Titel
Auslandserfahrung im Rahmen der beruflichen Qualifikation ist für viele
Berufsgruppen bereits mehr als eine reizvolle Option - auch für
Pharmazeuten. Einige der Möglichkeiten in den Vereinigten Staaten werden
hier vorgestellt.
Die Universitäten in den USA bieten als ersten Studienabschluß - vergleichbar mit
unserer universitären Ausbildung - verschiedene Abschlüsse an. Der akademische
Grad des Doctor of Pharmacy (Pharm. D.) wird in der Regel nach einem
sechsjährigen Studium, der Bachelor of Science (B.S. in pharmacy oder B. Pharm.)
nach einem fünfjährigen Studium verliehen. Daneben haben viele Universitäten
Aufbaustudiengänge zum Erwerb eines Doctor of Pharmacy eingerichtet. Einzelne
Universitäten legen besonderen Wert auf eine internationale postgraduale
Ausrichtung, wie das Beispiel der Universität von Florida zeigt.
Internationales Doctor of Pharmacy (Pharm. D.)-Programm in Gainesville
Seit einigen Jahren bietet das College of Pharmacy der Universität von Florida in
Gainesville ein zweijähriges Aufbaustudium an, das eine ausgezeichnete Gelegenheit
bietet, sich intensiv mit Klinischer Pharmazie und Pharmaceutical Care zu befassen.
Studienabschluß ist der Grad eines Doctor of Pharmacy (Pharm. D.).
Das Studium besteht aus einem einjährigen didaktischen Teil und anschließender
praktischer Ausbildung in der Klinik. Vorlesungen und Seminare des ersten Jahres
vermitteln erweiterte Kenntnisse in klinischer Pharmakokinetik und
Pharmakodynamik, Statistik, angewandter Pharmakotherapie sowie zur Umsetzung
von Pharmaceutical Care in der Klinik und in der öffentlichen Apotheke. Das
amerikanische System legt großen Wert auf die aktive Teilnahme des Studenten an
einem praxisorientierten Unterricht. Während des Studiums wird deutlich, daß der
Pharmazeut aktiv im interdisziplinären Team der klinischen Heilberufe mitarbeiten
kann und akzeptiert wird, wenn er sich auf seinem spezialisierten Berufsfeld stark
engagiert, Verantwortung übernimmt und eigeninitiativ sein Wissen einbringt.
Der mit diesem Studium erlangte Grad des Pharm. D. darf jedoch nicht mit einem
Ph. D. (Doctor of Philosophy) verwechselt werden. Nur der letztere ist mit einer
Promotion nach deutschem Recht vergleichbar und berechtigt dazu, auch in
Deutschland den Doktortitel zu führen.
Das amerikanische Studiensystem sieht weitere postgraduale Qualifikationen vor.
Bekannt sind besonders der Master of Science (M.S.) und der Doctor of
Philosophy (Ph. D.). Beide Abschlüsse stellen akademische Grade dar, die sowohl
mit Studien und Kurse an der Universität als auch mit einer eigenständigen
wissenschaftlichen Arbeit erworben werden. Derartige Graduate Degree Studies
werden praktisch von allen der mehr als 60 Schools und Colleges of Pharmacy in
den Vereinigten Staaten angeboten.
Nicht jeder, der sich für einen Auslandsaufenthalt interessiert, möchte einen
akademischen Abschluß erwerben. Auch ein Praktikum von einigen Wochen oder
Monaten erweitert den Horizont. Die Möglichkeiten sind hier besonders vielfältig.
Man kann sich selbst einen Praktikumsplatz suchen oder sich an Organisationen
wenden, die Praktikumsplätze vermitteln oder durch Stipendien fördern.
Klinische Pharmazie
Das am Beispiel der Universität von Florida ausführlich dargestellte Konzept Clinical
Pharmacy erweckt seit vielen Jahren in Deutschland besonderes Interesse. Viele
junge Pharmazeuten möchten deshalb bei einem USA-Aufenthalt Erfahrungen in
Klinischer Pharmazie sammeln. Verwechselt werden darf die Klinische Pharmazie
als patientenorientierte Pharmazie aber nicht mit der Krankenhauspharmazie in
unserem traditionellen Sinne.
Public Health und andere Aufbaustudiengänge
Für manchen Apotheker mag es reizvoll sein, mit einem Studienaufenthalt in den
USA über das enge Umfeld der Pharmazie hinaus weitere Grenzen zu überschreiten.
Hier bieten sich Zusatzstudiengänge in anderen Fächern an, etwa den
Studienrichtungen Public Health und Business Administration. Der Blick in einen
USA-Studienführer erleichtert den Überblick über Angebote, Möglichkeiten und
Studienorte.
Wer der Sprung über den großen Teich wagt, sollte über ausreichende englische
Sprachkenntnisse verfügen. Als Nachweis fordern die Universitäten bei Bewerbern
für Aufbaustudiengänge in der Regel neben dem Test of English as a Foreign
Language (TOEFL) auch den Test of Spoken English (TSE).
Anerkennung der Approbation
Ein kürzerer USA-Aufenthalt mit dem Ziel eines Praktikums oder eines
Aufbaustudiums setzt in der Regel den Nachweis des erfolgreichen Abschlusses des
deutschen Pharmaziestudiums voraus. Wer jedoch eine vollwertige amerikanische
Berufserlaubnis erlangen möchte, um als Apotheker mit allen Kompetenzen und
Verantwortungen tätig zu sein, muß sich einer nicht unerheblichen
Anerkennungsprozedur unterwerfen.
Genaue Informationen zu Studiengängen, Zulassungsbedingungen, Lehrinhalten oder
Studienkosten können die jeweiligen Universitäten erteilen. Einen hilfreichen
Überblick bieten ebenfalls die Amerika-Häuser an. Daneben sollte man sich
rechtzeitig vor dem geplanten Aufenthalt um weitere Formalitäten wie
Aufenthaltserlaubnis oder Übersetzungen von Zeugnissen und Urkunden kümmern.
Die diplomatischen Vertretungen der Vereinigten Staaten von Amerika sind hierzu
erster Ansprechpartner.
PZ-Titelbeitrag von Ingrid Beierle, Gainesville, und Christiane Staiger,
Weiterbildungsakademie der Bundesapothekerkammer
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