Pharmazeutische Zeitung online

Künstliche Paradiese: Die Scheinwelt der Drogen und Suchtmittel

30.09.1996  00:00 Uhr

-
Titel

  Govi-Verlag

Künstliche Paradiese:
Die Scheinwelt der Drogen und Suchtmittel

 
Zu allen Zeiten gab es Menschen, die Gifte mißbraucht haben, um high zu werden oder in ein künstliches Paradies aufzusteigen oder abzutauchen. Im PZ-Titel werden Rauschgifte vom Standpunkt des Pharmazeuten betrachtet. Jedoch nicht in der gewohnten Einteilung nach chemischen Verbindungsklassen, sondern eingeteilt nach vier Paradiesen, die sie vorgaukeln:
- Träume: Ich bin total entspannt und denke an etwas Schönes.
- Ich-Sucht: Mir geht´s super! Ich bin der Größte!
- Flucht: Ich will abschalten und vergessen können.
- Neue Erlebnisse: Raus aus dem Alltagsgrau, aus der materialistischen Verkümmerung.

Haschisch, Morphin und Heroin führen in das Paradies der Träume. Die Haschischwirkung wird vor allem dem Tetrahydrocannabinol (THC) zugeschrieben. Vor wenigen Jahren wurde eine physiologische Substanz als "Originalschlüssel" am THC-Rezeptor gefunden: Anandamid, das Ethanolamid der Arachidonsäure. Aus dem eingetrockneten Milchsaft der Schlafmohnkapsel, Opium, wird das Alkaloid Morphin gewonnen. Ende des vorigen Jahrhunderts wurde sein Diacetylester, das Heroin, synthetisiert. Ursprünglich geschah dies in dem Glauben, damit eine viel weniger suchterzeugende Substanz gefunden zu haben. Das Gegenteil war jedoch richtig. Heroin flutet nach der Injektion schneller im Gehirn an als Morphin und gibt den gewünschten Kick. Auch diese Stoffe imitieren körpereigene Agonisten an den Opiatrezeptoren, die Endorphine.

Ins Paradies der Ich-Sucht entführen Cocain, Amphetamine und Designer-Drogen. Cocainhydrochlorid wird geschnupft, die Base (Crack) wird geraucht. Die Wirkung entsteht vermutlich über die Hemmung eines Dopamintransporters. Ähnlich stimulierend wirken Amphetamine und ihre Derivate. Die häufige, unnatürlich starke Stimulierung des Organismus kann nach heutiger Kenntnis Geisteskrankheiten bis hin zur Schizophrenie nach sich ziehen.

Bei der Flucht aus der realen Welt helfen Alkohol, aber auch Arzneistoffe wie Barbiturate und Benzodiazepine. Bei kontrollierter Gabe haben diese Medikamente durchaus ihren Nutzen als Schlaf- und Beruhigungsmittel. Benzodiazepine können als "Bremskraftverstärker" der Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) bezeichnet werden. Sie ist der wichtigste inhibitorische Neurotransmitter. Auf subtile Art machen auch diese Stoffe abhängig; beim plötzlichen Absetzen gewinnen exzitatorische Transmitter die Oberhand. Obwohl in den sechziger Jahren rein synthetisch hergestellt, hat man inzwischen vergleichbare Strukturen in der Natur gefunden, zum Beispiel Desmethyldiazepam.

Neue Erlebnisse und eine schönere Welt gaukeln Stoffe wie Mescalin oder Lysergsäurediethylamid (LSD) vor. Auch sie greifen in die Signalübertragung im Gehirn ein. LSD soll die Freisetzung des Neurotransmitters Serotonin hemmen. Die dauerhafte Einnahme kann die Persönlichkeit zerstören und zu Psychosen führen.

Trotz einer Karriere als Suchtmittel darf man nicht übersehen, daß etliche Verbindungen, etwa Morphin, als Arzneistoffe eingesetzt werden oder als Leitsubstanzen für die Arzneistoffentwicklung dienen.

PZ-Titelbeitrag von Dr. Peter Imming, Marburg    

© 1996 GOVI-Verlag
E-Mail:
redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa