Titel
Der Elementbegriff wurde zwar bereits in der Antike geprägt,
bezeichnete zunächst aber im eher naturphilosophischen Sinne die
Grundkomponenten von Feuer, Wasser, Erde und Luft. Die moderne
Elementenlehre bildete sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts aus. Im
Laufe eines Jahrhunderts danach wurden zahlreiche Elemente neu entdeckt,
die sich 1869 zu einem "Periodensystem der chemischen Elemente"
gruppieren ließen.
An der Entdeckung neuer chemischer Elemente in den Jahren 1770 bis 1870 hatten
nicht nur Chemiker, sondern auch Apotheker von denen einige später zu
Chemikern wurden bedeutenden Anteil. So war der Apotheker Carl Wilhelm
Scheele (1742-1786) nicht nur Mitentdecker des Sauerstoffs, er entdeckte auch
Chlor, Mangan und Barium. Auf ebenfalls mehrere Elemententdeckungen konnten
Martin Heinrich Klaproth (1743-1817) und Humphrey Davy (1778-1829)
zurückblicken. Beide hatten ihren wissenschaftlichen Werdegang als Apotheker
begonnen, ehe sie zu Chemikern wurden.
Die Entdeckung der Elemente Chrom und Beryllium ist den zeitlich etwa parallelen
Bemühungen der Apotheker Vauquelin und Klaproth zu verdanken. Louis Nicolas
Vauquelin (1763-1829) entstammte einfachen Verhältnissen, erfuhr eine wesentliche
Förderung durch A.F. de Foucroy (1755-1809) und erreichte den Zenit seiner
Wirksamkeit in Paris. Hier entwickelte er eine reiche Lehrtätigkeit auf
mineralogischem, chemischem, pharmazeutischem und medizinischem Gebiet.
Ähnlich Klaproth: Auch er war zunächst Apothekerlehrling und dann Apotheker in
Berlin, ehe er ab 1787 seine Tätigkeit mehr und mehr auf die Mineralchemie und die
chemischen Wissenschaften überhaupt verlegte und ein Laboratorium und schließlich
(1809) einen Lehrstuhl an der Universität Berlin erhielt.
Die Voraussetzungen der Entdeckung von Chrom und Beryllium reichen weit
zurück: Bereits infolge der Metallurgie und des frühen Hüttenwesens der frühen
Neuzeit wuchs das metallurgisch-chemische Wissen langsam an. Nach der
Aufstellung der Phlogistontheorie (Stahl 1697) rückte auch das Interesse für die
Verbindungsgesetze der Stoffe mehr in den Vordergrund und trug zur raschen
Entwicklung der Gaschemie ab etwa 1760 wesentlich bei. Beide hier besonders
interessierenden Forscher, Vauquelin und Klaproth, befaßten sich seit den 1780er
Jahren mit Fragen der Mineralogie, der Metallurgie und Gesteinsanalythik und der
mineralogisch-chemischen, aber auch pharmazeutischer Aspekte.
Der Entdeckung des Chroms ging dabei bei beiden Forschern ein Studium des
sibirischen roten Bleispates voraus. Aufgrund von Farbveränderungen hatte
Vauquelin schon bei den ersten Analyseschritten des Bleispats an die Entdeckung
eines neuen Elements gedacht, das er (wegen des Farbcharakters) "Chrom" nennen
wollte. 1798 erfolgte die Reindarstellung des Chroms sowohl durch Vauquelin wie
durch Klaproth.
Der Nachweis des Berylliums erfolgte aus dem sibirischen Beryll-Erz und wurde
ebenfalls durch beide Apotheker etwa zeitgleich geleistet. Durch weitere
Untersuchungen ergab sich, daß sowohl Chrom wie Beryllium für die Farbe vieler
Edelsteine mitverantwortlich sind. Die pharmazeutische und medizinische Bedeutung
dieser Entdeckung blieb zunächst gering. Chromsalze erlangten später Relevanz für
die Maler- und Emailierkunst, ebenso als Gerbmittel in der Lederverarbeitung. Für
die rasch sich entwickelnde Metall- und Stahlindustrie sollten Chrom und Beryllium
wichtige Legierungssätze bilden. Grund genug, an die parallele Entdeckung zweier
Apotheker im Jahre 1798 zu erinnern.
PZ-Titelbeitrag von Franz Kohl, Freiburg
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