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10 Prozent der Krebsfälle

Umweltschutz ist auch Schutz vor Krebs

Welchen Einfluss haben Schadstoffe in der Umgebung darauf, wie häufig Menschen an Krebs erkranken? Die EU-Umweltagentur richtet einen genauen Blick auf die Zusammenhänge – mit einer klaren Botschaft.
dpa
28.06.2022  15:30 Uhr

Rund jede zehnte Krebserkrankung in Europa lässt sich nach Ansicht von EU-Experten auf äußere Faktoren wie Schadstoffe zurückführen. Luftverschmutzung, krebserregende Chemikalien, UV-Strahlung oder auch Passivrauchen sind zusammen für schätzungsweise 10 Prozent aller Krebserkrankungen verantwortlich, vermutlich gar für deutlich mehr, wie die EU-Umweltagentur EEA in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht schreibt. Rauchen, Alkoholkonsum oder auch die eigene Ernährung, die einen großen Einfluss auf das individuelle Krebsrisiko haben, werden in diese Analyse nicht mit gezählt.

Die gute Nachricht sei, dass die umwelt- und berufsbedingten Krebsrisiken verringert werden könnten, indem die Verschmutzung der Umwelt bekämpft werde und Verhaltensweisen geändert würden, erklärte die in Kopenhagen ansässige Behörde. Es handle sich um eine wirksame und kostengünstige Möglichkeit, um die Zahl der Krebserkrankungen und -todesfälle zu verringern. Die EEA kommt zu dem Schluss: «Umwelt- und berufsbedingte Krebsrisiken sind grundsätzlich vermeidbar, und ihre Verringerung ist der Schlüssel zur Verringerung der Krebslast in Europa.»

Die Reduzierung der Schadstoffbelastung durch den EU-Aktionsplan «Zero Pollution», die Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit sowie die konsequente Umsetzung von bestehenden EU-Maßnahmen würden einen großen Beitrag zur Reduzierung der Krebszahlen leisten, erklärte der EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx. «Das wäre eine wirksame Investition in das Wohlergehen unserer Bürger.»

Mit der Natur zusammenarbeiten

Der EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius betonte: «Was besser für die Umwelt ist, ist auch besser für uns.» Die EEA hat bei der Studie erstmals untersucht, wie Krebs und die Umwelt miteinander zusammenhängen. Dabei überprüfte die EU-Behörde unter anderem die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Luftverschmutzung, zu Radon, Asbest, UV-Strahlung und weiteren menschengemachten wie natürlichen Umgebungsfaktoren, die sich negativ auf die Gesundheit der Menschen auswirken können.

Die Erkenntnisse der EEA zeigten eindeutig, wie eng die Gesundheit des Planeten mit der Gesundheit der Bürger verbunden sei, erklärte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. «Wir müssen mit der Natur zusammenarbeiten, nicht gegen sie.»

Die Umweltagentur wies darauf hin, dass die Daten unvollständig und die damit verbundenen Unsicherheiten groß seien. «Es gibt eine Menge, was wir nicht wissen. Aber was wir wissen, ruft nach viel mehr Handeln», sagte der EEA-Experte Gerardo Sanchez.

Der Einzelne kann hier nicht viel tun

Die einzelnen Bürger könnten nicht viel tun, um zu verhindern, Schadstoffen ausgesetzt zu sein. Vielmehr brauche es mehr politische Maßnahmen, Regularien und einen Schub zur Umsetzung. Lösungsvorschläge gebe es genug.

Mit fast 2,7 Millionen Neudiagnosen und 1,3 Millionen Todesfällen pro Jahr ist die EU stärker vom Krebs betroffen als andere Weltregionen. Obwohl weniger als 10 Prozent der Erdbevölkerung in Europa leben, gibt es hier nach EEA-Angaben fast 23 Prozent der Neuerkrankungen und 20 Prozent der Todesfälle weltweit. Häufigere Todesursache sind nur Kreislauferkrankungen.

Die hohe Krebsverbreitung lässt sich der EEA zufolge durch mehrere Faktoren erklären, darunter unter anderem der Lebensstil einschließlich Rauchen, Alkoholkonsum und Ernährung, aber auch mit der alternden Bevölkerung – und eben auch damit, dass die Menschen dauerhaft Schadstoffen ausgesetzt sind. «Das Leben von fast allen Europäern ist zwangsläufig in irgendeiner Weise von Krebs betroffen, ob sie selbst oder ihre Familie, Freunde oder ihre Gemeinschaft», schreibt die EEA. Hinzu kommen erhebliche wirtschaftliche Kosten: Einer Studie zufolge lagen sie 2018 bei schätzungsweise 178 Milliarden Euro, wie die Agentur anführte.

EU legt neue Grenzwerte für gefährliche Chemikalien fest

Vor einer Woche erst hatte die EU neue Grenzwerte für bestimmte besonders schädliche Chemikalien in Abfällen eingeführt. Darauf einigten sich am 21. Juni Vertreter des Europaparlaments und der Regierungen der EU-Mitgliedstaaten. Die Einigung betrifft sogenannte persistente organische Schadstoffe (POP). Diese Chemikalien bauen sich nur schwer ab und verbreiten sich über Luft, Wasser und Nahrungsketten. Sie belasten Menschen, Tiere und die Umwelt für viele Jahre und können sich auch über große Entfernungen verbreiten. Je nachdem wie viel ein Mensch von den Stoffen aufnimmt, wird etwa das Immunsystem, die Atemwege, das Hormonsystem, die Fortpflanzungsfähigkeit oder das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigt.

Nach Angaben der Kommission werden persistente organische Schadstoffe zwar eigentlich nicht mehr in neuen Produkten verwendet. Sie können aber noch zum Beispiel in wasserdichten Textilien, Möbeln, Kunststoffen und Elektronikgeräten nachgewiesen werden. Auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft sei es entscheidend, die POP-Menge in Abfällen zu begrenzen, hieß es weiter. Bei der Kreislaufwirtschaft geht es etwa darum, Produkte so oft wie möglich zu recyceln, zu reparieren oder anderweitig weiter zu nutzen.

Strengere Grenzwerte wird es den EU-Angaben zufolge nun unter anderem für Perfluoroctansäure (PFOA) geben, deren Salze und verwandte Verbindungen sich zum Beispiel in wasserdichten Textilien und Löschschaum finden. Auch für bestimmte Flammschutzmittel – Polybromierte Diphenylether (PBDE) und Hexabromcyclododecan (HBCDD) – sollen neue Grenzwerte gelten. Beides ist etwa in Kunststoffen und Textilien zu finden. Hexabromcyclododecan findet sich zum Beispiel in Gebäudeisolierungen – wenn das Haus abgerissen wird, landet die Chemikalie im Abfall. Die Einigung über die Grenzwerte muss nun noch formell von den EU-Staaten und vom Plenum des Europaparlaments gebilligt werden. Dies gilt aber als Formalie.

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