Treuhand rechnet Eckpunkte durch |
Alexander Müller |
22.12.2023 10:50 Uhr |
Die Treuhand Hannover hat anhand der BMG-Eckpunkte nachgerechnet. Demnach reicht der Rohgewinnzuwachs nicht aus, um die Apotheken wirtschaftlich zu stabilisieren. / Foto: Adobe Stock/Gerhard Seybert
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will den prozentualen Anteil der Vergütung ab 2025 schrittweise von 3 auf 2 Prozent senken. Die Einsparungen will er 1:1 auf das Fixum aufschlagen, sodass die Umstellung kostenneutral ist. Als Soforthilfe soll der Zuschlag für den Notdienstfonds um 7 Cent pro Packung erhöht werden. Der Kassenabschlag soll ab 2025 wie geplant wieder von 2 Euro auf 1,77 Euro sinken.
Verwirrung stiften in diesem Zusammenhang Zahlen, die das »Handelsblatt« ins Spiel gebracht hatte. Demnach soll das Fixum 2025 auf 8,54 Euro steigen und 2026 auf 8,73 Euro. Diese konkreten Werte tauchen aber in Lauterbachs Eckpunktepapier nicht auf. Und die ABDA geht nach dem Treffen im Ministerium davon aus, dass der Ausgleich nur zwischen Fixum und variabler Marge stattfindet, Kassenabschlag-Absenkung und Notdienst-Zuschuss also zusätzlich entlasten sollen.
Die Treuhand hat es einmal anders durchgerechnet. Geht man von den kolportierten Werten für das Fixum aus, wird die Rohgewinn-Neutralität nämlich nur durch die Absenkung des Abschlags und die erhöhte Notdienstpauschale erreicht. »Zu erwartende Kostensteigerungen werden bis Ende 2026 weiterhin nicht kompensiert«, heißt es in einer Analyse der Steuerberatunsgesellschaft. Ab 2027 soll dann ein neues Fixum gelten, dass der Deutsche Apothekerverband (DAV) künftig direkt mit dem GKV-Spitzenverband aushandeln soll.
Eine weitere Erkenntnis der Treuhand-Berechnung: Land- oder Dorfapotheken würden nur in geringem Maße bessergestellt als der Durchschnitt. »Der geringe Rohgewinnzuwachs ist aber nicht ansatzweise ausreichend, um die Apotheken insbesondere des unteren Drittels nach Betriebsergebnissen wirtschaftlich zu stabilisieren«, so die erste Einschätzung des Juristen Sebastian Schwintek und des Diplom-Ökonoms Guido Michels von der Treuhand.
Demnach verlieren hochpreisige Arzneimittel bis zu einem Drittel an Rohgewinn. Vor allem spezialversorgende Apotheken würden damit viel Ertrag einbüßen. Die Auswirkungen auf das Versorgungsangebot seien noch nicht abschätzbar, die Versorgung in diesem Bereich würde jedenfalls »deutlich weniger attraktiv«.
Unabhängig davon, ob man bei der Umstellung Kassenabschlag und Notdienstpauschale einrechnet oder nicht, werden vor allem umsatzstarke Apotheken mit Hochpreisversorgung hohe Rohgewinnrückgänge durch die Senkung des prozentualen Aufschlags erleiden.
Nach der Treuhandberechnung mit den niedrigeren Fixum-Werten würde eine Durchschnittsapotheke ihren Rohgewinn im Vergleich 2023 zu 2025 um 6744 Euro steigern können, von 2025 auf 2026 stünde aber ein Minus beim Rohgewinn von 2772 Euro. Rechnet man die Erhöhung des Fixums 1:1 zur Absenkung der prozentualen Marge, würden die Apotheken entsprechend von der Notdienstpauschale profitieren, die mit durchschnittlich 2629 Euro zu Buche schlägt.