Titel
Im Mittelpunkt der Parkinsontherapie steht auch 1998 die
Pharmakotherapie, die in der Regel durch Krankengymnastik zu ergänzen
ist. Operationen sind nie Primärtherapie, sondern werden erst bei
Unwirksamkeit oder Unverträglichkeit der medikamentösen
Behandlungsverfahren eingesetzt. Goldstandard der medikamentösen
Parkinsonbehandlung ist die L-Dopa-Therapie, die durch die Kombination
mit peripher wirksamem Decarboxylasehemmern und peripher angreifenden
COMT(Catecholamin-O-Methyl-Transferase)-Inhibitoren, aber auch durch
die Bereitstellung sowohl von schnell löslichen als auch von retardierten
Präparaten verfeinert wurde.
Von diesen Verbesserungen ist die COMT-Hemmung als letzte 1997 in die
Parkinson-Therapie eingeführt worden. Hauptindikation für diese Optimierung der
L-Dopa-Behandlung sind Patienten mit Wirkungsfluktuationen. Die motorischen
Spätkomplikationen der L-Dopa-Therapie sind außerdem durch gleichzeitige Gaben
von Dopaminagonisten, aber auch durch andere Medikamente wie
MAO-B-Hemmer, Amantadine und Anticholinergika in ihrem Auftreten zu
verzögern und in ihrer Stärke zu reduzieren.
Unter den Kombinationstherapien stellt die Gabe von L-Dopa-Präparaten in
Kombination mit Dopaminagonisten die wichtigste therapeutische Option dar.
Inzwischen sind zahlreiche Dopaminagonisten im Handel. Neueinführungen im letzten
Jahr waren Agonisten mit langer Halbwertszeit (Cabergolin) und
Non-Ergolin-Derivate (Ropinorol). Von ersteren werden bei einfacher Handhabung
(täglich Einmalgaben) Vorteile von einer kontinuierlicheren Stimulierung der
Dopamin-Rezeptoren erwartet, während die Non-Ergolin-Präparate nicht die für
Ergotabkömmlinge spezifischen Nebenwirkungen aufweisen. Offen ist noch die
Frage, ob die Reduktion motorischer Spätkomplikationen der L-Dopa-Behandlung
eine primäre Kombination erfordert oder die Zugabe von Agonisten erst bei
Auftreten der motorischen Spätkomplikationen ausreichend ist.
Insgesamt stehen zahlreiche Anti-Parkinson-Mittel mit erwiesener Wirksamkeit zur
Verfügung, die verschiedene Kombinationen und damit die Anpassung der
medikamentösen Therapie an die Besonderheiten des Einzelfalls ermöglichen.
Grundsätzlich erfolgt die Parkinson-Therapie verlaufsbezogen und
symptomorientiert. In beginnenden und leichten Krankheitsfällen bestehen die
größten Wahlmöglichkeiten. L-Dopa-Pflicht besteht immer bei relevanten
motorischen Behinderungen.
Die Parkinson-Krankheit ist ein chronisch-progredientes Leiden, bei der es in vielen
Fällen im Langzeitverlauf zu einer multisystemischen Prozeßausweitung und/ oder
einer Kombination mit additiven Hirnkrankheiten kommt. Spätstadien sind durch das
Nebeneinander von Parkinsonsymptomen, Therapienebenwirkungen und
extranigralen Ausfällen mit ihren klinischen Symptomen charakterisiert. So gewinnen
in den Spätstadien der Erkrankung Störungen des vegetativen Nervensystems und
psychoorganische Veränderungen neben den motorischen Parkinsonsymptomen
eine immer größere Bedeutung. In fortgeschrittenen Krankheitsfällen ist deshalb die
spezifische Parkinsontherapie häufig durch eine Behandlung der Begleitstörungen zu
ergänzen.
PZ-Artikel von Peter Fischer, Frankfurt
© 1997 GOVI-Verlag
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