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Vitamin C und sein Nutzen in Prävention undTherapie: Wieviel, für wen wozu?

Datum 10.08.1998  00:00 Uhr

- Titel

Govi-Verlag

Vitamin C und sein Nutzen in Prävention und Therapie: Wieviel, für wen wozu?

Welchen Stellenwert hat Vitamin C heute für die Gesunderhaltung, welchen in der kurativen Medizin? Derzeit konzentriert sich das Interesse nicht auf das Antiskorbut-Vitamin, sondern seine Funktion als Antioxidans und den Schutz vor Freien Radikalen.

Anfang der 70er Jahre entwickelte Linus Pauling eine Reihe von Thesen, die bis heute heftig umstritten sind. Sie gaben den Startschuß zu intensiver Forschung und begründeten den heutigen Stellenwert. Durch fehlende Biosynthese mangels Enzymausstattung ist Ascorbinsäure für den Menschen und einige Tierarten ein Vitamin und essentieller Nährstoff.

Vitamin C verfügt über eine breite Palette biologischer Wirkungen und ist das wichtigste Antioxidans im Zytosol und Extrazellulärraum, dessen Potential vom Vitamincharakter unabhängig ist. Seine oxidierte Form, die Dehydroascorbinsäure (DHAA), ist potentiell toxisch für Zellen und Membranen und steht in Beziehung zu organischen Funktionsstörungen und Neurotoxizität. Oxidativer Streß beziehungsweise mangelnde Reduktasekapazität erhöht die DHAA-Konzentration. Eine Reihe potenter Recycling-Mechanismen kontrollieren das Verhältnis von Ascorbat und DHAA. Das Recycling zwischen Vitamin E und Vitamin C ist dabei im Antioxidantienpool besonders wichtig.

Transport und Kinetik


Für die Zellakkumulation sind zwei spezifische Mechanismen wichtig: Die Verteilung über Na+-abhängige Carrier sowie der Na+-unabhängige Hexose-Transportmechanismus einschließlich des Glukosetransporters GLUT-1, der auch exklusiv DHAA einschließt. Der Ascorbinsäuretransport kann metabolisch aktiviert und gehemmt werden. Veränderungen der Transportkapazität sind wichtig für das Immunsystem und an der Pathogenese verschiedener Krankheiten wie Diabetes und Nierenversagen beteiligt.

Die Bioverfügbarkeit von Vitamin C ist dosisabhängig und nimmt mit steigenden Dosen ab. Der Körperpool umfaßt etwa 1,5 g, der Plasma-C-Normalspiegel streut breit zwischen etwa 30 und 103 µmol/l. Bei Gesunden beträgt der DHAA-Spiegel zwischen 5 und 20 Prozent der gesamten Plasma-C-Konzentration. Das Ascorbat/DHAA-Verhältnis bestimmt den Gesundheitszustand der Zelle. Je größer der Wert des Quotienten, um so gesünder ist die Zelle. Neuere kinetische Studien weisen 200 mg/Tag Vitamin C als optimale Dosis bei Gesunden aus.

Therapiesicherheit


Vitamin C hat fast keine Nebenwirkungen und ist auch in höheren Dosen gut verträglich. Nebenwirkungen sind meist auf Magendruck und osmotische Diarrhöe begrenzt. Ältere Berichte zu negativen Wirkungen auf den Vitamin-B12-Spiegel, die Oxalat- und Harnsäureausscheidung und einen skorbutähnlichen Reboundeffekt bei Absetzen höherer Dosen gehen auf Fehlinterpretationen zurück. Gleiches gilt für ein prooxidatives Potential in Verbindung mit Eisen und ein mutagenes Verhalten.

Eine neuere Studie an Probanden zeigt allerdings einen Anstieg von 8-Oxoadenin (8-OA) in der Lymphozyten-DNA, wogegen die 8-Oxoguanin-Werte (8-OG) abfallen. Rückschlüsse auf ein mutagenes Potential sind jedoch rein spekulativ, da die Studie keine nachprüfbaren Fakten enthält. Auffällig ist jedoch, daß in allen Phasen (erst Placebo, dann Vitamin C) die Summe aus 8-OA und 8-OG relativ konstant ist. Dies deutet auf eine Verschiebung der Oxidationsstelle hin, deren Konsequenzen niemand bewerten kann.

Der Vitamin-C-Status wird durch Arzneistoffe wie Acetylsalicylsäure (ASS), Barbiturate, Calcitonin, Corticosteroide, Estrogene/Gestagene und Tetracycline negativ belastet. Es gibt aber auch positive Interaktionen: Auf die durch ASS ausgelöste Dyspepsie und Schleimhautläsionen im Magen zeigten Dosen von zweimal 1g/Tag Vitamin C einen signifikanten Schutzeffekt.

Klinisches Profil


Vitamin C zeigt bei Atherosklerose, KHK und damit vergesellschafteten Krankheiten ein günstiges Wirkprofil. Es senkt Bluthochdruck und Hyperlipidämie, verbessert die Endothelfunktion und reduziert das Infarktrisiko und die KHK-Mortalität. Bei Diabetikern optimieren Supplemente die glykämische Kontrolle und beugen Spätkomplikationen durch oxidativen Streß und glykosiliertes Hämoglobin (HbA1c) vor. Vitamin C beeinflußt nachhaltig positiv die zelluläre und humorale Immunantwort und könnte auch bei Virusinfekten wie HIV zur intravenösen Adjuvanstherapie geeignet sein. Bei Krebs scheint ein chemopräventives Potential vorzuliegen, insbesondere bei Lungen-, Magen- und Brustkrebs. Die Wirksamkeit im Magen setzt völlige Eradikation von Heliobacter voraus.

Der Nutzeffekt bei Erkältungskrankheiten ist zwar nicht generell bewiesen, aber belegt bei spezifischen Bevölkerungsgruppen oder unter entsprechenden Voraussetzungen wie niedriger Plasma-C-Spiegel. Vitamin C verbessert meßbar die Lungenfunktion und reduziert progressive Asthmasymptome bei Erwachsenen.

Bei vorstehenden Erkrankungen ist eine Supplementierung klinisch von Nutzen, bei Rauchern, Diabetikern und älteren Personen ein Muß. Therapeutisch effektive Dosen liegen im Bereich von 500mg bis zu mehreren Gramm täglich, präventiv bei 100mg und höher. 200mg entsprechen pharmakokinetisch der optimalen Tageszufuhr. Kombinationen von Vitamin C und E wirken effektiver auf pathologische Zustände. Die kombinative Anwendung, auch zusammen mit anderen Antioxidantien, scheint optimaler bei Kranken und präventiv günstiger bei Personen mit mehreren Risikofaktoren.

PZ-Artikel von Gunter Metz, Blaubeuren
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