist von der FDA zur Behandlung von bestimmten Patienten mit Synovialsarkom zugelassen worden. Enthalten ist mit Afamitresgen autoleucel eine TCR-basierte Gentherapie. Wie von den CAR-T-Zelltherapeutika bekannt, werden dem Patienten für die Therapie T-Zellen entnommen, ex vivo modifiziert und schließlich reinfundiert. Bei Tecelra führt die Modifikation dazu, dass die T-Zellen anschließend einen T-Zell-Rezeptor exprimieren, der sich gegen das Melanom-assoziierte Antigen 4 (MAGE-A4) richtet.
MAGE-A4 wird von vielen Tumorzellen exprimiert, darunter auch von denen des Synovialkarzinoms. Hierbei handelt es sich um einen aggressiv wachsenden Weichteiltumor, der häufig jüngere Patienten im Alter unter 30 Jahren betrifft. Bei Patienten, deren Tumor MAGE-A4-positiv ist – und nur bei diesen darf Tecelra eingesetzt werden –, führt die einmalige intravenöse Gabe des neuen Präparats zu einer gegen die Krebszellen gerichteten Immunreaktion. Weitere Voraussetzungen für den Erhalt von Tecelra sind, dass der Patient erwachsen ist, zuvor eine Chemotherapie erhalten hat und eines der HLA-Antigene A*02:01P, A*02:02P, A*02:03P oder A*02:06P aufweist sowie dass das Synovialsarkom nicht chirurgisch entfernbar oder metastasiert ist.
Die FDA verweist in einer Mitteilung als Grundlage der Zulassung auf eine Studie, in der von 44 mit Tecelra behandelten Patienten 43,2 Prozent auf die Therapie ansprachen, und zwar für median sechs Monate. Bei der Untersuchung handelt es sich um die Phase-II-Studie SPEARHEAD-1, deren Ergebnisse Ende März 2024 im Fachjournal »The Lancet« publiziert wurden.
Das Nebenwirkungsspektrum entspricht in etwa dem der CAR-T-Zelltherapeutika: Neben unspezifischen Beschwerden wie Übelkeit, Fatigue und erhöhter Infektneigung bedürfen vor allem ein potenzielles Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS) und ein Immuneffektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom (ICANS) der besonders engmaschigen Überwachung des Patienten.
Die FDA erteilte die Zulassung für Tecelra in einem beschleunigten Verfahren. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) bearbeitet derzeit noch keinen Zulassungsantrag für das Präparat in Europa.