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Pharmazie in MexicoBoticas und Farmacias ohne Apotheker

02.11.1998  00:00 Uhr

- Titel

Govi-Verlag

Pharmazie in Mexico
Boticas und Farmacias ohne Apotheker

Mexiko ist kulturell ein Teil Lateinamerikas und markiert geographisch die Schwelle zwischen Mittel- und Nordamerika. Es unterliegt starken wirtschaftlichen Einflüssen seines nördlichen Nachbarn: Mit Kanada und den Vereinigten Staaten besteht ein Freihandelsabkommen. Die Mischung aus neoliberalem Binnenmarkt, einem erklärten Minimum an staatlichen Kontrollen, Auflagen für unternehmerische Eigeninitiativen und fast unbeschränktem Handelswettbewerb, verbunden mit den europäischen Prinzipien des Sozialstaats, bildet den Rahmen für eine außergewöhnliche pharmazeutische Landschaft ohne Apothekenwesen und vor allem ohne Apotheker.

Landesweit spielt der frei kalkulierte Verkaufspreis der Arzneimittel neben dem Sortimentsumfang die entscheidende Rolle bei der Kundentreue. Eine Fachberatung wird überhaupt nicht erwartet. In diesem Preiskrieg werden auf Häuserfassaden, Handzetteln, Transparenten und Plakaten mit prozentualen Abschlägen auf den unverbindlichen Herstellerabgabepreis auf der Verpackung geworben.

Da es aus historischen Gründen keine "Apotheke" im deutschen Sinne gibt, sondern nur Verkaufsläden und -buden kann man "apothekenpflichtig" und "frei verkäuflich" praktisch gleichsetzen. In sogenannten Boticas, Farmacias ("Apotheken"), Drogerien, Kaufhäusern, Tante-Emma-Läden und Supermärkten, also unter Wegfall des Apothekenmonopols, sind die meisten apothekenpflichtigen Fertigarzneimittel beliebig anzutreffen. So ist der Übergang zwischen Läden mit Arzneiabteilung und Apotheke mit Randsortimenten aller Art (Bücher, Foto-Material, Parfüm, Lebensmittel) fließend. Mißbrauch, Abhängigkeiten, Verwechslungen, Indikationsfehler, Verkaufsförderung durch Sonderangebote, (fast) unbeschränkte Werbung sind die gesundheitspolitischen Folgen der Einstufung von Arzneimitteln "als Ware nicht besonderer Art".

Nach dem letzten Weltkrieg kamen immer mehr ausländische Pharmafirmen. Heute sind bereits 500 internationale Arzneimittelhersteller vertreten, meist mit Sitz in der zwanzig Millionen Menschen zählenden Metropole Mexico-Stadt. Die rasche Entwicklung zu freiem Warenhandel gab den Behörden augenscheinlich keine Zeit, das Apothekenwesen den Erfordernissen anzupassen und fortzuführen. Vor diesem Hintergrund gibt das Gesundheitsgesetz als mögliche Verteilerstellen "Boticas" (Boutiquen, Läden), "Drogerias" und "Farmacias" an. Seit 1938 ersetzen die pharmazeutisch unzureichend ausgebildeteten "Chemisch-Pharmakologischen Biologen" (QFB) die Apothekerschaft. Seit letztem Jahr sind auch sie nicht mehr zwingend vorgeschrieben, es sei denn beim Handel mit Betäubungsmitteln und Psychopharmaka.

Die Lage der Pharmazie scheint aussichtslos, und berufspolitisches Terrain scheint in Mexiko für immer verloren zu sein. Aber gerade durch sein Fehlen und die nötigen Bedarfslösungen macht der Apothekerberuf auf sich aufmerksam. Die staatliche Universität Benemérita Universidad Autónoma de Puebla (BUAP) hat 1994 den Studiengang Diplom-Pharmazie in Zusammenarbeit mit Ministerien, GTZ, DAAD und einigen Mitarbeitern des Pharmazeutischen Instituts der Universität Tübingen unter Professor Roth eingeführt.

PZ-Artikel von Thomas Scior, Walldorf

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