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Report

TK fordert sinnvolle Regulierung bei Gentherapeutika 

Gentherapeutika sind oft die letzte Hoffnung für schwer erkrankte Menschen. Die Techniker Krankenkasse (TK) und das aQua-Institut fordern aufgrund enormer Kosten für diese Arzneimittel neue Wege in der Preisbildung, damit allen Patienten diese Therapieoption offensteht.
AutorKontaktMelanie Höhn
Datum 07.03.2024  13:30 Uhr

Derzeit sind in Deutschland 15 Gentherapeutika zugelassen. Die Kosten für diese Arzneimittel, die nur einmal verabreicht werden müssen, lagen bei Markteintritt zwischen rund 300.000 Euro und 4,2 Millionen Euro pro Behandlung. Neben berechtigten Hoffnungen auf eine bessere Behandlung von schweren Erkrankungen stehen die enormen Ausgaben – für eine Gentherapie bezahlen die Krankenkassen teilweise Millionenbeträge, schreibt die TK in ihrem aktuellen Report »Arzneimittel-Fokus Gentherapeutika – Hoffnungsträger oder Systemsprenger?«, den sie zusammen mit dem aQua-Institut erstellt hat.

Was bedeuten diese neuen Arzneimittel für die medizinische Praxis? Welche Gentherapeutika sind aktuell in der Pipeline? Wie können sie auf Dauer finanziert werden und wie gehen andere Länder mit dieser Herausforderung um?

49 Kandidaten in der Pipeline

»Für Gentherapeutika hat sich ein extrem hohes Preisniveau etabliert, teilweise in Millionenhöhe. Diese Preise kann die Gesetzliche Krankenversicherung nicht auf Dauer und für immer mehr Menschen bezahlen. Ich möchte nicht, dass irgendwann entschieden werden muss, wer noch ein teures Medikament bekommen kann und wer nicht«, sagte Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK, gestern in einem Pressegespräch anlässlich des Reports. »Deshalb müssen wir Wege in der Preisbildung finden, damit auch künftig alle Patientinnen und Patienten von neuen Therapiemöglichkeiten profitieren können.«

Laut des TK-Reports sind 49 Kandidaten so weit, dass sie in den nächsten Jahren auf den Markt kommen könnten, darunter Gentherapeutika für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Augenleiden und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes. Einer dieser Kandidaten wurde inzwischen zugelassen. Potenziell könnten rund 3,8 Millionen Patientinnen und Patienten von den neuen Gentherapeutika profitieren, heißt es.

Mögliche Einsparungen schwer zu beziffern

Die prognostizierten Ausgaben für diese Medikamente liegen laut TK-Report bei rund 27 bis 36 Milliarden Euro. Die dadurch entstehenden möglichen Einsparungen – etwa durch dann nicht benötigte Therapien – seien schwer zu beziffern. Unter anderem sei nicht klar, wie lange Gentherapeutika tatsächlich wirken oder welche zusätzlichen Therapien und Kontrolluntersuchungen notwendig seien, heißt es seitens der TK.

Zwar würden diese Medikamente vielen Menschen »berechtigte Hoffnung« bringen, jedoch fehlten die Langzeitdaten, so TK-Chef Baas. »Wir brauchen Preise, die sich an den tatsächlichen Forschungs- und Herstellungskosten orientieren. Aktuell schaukeln sich die Preise immer weiter hoch, vor allem weil bei Arzneimitteln einer völlig neuen Wirkstoffklasse wie Gentherapeutika keine Vergleiche möglich sind.« Deshalb brauche es eine sinnvolle Regulierung.

»Teuerste Spritze der Welt«

Andreas Ziegler, Ärztlicher Leiter des Pädiatrischen Klinisch-Pharmakologischen Studienzentrums des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), behandelt Kinder unter anderem mit dem wohl bekanntesten Gentherapeutikum Zolgensma®, das gegen spinale Muskelatrophie (kurz SMA) eingesetzt wird und als »teuerste Spritze der Welt« Schlagzeilen machte: »Wir können aufgrund der Erfahrungen mit Zolgensma von einer extrem erfolgreichen Therapie einer ansonsten zum Tode führenden Erkrankung sprechen. Es ist mir jedoch wichtig, nicht von einer Heilungs- oder Wunderspritze zu sprechen, da dies Erwartungen weckt und die Wirkung von unterschiedlichen Faktoren abhängig ist«, erklärte er im Rahmen der Pressekonferenz zum TK-Report.

Auch das Thema Preise spielt für Ziegler eine wichtige Rolle: »Als Arzt möchte ich nachvollziehen können, wie die Preise für innovative Arzneimittel zustande kommen. Aus meiner Sicht ist klar, dass wir uns die explodierende Zahl von teuren Therapien mit diesen Preisen auf Dauer nicht leisten können. Nach welchen Maßstäben wollen wir dann diese Therapien verteilen?«, so Ziegler. 

Beispiel Japan: Kostentransparenz ist möglich

Wie reagieren andere Länder auf die Herausforderung explodierender Arzneimittelkosten? Der Report wirft einen Blick auf die USA, Frankreich und Japan und zeigt, wie diese Länder ihre Arzneimittelausgaben eindämmen wollen. Beispiel Japan: Das Land hat mit einem kriterienbasierten Prämiensystem für neue Arzneimittel ohne Vergleichstherapie die Ausgaben gesenkt. Kern des Systems sind Dossiers der pharmazeutischen Unternehmen, in denen Herstellungs-, Vertriebs- und Vermarktungskosten transparent dargestellt werden, anschließend werden nach Kriterien wie Innovationsgrad oder der Absatzfähigkeit unterschiedlich hohe Prämien aufgeschlagen.

Auch die USA will künftig, dass Hersteller Kosten offenlegen müssen, während Frankreich Arzneimittelkosten über ein zentrales Budget begrenzt. In Deutschland müsse über verschiedene Modelle diskutiert werden, sagt TK-Chef Baas und ergänzt: »Die Industrie soll an innovativen Therapien gut verdienen, aber die Preise müssen angemessen sein. Natürlich soll Deutschland ein starker Pharmastandort bleiben. Aber die Industrie siedelt sich nicht da an, wo es die höchsten Arzneimittelpreise gibt, sondern dort, wo die Rahmenbedingungen für Forschung und Produktion gut sind. Zahlreiche Länder, in denen Arzneimittel in großen Mengen produziert werden, haben geringe Preise«, so Baas. Er fordert gute Rahmenbedingungen für die Industrie und bezahlbare Arzneimittel, die auch zukünftig von der Gesetzlichen Krankenvericherung (GKV) finanziert werden können.

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