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"Denn wie er zuletzt war, so war er eigentlich."Zum 100. Todestag Theodor Fontanes

07.09.1998  00:00 Uhr

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Govi-Verlag

"Denn wie er zuletzt war, so war er eigentlich."
Zum 100. Todestag Theodor Fontanes

Der Apotheker, Dichter und bedeutende Romancier Theodor Fontane (1819 bis 1898) erlebte auch in der Pharmaziegeschichte eine vielfache Würdigung. Unerwähnt blieb dabei indessen, daß Fontane ein widersprüchliches Verhältnis zur Pharmazie hatte.

Bereits Theodor Fontanes Vater Louis Henri Fontane (1796 bis 1867) war Apotheker und begann seine Lehrzeit 1809 in der Elephanten-Apotheke Berlin. 1818 bestand er das Apothekerexamen 2. Klasse, das ihn nur zur Leitung von Apotheken in kleineren Orten berechtigte. In der Löwen-Apotheke in Neuruppin, die er erwarb, wurde Theodor Fontane am 30. Dezember 1819 geboren. Spielschulden zwangen den Vater 1826, die Neuruppiner Apotheke wieder zu verkaufen. 1827 siedelte die Familie nach Swinemünde über, wo Theodor Fontane glückliche Kinderjahre verlebte. Henri Louis Fontane erwarb 1838 die Apotheke in Letschin im Oderbruch, in der Theodor Fontane später als Defektar und als Rezeptar wirkte.

Theodor Fontane begann Ostern 1836 seine Lehrzeit in der "Apotheke zum Schwan" bei Wilhelm Rose, Sproß einer berühmten Berliner Apothekerfamilie. Nach dem 1840 bestandenem Gehilfenexamen arbeitete Fontane als Gehilfe in Burg, Leipzig, Dresden und Berlin. In der dortigen "Polnischen Apotheke" arbeitete er zusammen mit dem späteren Rostocker Apotheker und Pepton-Hersteller Friedrich Witte (1829 bis 1893), mit dem ihn ein freundschaftliches Verhältnis verband.

In Berlin bestand Fontane 1847 sein Examen als Apotheker 1. Klasse. In den folgenden Jahren war er auf der Suche nach einer geeigneten Apotheke. Da ihm jedoch die Mittel fehlten, war er froh, 1848 eine Stelle in der Dispensairanstalt des Diakonissenkrankenhauses Bethanien in Berlin-Kreuzberg zu erhalten. Neben der Leitung dieser Krankenhausapotheke war es hier seine Aufgabe, "die dazu bestimmten Schwestern zu Apothekerinnen auszubilden". Fontane schildert in seiner Autobiographie seinen Unterricht, den er den beiden Schwestern erteilte.

1849 - nachdem die Stelle ausgelaufen war - gelangte Fontane nach ernstlichem Erwägen zu dem Schluß, den Apothekerberuf aufzugeben. Fontane, der sich nun ganz der Schriftstellerei widmete, stand dem Apothekerberuf distanziert gegenüber, wobei die Angst, so zu enden wie der Vater, wohl den Ausschlag dafür gab.

Möglicherweise blieb deshalb ein 1879 begonnener Roman "Allerlei Glück", in dem ein ehemaliger Apotheker im Mittelpunkt stehen sollte, Fragment. Freilich hinderten begrenzte ökonomische Verhältnisse Fontane auch daran, dieses als großen Gesellschaftsroman skizzierte Werk fertigzustellen, da er keinen Verleger fand, der ihm dafür einen Vorschuß gewähren wollte.

Während viele seiner für den Roman entworfenen skizzenhaften Personen- oder Milieubeschreibungen später in andere Werke einflossen, vermied er es wohl bewußt, pharmazeutische Passagen aus dem Fragment in andere Romane einfließen zu lassen. Eine Wende in seinem Verhältnis zur Pharmazie trat 1892 ein, als Fontane schwer erkrankte. Sein behandelnder Arzt riet ihm dringend, wieder zu schreiben, und falls es mit Romanen schwierig sei, seine Lebensgeschichte zu verfassen. In nur kurzer Zeit entstand Fontanes autobiographisches Buch "Meine Kinderjahre", in dem Fontane seinem Vater ein bleibendes Denkmal setzte.

Während er 1849 diesem noch Egoismus vorgeworfen hatte, sah der nunmehr über 70jährige Dichter seinen Vater in einem milderen Licht. Fast überschwenglich bekannte Fontane, wieviel er und seine Erzählweise dem Vater verdankten. Auch Apotheker Gieshübler aus dem Roman "Effi Briest" trägt Züge des Vaters, diese fontanische Gestalt zählt nach Urdang zu den sympathischsten und doch lebenswahrsten Standesvertretern, die jemals von Dichterhand geschaffen wurden.

Der von Fontane über seinen Vater geäußerte Satz: "Wie er zuletzt war, so war er eigentlich", gilt letztendlich auch für Fontanes Verhältnis zur Pharmazie. Trotz mancher Versuche, Distanz zur Pharmazie zu wahren, die aber wohl mit dem Ausbruch aus dem Schicksalsmuster des Vaters zusammenhingen, blieb Fontane innerlich der Pharmazie immer verbunden, was auch viele Eigenschaften wie sein hohes Arbeitsethos, Ordnungsliebe, Sauberkeit und Fleiß bezeugen. Im Unterschied zu manchem Apotheker des 19. Jahrhunderts und mancher literarischen Apothekergestalt war Fontanes Streben nach Höherem indessen von Erfolg gekrönt.

PZ-Titelbeitrag von Christoph Friedrich, Greifswald
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