Ullmann gegen Lauterbachs Reformideen |
Cornelia Dölger |
15.11.2023 09:30 Uhr |
»Ich würde es besser finden, wenn der Bundesgesundheitsminister mit den Apotheken direkt sprechen würde, was das für Konsequenzen hat«, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagfraktion, Andrew Ullmann, zu Lauterbachs Reformplänen. / Foto: Imago Images/Christian Spicker
Kurz vor dem heute stattfindenden Protesttag der Apotheken in Dortmund hat der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Andrew Ullmann, Verständnis für den »Frust« der Heilberuflerinnen und Heilberufler geäußert. Im ZDF-«Morgenmagazin« sagte der Gesundheitspolitiker, Reformen im Gesundheitssystem seien »überfällig«.
Viele Schwierigkeiten seien lange aufgeschoben worden, das müsse jetzt geändert werden. Heute wollen in Dortmund neben Apothekenteams auch die Ärzteschaft sowie Medizinische Fachangestellte gegen die aktuelle Sparpolitik des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) demonstrieren. Dafür bleiben Apotheken und viele Arztpraxen geschlossen, Notdienste übernehmen die Versorgung.
Angesprochen auf die umstrittenen Reformpläne für das Apothekenwesen, sagte Ullmann: »Ich würde es besser finden, wenn der Bundesgesundheitsminister mit den Apotheken direkt sprechen würden, was das für Konsequenzen hat.« Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat bekanntlich vor, die Filialgründung von Landapotheken zu erleichtern, indem er die Pflicht zu Notdiensten und zur Rezeptur aufheben sowie in bestimmten Fällen PTA-Vertretungen gestatten will.
Dem erteilte Ullmann eine Absage. Die hochwertige Ausbildung der Pharmazeuten in Deutschland solle nicht infrage gestellt werden, sagte der Gesundheitspolitiker und Mediziner. Das führe zu einer Abwertung der Apotheken. »Wir haben das System der Hauptapotheke und der Filialapotheken, die eine vollwertige Apotheke auch darstellen«, so Ullmann.
Nur eine Handvoll, weniger als ein Dutzend, seien Zweigapotheken in strukturschwachen Gebieten, sie seien eine Ausnahme. Das Problem sei nicht, dass die Apotheken neu definiert werden müssten, sondern vielmehr die Tätigkeit des Apothekers, so Ullmann. Zudem gehe es darum zu klären, wie Apotheken in strukturärmeren Gebieten gestärkt werden könnten.
Wie es sein könne, dass die Lieferengpässe nach der massiven Mangellage im vergangenen Jahr nach wie vor existierten, fragte die Moderatorin. Ullmann verwies hier auf die »Monopolstellung« der Pharmahersteller im asiatischen Raum. Dies müsse durchbrochen werden, etwa indem für pharmazeutische Hersteller mehr Anreize zur Ansiedlung in Deutschland und Europa gemacht würden. Dieser Prozess brauche Zeit, sei nicht in einem Jahr zu schaffen.
Zudem seien die Preisschrauben bei Arzneimitteln »vielleicht zu fest gedreht« worden im Sinne von Rabattverträgen, räumte Ullmann ein. Diese würden nun gelockert. Es müsse aber weitere Vereinfachungen geben.
Würde es mit mehr Geld im System besser, fragte die Moderatorin. »Allein nur Geld im Gießkannensystem hineinzubringen«, sei nicht die Lösung, so Ullmann. »Wir müssen das gezielter angehen.« Leistungen müssten genau dort entlohnt werden, wo sie auch erbracht werden.