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Britische Studie

Unterschrift steigert Adhärenz

Wenn Patienten zu Beginn einer dauerhaften Pharmakotherapie mit ihrer Unterschrift bekräftigen, dass sie die Medikamente wie verordnet einnehmen werden, verbessert das ihre Adhärenz. Allerdings kommt es laut einer Studie aus Großbritannien darauf an, was genau sie da unterschreiben.
Annette Mende
08.07.2019  11:46 Uhr

Eine schlechte Adhärenz, also das Nicht- oder nur teilweise Befolgen der Empfehlungen zur Einnahme von Medikamenten, bezeichnen die Autoren der Studie um Jon M. Jachimowicz von der Columbia University in New York als eine »anhaltende Krise der öffentlichen Gesundheitsversorgung«. Es sei davon auszugehen, dass fast die Hälfte der Patienten non-adhärent oder nur teilweise adhärent ist, was sowohl deren eigene Gesundheit gefährde als auch die Gesundheitskosten in die Höhe treibe.

Auf der Suche nach praktikablen Ansätzen zur Steigerung der Adhärenz legten die Wissenschaftler in Kooperation mit der britischen Apothekenkette Boots eine Studie auf, über die sie jetzt im Fachjournal »Behavioural Public Policy« berichten. In 278 Boots-Apotheken wurden 16.191 Patienten rekrutiert, die eine medikamentöse Dauertherapie, etwa bei Asthma, Bluthochdruck oder Typ-2-Diabetes, begannen. Als sie ihr neu verordnetes Medikament das erste Mal in der Apotheke abholten, informierte der Apotheker sie ausführlich über Wirkungsweise und Art der Einnahme. Zusätzlich wurde ein Teil der Patienten gebeten, ein Etikett mit einer Selbstverpflichtung zur Therapietreue zu unterschreiben, das anschließend auf die Medikamentenpackung geklebt werden sollte.

In dem Text, den die Patienten unterschrieben, wurden verschiedene Schwerpunkte gesetzt. In einer Gruppe lag der Fokus auf den negativen Konsequenzen der Non-Adhärenz für den Patienten selbst, in einer anderen auf den zusätzlichen Kosten, die durch Non-Adhärenz für die Allgemeinheit entstehen. In einer dritten wurde über das Bekenntnis zur Adhärenz hinaus keine zusätzliche Information vermittelt. Eine vierte Gruppe, die nichts unterschrieb, diente als Kontrolle.

Eine bis zwei Wochen danach hatten die Patienten ein Follow-up-Gespräch in der Apotheke, bei dem der Apotheker die Adhärenz mithilfe eines validierten Fragebogens ermittelte. Es stellte sich heraus, dass  die Adhärenz lediglich in der Gruppe, die explizit auf die persönlichen Folgen der Non-Adhärenz hingewiesen worden war, signifikant besser war als in der Kontrollgruppe (87,9 versus 82,1 Prozent Adhärenz). Der Hinweis auf die Kosten für die Allgemeinheit hatte sogar eine schlechtere Adhärenz zur Folge (77,0 Prozent) und auch das reine Bekenntnis zur Therapietreue hatte die Adhärenz nicht verbessert (80,6 Prozent).

Wenn es gelingt, dem Patienten die Wichtigkeit einer guten Adhärenz für ihn persönlich zu vermitteln – und zwar so, dass er wie mit dem Etikett auf der Arzneimittelpackung immer wieder daran erinnert wird –, scheint das also eine starke Motivation zu sein, die Medikamente wie verordnet einzunehmen. Inwiefern sich dieses Ergebnis verallgemeinern lässt, ist jedoch offen. Die sehr hohe Adhärenzrate in der Kontrollgruppe deutet darauf hin, dass allein die Teilnahme an der Studie schon die Motivation gesteigert haben könnte. Auch die Nachhaltigkeit ist fraglich, denn Adhärenzprobleme beginnen bei einer chronischen Pharmakotherapie meist nicht schon nach einer bis zwei Wochen.

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