US-Gesetz will Geschäfte mit China untergraben |
Melanie Höhn |
07.11.2024 15:02 Uhr |
Unter der neuen US-Regierung wird erwartet, dass die endgültige Verabschiedung des Gesetzes nur noch reine Formsache ist. / © IMAGO/Bihlmayerfotografie
Zwei Tage nach der Präsidentschaftswahl schaut alle Welt auf die Vereinigten Staaten. Gerade für die Wirtschaft werden massive Folgen erwartet – dabei geht es vor allem um Donald Trumps Protektionismus und den Schutz der heimischen Wirtschaft.
Werden die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China beleuchtet, hatte das US-Repräsentantenhaus bereits vor zwei Monaten den sogenannten »Biosecure Act« mit großer Mehrheit angenommen. Ziel des Gesetzes ist es, dass die USA die Zusammenarbeit zwischen westlichen Pharmakonzernen und Biotechnologieunternehmen aus China stoppen will, wie die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) gestern berichtete.
Der US-Senat muss das Gesetz noch bestätigen. Unter der neuen US-Regierung wird erwartet, dass das nur noch reine Formsache ist. Auch Pharmakonzerne außerhalb der USA würden bei Inkrafttreten des Gesetzes, sofern sie Geschäfte in den USA unterhalten, nicht mehr mit den chinesischen Firmen zusammenarbeiten dürfen. Dabei geht es um die chinesischen Unternehmen Firmen BGI Group, MGI, Complete Genomics, WuXi Apptec, WuXi Bio und deren Tochterunternehmen.
Konkret bedeutet das Gesetz, dass als »bedenklich« eingestufte chinesische Biotechunternehmen sowie Pharmakonzerne, die mit ihnen zusammenarbeiten, vom Zugang zu Bundesaufträgen ausgeschlossen werden sollen. Die US-Regierung wolle damit verhindern, dass sensible Informationen aus klinischen Studien der westlichen Unternehmen, die die Arzneimittelfertigung sowie Forschung an chinesische Firmen auslagern, in die Hände der chinesischen Regierung gelangen könnten, schreibt die Zeitung weiter.
Wuxi Biologics kritisiert, dass das Gesetz die Möglichkeiten von Innovationen der Pharmaindustrie untergrabe und dadurch vielen Menschen der Zugang zu lebensrettenden Arzneien erschwert werde, heißt es in der NZZ. Auch das Schwesterunternehmen Wuxi Apptec wisse nichts von einer nicht autorisierten Weitergabe von Kundeninformationen an China, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Laut NZZ werde beiden Firmen eine Nähe zur Kommunistischen Partei nachgesagt, zudem würden sie zu den weltweit wichtigsten Auftragsfertigern der Pharmaindustrie gehören.
Laut Einschätzung der NZZ untergrabe die US-Regierung eine »kosteneffiziente internationale Arbeitsteilung – mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen«. Es sei fraglich, wie internationale Pharmakonzerne ihre Abnehmer zuverlässig versorgen könnten, da China bei der Herstellung einfacher Pharmaprodukte dominiere.
Sowohl Wuxi Biologics als auch Wuxi Apptec hätten nun laut einem Bericht der Zeitung »Financial Times« damit begonnen, ihre Fertigungen für Präparate für Zell- und Gentherapien im US-Bundesstaat Pennsylvania zu verkaufen.
Laut eines Bericht des Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) boomt die chinesische Biotech-Industrie. Regulatorische Reformen hätten die Arzneimittelzulassung beschleunigt und die Qualitätsstandards angehoben, sodass es für internationale Unternehmen einfacher geworden sei, Medikamente in China auf den Markt zu bringen. Dadurch sei der Sektor auch für ausländische Investoren attraktiver geworden.
11 der 15 weltweit führenden Pharmaunternehmen würden über ein bedeutendes Forschungszentrum auf dem chinesischen Festland verfügen. Zudem habe sich die Anzahl der innovativen Arzneimittelkandidaten, die sich in China in der klinischen Entwicklung befinden, zwischen 2017 und 2022 verdreifacht. Etwa 27,7 Prozent der weltweiten klinischen Studienaktivitäten entfielen im im Jahr 2022 auf China.