Ungebremstes Apothekensterben in Deutschland |
Lukas Brockfeld |
09.01.2025 10:00 Uhr |
Wie diese Apotheke in Koblenz mussten im vergangenen Jahr viele Offizinen schließen. / © IMAGO/Sascha Ditscher
Zwar liegen im Augenblick noch nicht zu allen Bundesländern aktuelle Daten vor, aber in Schleswig-Holstein, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Hessen, Baden-Württemberg und dem Saarland überwiegt die Zahl der Apothekenschließungen im Jahr 2024 deutlich die der Neueröffnungen.
So schlossen in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr 20 Offizinen. Dem standen nur zwei Neueröffnungen gegenüber. Das nördlichste Bundesland verfügt damit insgesamt nur noch über 564 Apotheken.
In Bremen konnte sich 2024 niemand zur Eröffnung einer neuen Apotheke durchringen, gleichzeitig gaben sieben Offizinen auf. In der Hansestadt müssen jetzt nur noch 123 Apotheken die Versorgung der Bevölkerung stemmen.
Auch im Saarland gab es keine Neueröffnung, gleichzeitig mussten 8 Apotheken schließen. Damit gibt es noch 255 Apotheken im kleinsten Flächenland.
Nordrhein-Westfalen verzeichnete 131 Schließungen und nur 13 Neueröffnungen. Damit verfügt das bevölkerungsreichste Bundesland noch über 3594 Apotheken.
In Brandenburg gab es eine Neueröffnung und 15 Schließungen. Damit verfügt das Land noch über 529 Apotheken.
Baden-Württemberg meldet vier Neueröffnungen und 70 Schließungen für das vergangene Jahr. Damit stehen noch 2152 Apotheken für die Versorgung des Südwestens zur Verfügung.
Die Gesamtzahl der hessischen Apotheken ging im vergangenen Jahr um 45 auf jetzt noch 1305 Offizinen zurück. Die genaue Zahl der Schließungen und Neueröffnungen liegt der Landesapothekerkammer zur Zeit noch nicht vor.
Die ganze Dramatik des Apothekensterbens wird durch einen Blick auf den langfristigen Trend deutlich. Allein in den 3,5 Jahren der Ampelregierung verlor Deutschland 7 Prozent seiner Apotheken. Seit 2010 hat Bremen 30 Prozent seiner Apotheken verloren. Im Kammerbezirk Westfalen-Lippe ging die Gesamtzahl der Apotheken seit 2009 um 26 Prozent zurück.
Laut der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) sind die Gründe für den anhaltenden Rückgang vielfältig. Zwar spielten auch Personalprobleme und die verringerte Bereitschaft junger Menschen, sich selbstständig zu machen, eine Rolle. »Am Ende sind es aber immer wirtschaftliche Gründe, die dazu führen, dass Apotheken nicht weitergeführt werden«, erklärt AKWL-Hauptgeschäftsführer Andreas Walter in einer Pressemitteilung. So habe es eine Steigerung des Honorars zuletzt vor über zehn Jahren gegeben.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wollte dem Apothekensterben mit seinem hochumstrittenen Apothekenreformgesetz (ApoRG) entgegentreten. Es darf bezweifelt werden, ob die geplanten Maßnahmen eine Wende gebracht hätten. Mit dem Ende der Ampelregierung ist erstmal keine Reform in Sicht. Auch die großen Parteien haben den Apotheken in ihren Programmen zur Bundestagswahl keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt.