Titel
Das Erkrankungsrisiko für das Mamma- und Prostatakarzinom variiert
stark bei den unterschiedlichen ethnischen Gruppen der Weltbevölkerung. Es
existiert ein ausgeprägtes Ost-West-Erkrankungsgefälle; die westlichen
Industrienationen (Nordeuropa, Nordamerika) nehmen Spitzenpositionen ein,
während die asiatischen Länder (China, Japan, Korea) risikoarme Regionen
darstellen. Zahlreiche Studien sprechen dafür, daß die internationalen
Inzidenzschwankungen nicht genetisch bedingt sind, sondern durch die
Zusammensetzung der Nahrung verursacht werden.
Die weltweit höchsten Inzidenzraten (neu diagnostizierte Fälle pro 100.000 Menschen,
pro Jahr) weisen die USA auf. Die Brustkrebsrate in Amerika übersteigt die Asiens um
etwa das fünffache, die Prostatakarzinomrate liegt sogar bis zu fünfzigmal höher.
Innerhalb Europas zählt Deutschland zu den Ländern mit hohem Erkrankungsrisiko; das
Prostatakarzinom (Inzidenzrate 36,1) ist die dritthäufigste Krebserkrankung der
deutschen Männer, das Mammakarzinom der häufigste Tumor der Frauen (Inzidenzrate
57,0).
Ein niedriges Erkrankungsrisiko korreliert mit einer fettarmen, ballaststoffreichen
Ernährungsweise. Neuere Untersuchungen ergaben, daß sich insbesondere
Sojabohnen-Produkte wie Tofu der traditionellen asiatischen Küche risikomindernd
auswirken. Aus bestimmten sekundären Pflanzenstoffen, die vor allem in Sojabohnen
und ballaststoffreichen Lebensmitteln enthalten sind, werden mit Hilfe der Darmflora
hormonell wirksame Verbindungen gebildet. Diese Phytoestrogene, Isoflavone
(Daidzein, Genistein) und Lignane (Enterolactone, Enterodiol), vermindern
Proliferationsvorgänge im Prostata- und Brustgewebe.
Die Wirkung beruht darauf, daß die Phytoestrogene aufgrund struktureller Analogien
mit körpereigenen Estrogenen konkurrieren und in der Lage sind Estrogenrezeptoren zu
blockieren. Dadurch wird estrogeninduziertes Wachstum im Brust- und
Prostatagewebe gehemmt und somit auch das Wachstum von Tumorzellen in diesen
Geweben verhindert.
Zahlreiche weitere für die Isoflavone nachgewiesene Effekte wie die Hemmung der
Angiogenese (Bildung neuer Blutgefäße, die entscheidend ist für die Ausbreitung von
Tumoren) tragen zusätzlich zur Reduktion des Karzinomrisikos bei. Die protektive
Wirkung der Phytoestrogene wurde in vitro an Zellkulturlinien und im Tierversuch
nachgewiesen. Die Isoflavon- und Lignankonzentration ist beim Menschen in
unterschiedlichen Körperflüssigkeiten meßbar und läßt sich, wie entsprechende
Diätstudien zeigten, durch eine gezielte Nahrungszusammensetzung nachweislich
steuern.
Die Daten sprechen für eine natürliche Prävention des Mamma- und Prostatakarzinoms
anstelle der Chemoprävention. Die Ernährungsprävention würde allerdings eine sehr
starke Veränderung der Ernährungsgewohnheiten in den westlichen Industrieländern
erfordern, die bei einer breiten Bevölkerungsschicht keine Akzeptanz fände. Aus
diesem Grund wurde eine praktikable Alternative, ein entsprechend zusammengesetztes
Nahrungsergänzungsmittel entwickelt, das für eine langfristige diätetische Prävention
geeignet ist.
PZ-Titelbeitrag von Reintraut Bartha, Jens E. Altwein, München und Keith
Griffith, Cardiff
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