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Inhaberwechsel
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Übergabe in der Familie

Apothekennachfolge innerhalb der Familie: Wo liegen die Vorteile, was sind die Herausforderungen? Thomas Rochell, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL), spricht aus Erfahrung. Er hat seinen Neffen für eine Übernahme eingearbeitet und weiß, worauf zu achten ist.
AutorKontaktPZ
Datum 18.12.2025  09:00 Uhr

PZ: Seit zwei Jahren bauen Sie Ihren Neffen als künftigen Leiter Ihres Filialverbunds auf. Gibt es besondere Herausforderungen oder auch Vorteile, weil Ihr Nachfolger ein Familienmitglied ist?

Rochell: Die Herausforderung besteht darin, einerseits die Familie vor den Auswirkungen eventuell irgendwann einmal aufkommender geschäftlicher Meinungsverschiedenheiten zu schützen. Andererseits dürfen familiäre Befindlichkeiten und Rücksichtnahmen bei den unternehmerischen Entscheidungen keine Rolle spielen. Deshalb sind im Falle einer Nachfolgeregelung innerhalb der Familie ganz klare und detaillierte vertragliche Regelungen besonders wichtig.

PZ: Und die Vorteile?

Rochell: Der Vorteil einer Nachfolgeregelung innerhalb der Familie liegt darin, dass die Kommunikation viel einfacher sein kann, wenn man einen seit vielen Jahren existierenden guten Draht zueinander hat. Mein Neffe kennt mich sehr gut und ich ihn. Zwischen uns bleibt daher nichts unausgesprochen. Wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, dann reden wir ganz entspannt darüber.

PZ: Beeinflussen sich Familienzugehörigkeit und gemeinsame Unternehmensführung?

Rochell: Eigentlich sollten sie das nicht. Beide Partner müssen erwachsen sein. Das heißt, sie müssen die Eltern-Kind- – in unserem Fall Onkel-Neffe-Rolle – abgelegt haben. Sie sollten sich auf Augenhöhe begegnen, um die Vorzüge einer solchen Mehrgenerationen-OHG ausschöpfen zu können. Der Senior muss offen für die neuen Ideen sein, die der Junior einbringt. Umgekehrt muss der Nachfolger Interesse daran haben, von den Erfahrungen des Altinhabers zu profitieren. Ich darf als der Erfahrene nicht sagen: »So wird’s gemacht.« Ich darf aber auch nicht nur deshalb nachgeben, weil ich meinen Neffen gernhabe.

PZ: Nachfolger zu finden, wird immer schwieriger. Haben Sie sich gezielt einen potenziellen Nachfolger aus der Verwandtschaft gesucht?

Rochell: Gezielt nach einem Nachfolger in der Familie suchen – ich glaube, das funktioniert nicht. Die Erwartung, den Beruf der Eltern zu erlernen und dann den familiären Betrieb zu übernehmen, sollte man an die Kinder, Nichten, Neffen nicht haben. Nur aus persönlicher Verpflichtung in die Fußstapfen der Eltern oder des Patenonkels zu treten, das würde nicht gutgehen. Das muss man wirklich wollen. Das kann man umgekehrt nicht erzwingen. Ich selbst habe vor über zehn Jahren mit einer potentiellen „Nachfolgersuche“ angefangen; da hatte mein Neffe noch nicht einmal Abitur. Dass er Pharmazie studiert, in die öffentliche Apotheke und auch in die Selbstständigkeit möchte, wusste ich da noch nicht.

PZ: Wann sollten sich Inhaber mit der Organisation der Nachfolge beschäftigen?

Rochell: Je eher, desto besser. Ich habe vor über zehn Jahren damit begonnen, also mit Ende 40. Gerade wenn man wie ich einen Filialverbund übergeben möchte, muss man sich frühzeitig kümmern. Einen Nachfolger zu finden, muss nicht gleich heißen, dass man sofort in den Ruhestand geht. Ich möchte gerne noch einige Jahre weitermachen. So lange führen wir die Apotheken gemeinsam. Aber ich werde auch nicht jünger. Nun habe ich durch meinen Neffen die Sicherheit, dass da jemand ist, der sich um den Betrieb und die Mitarbeiter kümmert, falls ich einmal ausfalle. Zudem gibt mir mein Nachfolger viel Input, neue Ideen und Anregungen und damit auch neue Motivation. Umgekehrt kann ich meine Erfahrung und mein Wissen weitergeben.

PZ: Apotheken im Familienbesitz - ein Vorbild?

Rochell:  Apotheken im Familienbesitz sind kein Vorbild und auch kein Wert an sich. Egal ob Familie oder nicht – es muss zwischen den Partnern, zwischen dem Senior und dem Nachfolger stimmen und klappen. Das kann innerhalb der Familie sein, muss es aber nicht.

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