»Überwältigende« Bilanz zur Impf-Aktion |
Cornelia Dölger |
02.10.2024 15:50 Uhr |
Zur »Langen Nacht des Impfens« hatten der Bundesverband der Versorgungsapotheker (BVVA) sowie einige Apothekerkammern und -verbände aufgerufen. Sie zogen eine sehr positive Bilanz. / © Getty Images/Yiu Yu Hoi
Die Grippe- und Erkältungssaison kommt jedes Jahr. Dass Apotheken zum Auftakt der Saison zur »Langen Nacht des Impfens« aufrufen, gab es dieses Jahr erst zum zweiten Mal, aber es könnte sich verstetigen – Potenzial hat es jedenfalls, denn die Bilanz zur »Langen Nacht des Impfens«, die gestern in vielen Kammergebieten stattfand, war laut den Initiatoren »überwältigend«.
Zu der Aktion aufgerufen hatten der BVVA sowie einige Kammern und Verbände. Teilgenommen haben laut der BVVA-Vorsitzenden Heike Gnekow bundesweit mehr als 130 Apotheken – wobei deren Zahl noch deutlich höher sein könne, denn dies sind nur die Apotheken, die sich vorab online angemeldet hatten. Teilnehmen konnten Apotheken aber auch ohne Anmeldung.
»Es war ein voller Erfolg«, so Gnekow zur PZ. Die Menschen hätten vor ihrer Apotheke in Hamburg zwischenzeitlich Schlange gestanden. Mehrere hundert Personen hätten sich in den neun teilnehmenden Apotheken in der Hansestadt impfen lassen. Der Andrang sei so groß gewesen, dass die Apothekenteams zwischendurch mit dem Impfstoff hätten haushalten müssen. Die Nachfrage nach Grippe- und Covid-Impfungen habe sich ungefähr die Waage gehalten.
»Die Leute waren dankbar für das niedrigschwellige Angebot«, freut sich Gnekow. Viele Menschen hätten sich von dem enormen Medienecho ermuntern lassen. Dass vorab medial verbreitet wurde, für die Apotheken-Impfungen seien grundsätzlich keine Termine nötig, habe den Andrang noch vergrößert. Tatsächlich habe aber jede Apotheke individuell entschieden, ob sie Termine vergibt und auch, wie lange sie für die Aktion öffnet.
Der Erfolg der Aktion hallt laut Gnekow bis heute nach; noch immer kämen viele Menschen in die Apotheke, um sich gegen Grippe und Covid impfen zu lassen. Im nächsten Jahr solle die Aktion wieder stattfinden – gern dann auch regelmäßig, wenn sich das Angebot etabliert habe.
Auch aus Nordrhein kommt eine mehr als zufriedene Bilanz. Der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) hatte kräftig für die Aktion geworben, wusste zudem die Unterstützung von Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hinter sich. Als »vollen Erfolg« und »Gewinn für Bürgerinnen und Bürger« bezeichnete AVNR-Chef Thomas Preis die Aktion.
Etwa 700 Apotheken in Nordrhein-Westfalen bieten demnach Impfungen an, das seien etwa 20 Prozent der Apotheken im Land. 200 hätten an der Aktion gestern teilgenommen, mehr als 10.000 Impfungen seien durchgeführt worden, so Preis. Der Andrang sei teilweise überwältigend gewesen.
Und es könnten künftig noch mehr Apotheken sein, wie er verriet. Eine aktuelle Umfrage des Verbands habe ergeben, dass sehr viele Apotheken in Nordrhein, die bislang noch nicht impfen, sich zum Impfen entschließen würden, sobald sie über Covid- und Grippe hinaus alle Immunisierungen mit Tot-Impfstoffen durchführen könnten.
Solche Pläne finden sich im Entwurf zum Apotheken-Reformgesetz (ApoRG). Wörtlich heißt es dort: »Das zusätzliche, niederschwellige Impfangebot soll auf weitere Impfungen ausgeweitet werden, um Impfquoten bei der erwachsenen Bevölkerung zu verbessern.«
Der politische Wille sei also da, so Preis. Nun müsse die Politik Fakten schaffen. Der Haken: Die Apothekerschaft lehnt das ApoRG ab, weil es die systemverändernden »Apotheken light« enthält. An diesen wiederum hält Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) fest und stellt das gesamte Reformpaket infrage, sollte diese Passage nicht durchkommen.
Dass sie durchkommt, ist fraglich, bekanntlich hängt der Entwurf seit Monaten vor dem Bundeskabinett fest, weil die »Apotheken light« über Parteigrenzen hinweg als No-Go gelten.
Dass Impfangebote sich auch betriebswirtschaftlich für Apotheken lohnen, sofern die Angebote verstetigt und ausgebaut werden, hatte unlängst auch eine Untersuchung einer Unternehmensberatung ergeben.