Pharmazeutische Zeitung online
Lieferengpässe

Union will mehr Flexibilität für Apotheken

Die Unionsfraktion fordert von der Bundesregierung weitere Initiativen gegen den Arzneimittelmangel. Unter anderem setzt sie sich für flexiblere Austauschmöglichkeiten, ein höheres Honorar sowie eine höhere Engpass-Pauschale für Apotheken ein.
Anne Orth
16.11.2023  18:00 Uhr

Am morgigen Freitag befassen sich die Bundestagsabgeordneten mit einem Antrag der CDU/CSU-Fraktion mit dem Titel »Arzneimittelversorgung sicherstellen – Versorgungssicherheit gewährleisten«. In dem Antrag, der der PZ vorliegt, betonen die Abgeordneten, dass die Lage bei der Verfügbarkeit von dringend benötigten Arzneimitteln, darunter kindgerechten Antibiotika, weiter sehr angespannt sei. So habe der pharmazeutische Großhandel gewarnt, dass bei 85 Prozent der für die laufende Herbst- und Wintersaison dringend benötigten Arzneimittel die derzeit verfügbaren Bestände nicht einmal für zwei Wochen reichten. Die Dringlichkeitsliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) führe derzeit rund 400 Arzneimittel auf, darunter zahlreiche Antibiotika und Medikamente für Kinder

Die angespannte Versorgungssituation mit Arzneimitteln und die zunehmend schwerer werdenden Bemühungen des Großhandels, den gesetzlichen Vorhalteverpflichtungen entsprechen zu können, nähmen die Antragsteller »mit großer Besorgnis« wahr, heißt es. Durch das im Juni 2023 beschlossene Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) sei offenbar keine Entspannung der Situation eingetreten. Das Problem der Lieferengpässe werde nur durch eine andere Preispolitik und Veränderungen der Lieferketten zu lösen sein.

Apotheken droht »Schieflage«

Die Apotheken vor Ort bezeichnen die Antragsteller als »tragende Säule in der Arzneimittelversorgung«. Deren Teams versuchten, nach Möglichkeit Präparate zu beschaffen oder selbst herzustellen, um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten. Dabei drohe die Situation der Apotheken selbst in eine Schieflage zu geraten. So führen die Unionspolitiker in ihrem Antrag die zunehmenden Apothekenschließungen auf. Mit im Schnitt 22 Apotheken pro 100.000 Einwohner läge Deutschland hinsichtlich der Versorgungsstabilität im hinteren Mittelfeld. Länder wie Spanien und Litauen wiesen etwa doppelt so viele Apotheken pro 100.000 Einwohner auf. »Viele Apotheken stehen unter wirtschaftlichem Druck, welcher durch bürokratische Auflagen, Inflation, die gestiegenen Personalkosten und den Fachkräftemangel an Apothekerinnen und Apothekern sowie an Pharmazeutisch-Technischen Assistentinnen und Assistenten (PTAs) potenziert wird«, heißt es.

Mit einem 21 Punkte umfassenden Forderungskatalog wollen die Mitglieder der Unionsfraktion die Arzneimittelversorgung verbessern. Demnach sollte die Bundesregierung unter anderem den sogenannten Pharmadialog wieder aufnehmen, um gemeinsam mit allen Beteiligten kurz- und langfristige Maßnahmen gegen die Arzneimittelknappheit zu schaffen.

Zahlreiche Forderungen betreffen die Apotheken. So fordern die Antragsteller, die Regelungen des ALBVVG und des Pflegestudiumstärkungsgesetzes für erweiterte Austauschregelungen in der Apotheke bei Nichtverfügbarkeit des abzugebenden Arzneimittels wieder an die Regelungen der SARS-CoV-2-Versorgungsverordnung anzupassen. Zudem sollen Apothekerinnen und Apotheker die Möglichkeit erhalten, bei Nichtlieferbarkeit eines Kinderarzneimittels die erweiterten Austauschregelungen auch für Darreichungsform und Individualrezeptur anzuwenden.

Höheres Fixum für Apotheken

Den Unionspolitikern ist es auch ein Anliegen, die wirtschaftliche Situation der Apotheken zu stärken. So fordern sie, dass die Apothekenteams für den Aufwand beim Management der Lieferengpässe eine angemessene Vergütung erhalten. Zudem verlangen sie, das Apotheken-Fixum von 8,35 Euro »um einen angemessenen Betrag anzuheben«. 

Verschiedene Forderungen zielen darauf ab, die Apotheken von Bürokratie zu entlasten. So soll die Bundesregierung auf eine Regelung hinwirken, welche die Zulässigkeit von Nullretaxationen für Apotheker auf gravierende Fälle beschränkt. Die Antragsteller fordern auch zu prüfen, inwieweit der Abbau bürokratischer Auflagen und einschränkender Regularien möglich ist, welche die Wirtschaftlichkeit von Apothekenbetrieben hemmen und zeitliche Ressourcen unverhältnismäßig stark binden. Weiterhin sprechen sie sich dafür aus, gemeinsam mit den Ländern Fördermaßnahmen für Neugründungen von Vor-Ort-Apotheken in unterversorgten Gebieten zu erarbeiten.

Nicht zuletzt steht eine Novellierung der Approbationsordnung auf dem Plan. Die Unionsabgeordneten setzen sich weiterhin dafür ein, das Schulgeld für die PTA-Ausbildung bundesweit abzuschaffen und eine Ausbildungsvergütung während der Fachschulzeit zeitnah einzuführen. 

Darüber hinaus fordern die Antragsteller, das BfArM mit den erforderlichen Kompetenzen und Ressourcen auszustatten, um ein kontinuierliches Monitoring von Lieferengpässen zu ermöglichen. Der Bund müsse sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass die Wirkstoff- und Arzneimittelproduktion in Europa gestärkt und insbesondere wichtige Arzneimittel wieder primär in Europa produziert würden. Die Festbeträge müssten den Herstellungskosten der Kinderarzneimittel entsprechend angemessen angehoben und entfristet werden, um eine langfristige Planungssicherheit zu schaffen und den Produktionsstandort Deutschland beziehungsweise Europa zu stärken.

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening begrüßt den Antrag der CDU/CSU-Fraktion, wie in einer Mitteilung vom 20. November deutlich wurde. »Das sind Vorschläge, die einen klaren Realitätsbezug zu unserem Apothekenalltag haben und zur Versorgungssicherheit einen wesentlichen Beitrag leisten können. Die Union hat erkannt, dass die Arzneimittelversorgung nur gelingen kann, wenn unsere heilberufliche Tätigkeit auf ein stabiles Fundament gebracht wird«, sagte Overwiening.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa