Trauermarsch für ambulante Versorgung |
Alexander Müller |
22.11.2023 16:46 Uhr |
Nach der Kundgebung in Stuttgart wurde ein symbolischer Sarg zum Sozialministerium in der Stuttgarter Innenstadt getragen. Vornweg beim letzten Geleit: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach als Gevatter Tod. / Foto: PZ
Buhlinger-Göpfarth, Vorsitzende des Hausärzteverbands Baden‐Württemberg und Vize des Bundesverbands, prangerte eine »systematische Sabotage« von Apotheken und Hausarztpraxen an. Deshalb müsse man gemeinsam für die ambulante Versorgung kämpfen.
Ein Schmerzthema der Ärzteschaft ist die von der Politik verordnete Digitalisierung des Praxisalltags. »Wir sind keine Versuchslabore für nicht funktionierende digitale Anwendungen«, so Buhlinger-Göpfarth, betonte aber, dass sich die Praxen keineswegs total verweigerten. Und überbordende Bürokratie raube in Praxen und Apotheken kostbare Zeit, die die Teams für die Versorgung der Patientinnen und Patienten benötigten. Und an die Politik gewandt rief Buhlinger-Göpfarth: »Balkonapplaus ist keine gültige Währung!«
Norbert Smetak, Vorsitzender MEDI Baden‐Württemberg und Vorstandsmitglied im Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands, bezeichnete die Lage der ambulanten Versorgung als »desaströs«. Die Ärzteschaft blickt mit Sorge auf das Urteil des Bundessozialgerichts (BSG) zur Sozialversicherungspflicht von Poolärzten. Als Folge müssten Notdienste reduziert werden, oder auch Sprechzeiten in den Arztpraxen, weil die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte wieder selbst Notdienste übernehmen müssten. »Das spüren die Patientinnen und Patienten nach nur drei Wochen schon sehr deutlich«, so Smetak.
Der fachübergreifende Ärzteverband MEDI hatte seine politischen Forderungen schon am Vormittag an den baden-württembergischen Gesundheitsminister Manne Lucha übergeben und anschließend den Protest unterstützt. »Wir solidarisieren uns mit den Kolleginnen und Kollegen der Apotheken. Zur ambulanten medizinischen Versorgung gehören auch funktionierende apothekerliche Versorgungsstrukturen, der schnelle Zugang zu Medikamenten und Beratungsleistungen«, so Smetak.
An die Apothekenteams gewandt forderte er: »Bleiben Sie hartnäckig, bleiben Sie laut.« Anschließend führte er den Trauerzug zum Ministerium. Dort wurde eine kurze Mahnwache abgehalten.