Titel
Obgleich multiple Emulsionen seit langem beschrieben werden, zeugen erst
jüngste Markteinführungen von der Möglichkeit, stabile multiple Emulsionen
mit ansprechenden kosmetischen Leistungen herzustellen. Der augenfälligste
Vorteil für den Einsatz multipler W/O/W- Emulsionen in kosmetischen
Produkten scheint die Kombination der jeweiligen Hauptvorzüge zweiphasiger
Emulsionen in einer Produktform zu sein: Die im allgemeinen überlegene
feuchtigkeitsspendende Wirkung einer W/O- Emulsion wird mit dem angenehm
leichteren Hautgefühl einer O/W- Emulsion vereint.
Multiple Emulsionen können in einem Zwei- oder Einstufenprozeß hergestellt werden.
Im Zweistufenprozeß wird zunächst eine W/O- Emulsion hergestellt, die dann in einer
emulgatorhaltigen Wasserphase dispergiert wird. Als vorteilhaft hat sich der Einsatz von
nichtionischen Emulgatoren bei diesem Verfahren herausgestellt. Insbesondere werden
zur Bereitung der primären W/O - Emulsion die Sorbitan- und
Polyglycerinfettsäureester empfohlen. Bei der Darstellung der sekundären W/O/W -
Emulsion ist die erfolgreiche Verwendung von Poloxameren beschrieben.
Beim relativ neuen Einstufenprozeß zur Erzielung von multiplen W/O/W - Emulsionen
kann besonders die Partial Phase Solu-Inversion Technology hervorgehoben werden.
Sie beruht darauf, daß ethoxylierte, nichtionische Emulgatoren in Abhängigkeit von der
Temperatur ihre hydrophilen und lipophilen Eigenschaften, also den HLB-Wert ändern.
Es wird nun so vorgegangen, daß der eigentlich hydrophile Emulgator oberhalb seiner
Phaseninversionstemperatur in einer vorzugsweise polaren Ölphase gelöst und mit einer
elektrolythaltigen Wasserphase emulgiert wird. Beim Abkühlen des zunächst
vorliegenden W/O-Systems werden die während der Phaseninversion kurzzeitig
auftretenden W/O/W Phasen durch kontrolliertes "Aussalzen" und durch die Ausbildung
einer auf dem Emulgator beruhenden Gerüststruktur fixiert.
Eine ebenfalls interessante Entwicklung stellen sogenannte hautähnliche
Hydro-Lipid-Systeme dar. Diesen liegen Lecithine als emulgierendes Prinzip zugrunde.
Die Auswahl der Inhaltsstoffe und die technologischen Prozeßparameter ermöglichen
die Konzeption einer Cremebasis, deren Zusammensetzung und Struktur mit dem
interzellulären Hautlipidkomplex vergleichbar ist. Eine ausgewählte Formulierung, die
unter der Bezeichnung DMS (Derma Membran System) kommerziell erhältlich ist,
enthält unter anderem als interzelluläre Lipidbestandteile Phospholipide, Ceramide,
Triglyceride, Sterole und aliphatische Triterpene. Phospholipide können sowohl mit
Ölen als auch mit Wasser sehr stabile flüssigkristalline Lamellarphasen ausbilden, die in
Bezug auf den Ölgehalt und den Wassergehalt einen gewissen Spielraum erlauben. Die
darüber hinausgehende Überschußkomponente bildet dann die jeweilige äußere Phase.
Es ist so möglich, Cremes zu rezeptieren, die, je nach Wasserangebot einen W/O- oder
O/W- Charakter besitzen.
Die DMS-Basiscreme weist bei lichtmikroskopischer Betrachtung eine sehr hohe
Dispersität auf, die auf eine bei der Herstellung angewandte Hochdruckhomogenisation
zurückzuführen ist.
Auf dem Sektor der Partikelsysteme als Wirkstoffträger sind neben den klassischen
Mikrokapseln die "Macrobeads" bemerkenswerte Entwicklungen. Es handelt sich dabei
um eine durch Extrusion mit anschließender Sphäronisation hergestellte, mit dem bloßen
Auge sichtbare lipophile Matrix. Gekennzeichnet ist eine extrudierbare Rezeptur die
diesen Macrobeads zugrundeliegt durch einen Gehalt an mikrokristalliner Cellulose,
hochdispersem Siliciumdioxid und wenigstens einem lipophilen Bestandteil aus der
Gruppe der Öle, Fette und Wachse. Gegebenenfalls können noch Acrylatpolymere
und/oder Copolymere enthalten sein. Vor allem die Möglichkeit, beim Einsatz dieser
lipophilen Pellets emulgatorfreie Hydrodispersionen vom Typ fest/ flüssig zu realisieren,
soll hervorgehoben werden. Vorteilhaft ist der Einsatz dann, wenn die kosmetische
Zubereitung über eine längere Zeit auf beziehungsweise in die Haut massiert werden
soll, und überschüssige Körperexsudate entfernt werden müssen. Dies ist vorzugsweise
bei sogenannten Scrub-Produkten, wie Peeling Präparaten oder Massagegelen, der
Fall.
PZ-Titelbeitrag von Professor Gerd Kutz, Lemgo
© 1997 GOVI-Verlag
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