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Diskussionspapier der Leopoldina

Übergewicht und Adipositas, Ursachen und Folgen

Die Leopoldina, die nationale Akademie der Wissenschaften Deutschlands, erarbeitet in ihrer Politik beratenden Funktion in loser Folge fachkompetente, unabhängige, transparente und vorausschauende Empfehlungen zu gesellschaftlich relevanten Themen. Aktuell hat sie ein Diskussionspapier zu Ursachen und Folgen von Übergewicht und Adipositas publiziert.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 10.12.2019  14:24 Uhr

Über das Problem Übergewicht und Adipositas, von dem in Deutschland zwischenzeitlich 60 Prozent der Bevölkerung betroffen sind, kann man fast täglich lesen. In einem aktuellen Diskussionspapier mit dem Titel »Übergewicht und Adipositas: Thesen zur Eindämmung der Epidemie« greift nun die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina dieses Thema auf.

Die Autoren beschreiben basierend auf dem aktuellen Forschungsstand Ursachen und Folgen von Übergewicht und Adipositas und zeigen Handlungsoptionen zur Verbesserung der Situation auf. Sie weisen darauf hin, dass die Ursachen nicht nur in individuellen Faktoren und Verhaltensentscheidungen zu suchen sind, sondern zu einem gewissen Grad auch in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Aus ihrer Analyse leiten die Autoren zwei wichtige Schlussfolgerungen ab: Offensichtlich sind die individuelle genetische Prädisposition, ein sich generell ändernder Lebensstil, ein Mangel an ausreichender Bewegung sowie ein Überangebot und die ständige Verfügbarkeit von Nahrung ungünstige Voraussetzungen dafür, Übergewicht und Adipositas in unserer Gesellschaft zu vermeiden beziehungsweise zu korrigieren. Hinzu kommt jedoch, dass es auch in Deutschland hinsichtlich der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas deutliche Unterschiede zwischen sozioökonomischen Gruppen, Bildungsschichten, Nationen und Kulturen gibt. Dies bedeutet, dass durchaus durch das habituelle Verhalten das Körpergewicht beeinflusst werden kann.

Besonders interessant ist das Diskussionspapier deshalb, da die Leopoldina als anerkannte Autorität aus ihrer Analyse Thesen und Empfehlungen ableitet, die vor allem auch an die Politik gerichtet sind.

Drei wichtige Randbedingungen

Drei Randbedingungen erscheinen den Autoren in Bezug auf Maßnahmen gegen die Adipositas-Epidemie besonders wichtig:

Erstens empfehlen die Autoren, die Erwartungen hinsichtlich einer Eindämmung der Epidemie auf ein realistisches Maß einzuschränken. Dies muss nicht einen Erfolg gefährden, denn auch geringe individuelle Effekte können große gesellschaftliche Wirkungen zeigen.

Zweitens sollten Maßnahmen sehr genau auf der Grundlage vorhandener Forschungsergebnisse geplant werden. Es sollten solche politischen, ökonomischen, medizinischen und verhaltenswissenschaftlich motivierten Maßnahmen priorisiert werden, die am ehesten umsetzbar und erfolgversprechend sind.

Drittens sehen es die Autoren als eine Verpflichtung für die Gesellschaft und für jeden Einzelnen an, ein bedenkliches Körpergewicht durch selbstbestimmtes, genetisch nicht determiniertes Verhalten und durch die geeignete Gestaltung der Umwelt zu korrigieren. Welche Maßnahmen zur gesunden Regulation des Körpergewichts erfolgreich sind, muss gegebenenfalls individuell erprobt werden.

10 Thesen und Empfehlungen

Vor diesem Hintergrund werden die folgenden zehn Thesen und Empfehlungen formuliert.

  • These 1: Die Ursachen für die deutliche Zunahme von Übergewicht und Adipositas sind vielfältig. Hierbei spielen individuelle, soziale, politische und ökonomische Faktoren eine Rolle. Maßnahmen, die nur einen Faktor verändern wollen, werden kaum erfolgreich sein. Vielmehr sollten verschiedene Maßnahmen initiiert und in ihren Wirkungen und Wechselwirkungen wissenschaftlich begleitet werden. Eine Veränderung der Adipositas-Prävalenz einer Gesellschaft wird sich dabei nicht kurzfristig, sondern nur mittel- und langfristig erreichen lassen. Dennoch können auch Erfolge, die sich für den Einzelnen nur als kleine Schritte darstellen, gesamtgesellschaftlich von erheblicher Bedeutung sein.
  • These 2: Grundlegende Faktoren für eine Prävention von Übergewicht und Adipositas sind der Lebensstil sowie die Ernährungs- und die Bewegungsgewohnheiten. Alle Maßnahmen, die darauf abzielen, das individuelle Verhalten zu ändern, sollten so gestaltet werden, dass daraus für das Individuum positive Konsequenzen resultieren.
  • These 3: Regelmäßige Bewegung durch Treppensteigen, Laufen, Radfahren oder sportliche Übungen können in der Regel leicht und ohne negative Begleiterscheinungen in viele tägliche Routinen eingebaut werden. Dieses kann für die Prävention von Übergewicht und Adipositas sowie für die Verbesserung der Lebensqualität förderlich sein.
  • These 4: Wirksame Strategien der Gewichtsregulation sollten nicht eindimensional auf eine Kontrolle des Gewichts fokussiert, sondern breiter orientiert sein und die Bedeutung einer verbesserten Lebensqualität vermitteln.
  • These 5: Stigmatisierung von Übergewicht und Adipositas kann zu emotionalen Beeinträchtigungen, Depressionen und einer Verschlechterung der Lebensqualität der Betroffenen führen. Einer Stigmatisierung der Betroffenen sollte durch die Vermittlung von vertieftem Wissen über die vielfältigen Ursachen und Faktoren von Übergewicht entgegengewirkt werden.
  • These 6: Menschen, die von Adipositas betroffen sind, müssen adäquat mit evidenzbasierten Therapieoptionen versorgt werden. Das gilt insbesondere auch für chirurgische Maßnahmen bei Menschen mit schwerer Adipositas.
  • These 7: Neben einer Reihe von lern- und sozialpsychologisch begründeten Techniken der Beeinflussung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens können zur Prävention von Übergewicht und Adipositas Nudging (»anstupsen«)- und Boosting (»Verbesserung der Entscheidungskompetenz«)-Techniken eingesetzt werden. Boosting kann vor allem auch im familiären Kontext bei der Entwicklung von gesundheitsfördernden Ernährungsgewohnheiten bei Kindern helfen.
  • These 8: Um das Ernährungsverhalten in der Gesellschaft zu verbessern und um unerwünschte Rückkopplungen zu vermeiden, müssen unterschiedliche legislative und regulierende Instrumente kombiniert eingesetzt werden. Hierzu gehören unter anderem auch gezielte Werbeverbote oder die Besteuerungen einzelner Nahrungsmittel. Dabei müssen mögliche Ausweicheffekte bedacht werden.
  • These 9: Prävention von Übergewicht und Adipositas muss so früh wie möglich in der Kindheit beginnen, denn in dieser Zeit werden sowohl physiologisch als auch psychologisch Präferenzen und Gewohnheiten festgelegt, die dann über die gesamte Lebensspanne wirksam sind. Dies betrifft das Ernährungs- ebenso wie das Bewegungsverhalten.
  • These 10: Alle an der Ernährung der Bevölkerung beteiligten Akteure – Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie, Handel, Restaurationsbetriebe – müssen in die Planung, Gestaltung und Evaluation der Maßnahmen zur Eindämmung der Adipositas eingebunden werden.
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