Titel
Die treibende Kraft
für die Zirkulation des Blutes im Gefäßsystem wird vom
Herzen aufgebaut. Es wirkt als Druck- und Saugpumpe mit
zwei hintereinandergeschalten Kammern. Das Perikard
grenzt als Hüllstruktur das Herz gegenüber dem
umliegenden Gewebe im Mediastinum (Mittelfell) zwischen
den Lungenflügeln ab.
Drei Schichten, nämlich Endokard, Myokard und Epikard,
gliedern die Herzwand. Das Myokard als eigentliche
Herzmuskelschicht ist am stärksten ausgebildet und im
linken Ventrikel aufgrund der höheren Druckbelastung
stärker ausgebildet als im rechten Ventrikel. Die
Eigenversorgung des Herzens über die Herzkranzgefäße
(Coronarien) folgt keinem starren Muster, sondern ist in
Abhängigkeit des topographischen Musters der Coronarien
individuell variabel. Man unterscheidet neben dem
ausgeglichenen Versorgungstyp sogenannte Rechts- und
Linksversorgungstypen. Bei Verschluß von
Coronargefäßen können somit auch unterschiedlich
große Infarktareale in verschiedenen Regionen des
Herzmuskels entstehen.
Erst durch das Vorhandensein von Ventilen, die den
Blutfluß innerhalb des Herzens und zwischen Herz- und
Gefäßsystem steuern, kann das Herz seine volle
Pumpleistung entfalten. Man unterscheidet aufgrund des
Aufbaus Segelklappen von Taschenklappen. Bakterielle
Infektionen können zu krankhaften Klappenveränderungen
führen und so die Herzleistung reduzieren.
Anders als der quergestreifte Skelettmuskel ist der
Herzmuskel zur rhythmischen Eigenkontraktion befähigt,
die durch die autonome Erregungsbildung am Sinusknoten
ausgelöst werden, und über ein System spezialisierter
Muskelzellen, das Reizleitungssytem, fortgeleitet werden.
Eine zusätzliche Versorgung mit sympathischen und
parasympathischen Nervenfasern ist lediglich in der Lage,
diese automatisch ablaufenden Erregungsvorgänge zeitlich
zu verändern, also die Herzfrequenz zu erhöhen oder zu
reduzieren.
Während der Embryonal- und Fetalentwicklung ist das Herz
nicht von vornherein in der endgültigen Form angelegt,
sondern durchläuft Stadien ganz anderer räumlicher
Gestaltung. Wichtigster Unterschied des fetalen zum
adulten Herzen ist die Tatsache, daß beide Kammern nicht
in Serie, sondern parallel geschaltet sind: das Blut kann
direkt vom rechten in den linken Vorhof durch das Foramen
ovale fließen. Erst bei Entfaltung der Lungen nach der
Geburt wird das Foramen ovale durch die Änderung der
Druckverhältnisse im Lungenkreislauf geschlossen und das
Herz nunmehr in Serie geschaltet.
PZ-Titelbeitrag von Thomas Beck, Rostock
E-Mail: thomas.beck@medizin.uni-rostock.de
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de