Trump will hohe Zölle auf EU-Pharmaprodukte |
Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werden die USA neue Sonderzölle auf die Einfuhr von Halbleitern, Pharmazeutika und Holz erheben. Zudem erwarte man eine weitere Ankündigung zu sogenannten reziproken Zöllen, mit denen auf angebliche unfaire Zölle anderer Länder reagiert werden soll, sagte die deutsche Spitzenpolitikerin am Dienstag in einer Rede im Europäischen Parlament in Straßburg. Diese würden sofort für fast alle Waren und viele Länder der Welt gelten und zu den Sonderzöllen hinzukommen, die US-Präsident Donald Trump bereits in Kraft gesetzt hat.
Die USA sind Deutschlands wichtiger Handelspartner noch vor China und den Niederlanden, wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Demnach wurden 2024 Waren im Wert von rund 253 Milliarden Euro zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gehandelt.
Der US-Markt hat für deutsche Firmen an Bedeutung gewonnen: Für die deutschen Exporteure seien die USA so wichtig wie nie in den vergangenen 20 Jahren, so das Statistische Bundesamt. Deutsche Firmen lieferten 2024 Waren im Wert von 161,4 Milliarden Euro in die USA, gut zehn Prozent aller Exporte. Umgekehrt wurden 2024 Waren im Wert von 91,4 Milliarden Euro aus Amerika nach Deutschland importiert. Die Folge war ein deutscher Rekord-Handelsüberschuss von rund 70 Milliarden Euro mit den USA. Mit keinem anderen Land hat Deutschland seit 2017 so hohe Exportüberschüsse.
Nicht nur den deutschen Autobauern drohen mit den von Trump bereits angekündigten Sonderzöllen von 25 Prozent hohe Belastungen. Auch für die Pharmaindustrie sind neue US-Zölle gefährlich. Arzneimittel im Wert von 26 Milliarden Euro und damit knapp ein Viertel (23,2 Prozent) der deutschen Pharmaexporte gingen 2023 in die USA. Prozentual gesehen ist das noch mehr als im Maschinenbau (13 Prozent) und der Chemiebranche (7,2 Prozent), deren Produkte ebenfalls zu den wichtigsten deutschen Exportgütern in die USA zählen.
Deutschland importierte 2023 Pharmazeutika im Wert von 12,5 Milliarden Euro (17 Prozent) aus den USA sowie rund zwölf Prozent der Vorprodukte. Das sind Materialien, Stoffe oder Bauteile, die in der Herstellung von Medizinprodukten, Arzneimitteln oder medizinischen Geräten verwendet werden. »Im Ernstfall eines Handelskriegs könnten sich Vorprodukte stark verteuern oder zeitweise ganz fehlen«, sagt Claus Michelsen, Chefvolkswirt beim Verband forschender Arzneimittelhersteller. »Damit würde die Arzneiproduktion in Deutschland unter Druck geraten mit Folgen für die Medikamentenversorgung und die Beschäftigten in der Pharmaproduktion.« Zuletzt hatten mehrere Verbände vor einem eskalierenden Handelskrieg gewarnt.