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16.06.1997 00:00 Uhr |
Titel
Dies sind für deutsche Apotheken wohl unbestritten
neue Arbeitsbereiche, deren Realisierung auf umfassende
strukturelle, organisatorische aber auch persönliche
Veränderungen angewiesen ist. Auch in den Niederlanden
ist Pharmaeutical Care nicht in letzter Konsequenz
verwirklicht. Sowohl die Qualität der pharmazeutischen
Beratung als auch die ersten bereits auf breiter Basis
eingeführten Schritte einer kontinuierlichen
Pharmazeutischen Betreuung fußen jedoch auf einer
solideren Grundlage.
Fünf grundsätzlich differierende Strukturmerkmale
können möglicherweise den stärkeren Umsetzungsgrad in
unserem Nachbarland erklären.
1. Die Organisation des
Apothekenwesens
2. Information und Datenzugang
3. Datentechnische Möglichkeiten
4. Ärzte in Holland
Hausärzte übernehmen als sogenannte
"Gatekeeper" eine koordinierende und
kontrollierende Funktion in der Therapie von Patienten
und überweisen gegebenenfalls an Spezialisten.
Mittlerweile ist die pharmakotherapeutische Beratung von
Hausärzten durch Apotheker Standard.
5. Ausbildungsinhalte in Holland
Für eine rasche und breite Weiterentwicklung der
deutschen Apotheken ist der Blick auf die Niederlande
möglicherweise sehr hilfreich. Im Bewußtsein des dort
erreichten Vorsprungs können für Deutschland folgende
Gebiete ausgemacht werden, die unserer Meinung nach einer
baldigen Veränderung bedürfen: die bundesweite
Einführung von Medikationsdateien in jeder Apotheke, die
Förderung der Kooperation zwischen Arzt und Apotheker
beziehungsweise allen Heilberufen, die Änderung der Aus-
und Fortbildungsinhalte und eine Umgestaltung der
Organisationsstruktur von Apotheken.
Sowohl die Einstellung der Patienten, die in den
Niederlanden von "ihrer" Apotheke bei weitem
mehr Beratungsleistung voraussetzen und einfordern als
auch die bessere Kommunikation mit Ärzten zeigen, daß
soziale Strukturen durchaus wandelbar sind und
vornehmlich auf den gemachten Erfahrungen und der
jeweiligen Gewohnheit fußen. Vor diesem Hintergrund
könnte man die nächsten fünf Jahre auch als
Herausforderung betrachten, Patienten, Ärzte, die
Gesellschaft Pharmaceutical Care und dessen Nutzen aktiv
erleben und internationalisieren zu lassen.
Für eine effiziente Entwicklung von Pharmaceutical Care
in Deutschland und
Europa sollte aus den Fehlern und Erfolgen aller gelernt
werden. Aus diesem
Grunde stehen bereits weitere Projekte des PCNE
(Pharmaceutical Care Network
Europe) und des EuroPharm Forum der WHO kurz vor ihrer
Realisierung. Die Universität Groningen leitet zum
gegenwärtigen Zeitpunkt zwei Studien zum Nachweis des
Nutzen von Pharmaceutical Care: Erstens eine Studie zur
Pharmazeutische Betreuung älterer multimorbider
Patienten, die sogenannte OMA- Studie, die nach gleichem
Muster in Deutschland durch die Fachgruppe
Arzneimittelepidemiologie/Sozialpharmazie der Humboldt
Universität als Pilotprojekt in Berlin und nun auch mit
modifiziertem Ansatz in Westfalen-Lippe durchgeführt
wird. Und zweitens eine Studie zur Pharmazeutischen
Betreuung von Asthmatikern, die sogenannte TOM
Asthma-Studie, die gegenwärtig auch durch die ABDA in
Hamburg gestartet wird.
Ebenfalls wird auch schon zum jetzigen Zeitpunkt jede
Apothekerin und jeder Apotheker nutzbringende Hinweise
und Überlegungen aus der Praxis zur Weiterentwicklung
der Pharmazeutischen Betreuung liefern können und sollte
diese auch zukünftig vermehrt mit Kollegen diskutieren.
Die Autoren hoffen jedenfalls, hierfür Anreize und eine
Diskussionsgrundlage geschaffen zu haben.
PZ-Titel von Jan Willem Foppe van Mil, Almut
Müller-Jaeger, Marion Schaefer und Theodorus Tromp, Bonn
© 1997 GOVI-Verlag
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