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PZ Titel

18.11.1996  00:00 Uhr

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Titel

Govi-Verlag

Placebo oder Pharmakon: Was leistet
Magnesium in der Therapie?


Die Erdrinde enthält etwa 1,9 Prozent Magnesium, das Meerwasser etwa 0,5 Prozent. Für Pflanzen ist das Kation als Zentralatom des Chlorophylls lebenswichtig. Sie stellen den wichtigsten Magnesiumlieferanten für Mensch und Tier dar. Mengenmäßig liegt das Erdalkalimetall mit 24 bis 28 Gramm im menschlichen Körper an vierter Stelle hinter Calcium, Kalium und Natrium. Zufuhr, Resorption und Ausscheidung bestimmen den Magnesiumhaushalt des Menschen.

Dreißig Prozent des täglich aufgenommenen Magnesiums (etwa 300 mg) werden im Dünndarm resorbiert. Auch im Dickdarm findet noch eine Resorption statt, der Rest wird mit den Faeces ausgeschieden. Die hygroskopischen Eigenschaften des Kations führen manchmal zur Stuhlerweichung bis hin zum Durchfall. Die Niere scheidet täglich etwa 100 mg aus. Zwei Drittel des Metalls werden im Knochen gespeichert, der Rest verteilt sich intrazellulär auf Organe und Skelettmuskulatur. Nur ein Prozent des Körpermagnesiums kommt extrazellulär vor und sorgt für einen Serumspiegel von 0,8 bis 1,1 mmol/l (Normalwert). Davon liegen etwa 0,5 mmol/l ionisiert und damit physiologisch aktiv vor. In der Zelle sind ebenfalls nur 0,5 mmol/l in ionisierter Form vorhanden. Komplexgebunden erfüllt das Kation hier lebenswichtige Funktionen: Im Mg-ATP-Komplex spielt es die Hauptrolle als Cofaktor von etwa 300 ATP-abhängigen Enzymen; es stabilisiert die Tertiärstruktur von Proteinen und Nukleinsäuren; es reguliert Ionenströme und bindet an Phospholipide.

Die intrazellulären Magnesiumspiegel sind weitgehend unabhängig von der extrazellulären Konzentration. Der Serumspiegel soll wegen circadianer Schwankungen - morgens sind die Werte niedriger als abends -immer zur gleichen Zeit bestimmt werden und ist vorsichtig zu interpretieren. Liegt er im unteren Normbereich (0,7 bis 0,8 mmol/l), kann ein latenter Mangel angenommen werden; unter 0,7 mmol/l muß substituiert werden. Fällt der Serumspiegel unter 0,2 mmol/l, werden Mangelsymptome manifest. Die Mangelsymptome sind vielfältig und können den gesamten Organismus betreffen. Generell zeigt sich eine neuromuskuläre Übererregbarkeit, die den Magen-Darm-Trakt, die Gebärmutter oder die Skelettmuskulatur beeinträchtigen kann.

Eine Magnesiumprophylaxe kommt bei Schwangeren spätestens im dritten Trimenon in Frage; ebenso profitieren Patienten mit einem iatrogen bedingten Mangel (Langzeittherapie mit Schleifendiuretika, Digitalis, Cisplatin, Ciclopsorin), Diabetiker und Alkoholiker von einer peroralen Prophylaxe. Bei latentem Mangel klagen viele Patienten über Krämpfe; auch hier ist eine perorale Substitution wirksam. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung bietet mit ihren Zufuhrempfehlungen eine Leitlinie: Erwachsene sollen täglich mindestens 300 mg = 12 mmol (Frauen) oder 350 mg = 14 mmol (Männer) aufnehmen.

Beim Herzinfarkt schützt Magnesium bei frühzeitiger parenteraler Gabe das geschädigte Areal vor einer Calciumüberladung, die das Gewebe nach einer Lyse oft absterben läßt. Der Serum-Magnesiumspiegel sollte auf mindestens 1,5 mmol/l über 24 Stunden angehoben werden. Weitere Indikationen finden sich in der Gynäkologie (Wehenhemmung = Tokolyse, Präeklampsie und Eklampsie, Dysmenorrhoe) und der Neurologie (neuromuskuläre und neurovaskuläre Störungen).

Die pharmakologischen Effekte von Magnesium beruhen auf dem ionisiert vorliegenden Anteil. Für die parenterale Therapie wird daher das sehr gut lösliche MgSO4-Heptahydrat eingesetzt. Für perorale Präparate gelten andere Kriterien. Anorganische Salze sind wegen der schlechten Löslichkeit nicht geeignet. Magnesiumcarbonat, -hydroxid und -oxid neutralisieren Säuren und werden daher in Kombination mit Aluminiumsalzen als Antacida eingesetzt; nur fünf bis zehn Prozent des Magnesiums werden resorbiert. Bei der Auswahl eines Magnesiumpräparates zur peroralen Gabe sollte sich der Apotheker an drei Hauptkriterien orientieren:

o Tagesdosis mindestens 300 mg = 12 mmol als Einmalgabe; maximal dreimal täglich eine Gabe;

o organisches Anion, das verstoffwechselt wird und den Organismus nicht belastet;

o gelöste Darreichungsform, damit das Magnesiumion vorliegt.

PZ-Titelbeitrag von Katja Pannewig, München

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