Pharmakoökonomie im Klinikum: spannendeAufgaben für Apotheker |
06.04.1998 00:00 Uhr |
Titel
Die interdisziplinäre Überarbeitung der Antibiotikapalette umfaßte folgende Maßnahmen:
Mit Einsparungen im Wert von über einer Million DM verlief bereits das erste
Projektjahr deutlich erfolgreicher als erwartet. Kostenreduktionen von 1.030.000
DM konnten anhand von Verbrauchsdatenanalysen des apothekeneigenen
Warenwirtschaftssystems dokumentiert werden. Einsparungen von weiteren 90.000
DM sind durch schriftlich festgehaltene Einzelaktivitäten bei Visiten,
Stationsbegehungen, Bearbeitung von Sonderanforderungen etc. nachvollziehbar.
Bei dem besonders intensiv bearbeiteten Antibiotika konnten die Kosten von über 4
Million DM auf 3,3 Million DM vermindert werden. Mit einem Anteil von
15,5Prozent am Arzneimittelbudget nimmt damit die Indikationsgruppe 10 die
niedrigsten Verbrauchswerte seit Einführung des EDV-gestützten
Warenwirtschaftssystems im Jahr 1991 an. Bemerkenswert ist, daß dieses Ergebnis
bei steigenden Leistungszahlen des Klinikums und einer vermehrten Einweisung
schwieriger Fälle erzielt wurde. Obwohl die durch das Projekt freigesetzten
finanziellen Ressourcen im onkologischen Bereich Steigerungsraten von bis zu 40
Prozent auffangen mußten, sank das Arzneimittelbudget auf ein Niveau unter dem
des Jahres 1992.
Neben einer direkten Verminderung der Arzneimittelkosten auf den
pharmakoökonomisch bearbeiteten Gebieten brachte die Beratungstätigkeit weitere
positive Effekte wie Arbeitszeitersparnis für Pflegepersonal und Ärzte, verminderte
Kosten für Einmalartikel, Erhöhung der Arzneimittelsicherheit und der
Therapiequalität sowie Abfallverminderung. Um den Aufwand für Dokumentation
und Auswertung jedoch in vernünftiger Relation zum Gesamtergebnis des Projekts
zu halten, beschränkten wir uns auf eine Quantifizierung der Arzneimittelkosten.
Zur Zeit bindet die ständige Adaption der Projekte an die sich verändernde
Marktsituation und das Halten des auf den bearbeiteten Feldern erreichten Niveaus
einen großen Teil der zur Verfügung stehenden personellen Kapazität. Infolge des
für ein Universitätsklinikum typischen, häufigen Wechsels von Ärzten und
Pflegekräften muß die pharmakoökonomische Beratungstätigkeit auf den Stationen
wie eine Sisyphusarbeit immer wieder von vorne beginnen. Deshalb werden in der
verbleibenden Zeit zunächst die begonnenen Projekte konsequent fortgeführt, um
deren ökonomisches Potential vollständig auszuschöpfen. Weitere Projekte stehen
auf Warteliste.
Aufgrund der insgesamt erfreulichen Entwicklung des Modellprojekts befindet sich
die Abteilung Arzneimittelinformation/pharmakoökonomische Beratung als feste
Einrichtung im Aufbau und ist bereits heute aus dem Dienstleistungsangebot der
Krankenhausapotheke nicht mehr wegzudenken.
Als weiteres Betätigungsfeld mit Zukunft entwickeln sich pharmakoökonomische
Untersuchungen unter Mitwirkung oder Federführung von Apothekern.
Therapeutische Innovationen, werden die pharmazeutischen Unternehmen nur dann
noch am Markt durchsetzen können, wenn die Mehrkosten durch eine äquivalente
und belegtee Therapieverbesserung zu rechtfertigen sind. Dies wird in
pharmakoökonomischen Studien erarbeitet, für deren ökonomisch kompetente und
naturwissenschaftlich fundierte Betreuung sich der Apotheker am besten eignet. In
den Kliniken hat der pharmakoökonomisch bereits tätige Pharmazeut darüber hinaus
den strategischen Vorteil, als Berater und Partner der Ärzte auf diesem Gebiet
anerkannt und täglich vor Ort zu sein. Zusätzliche Arbeitsplätze für Apotheker, die
das gesamte Spektrum der Methoden gesundheitsökonomischer Untersuchungen
beherrschen, sind denkbar. Die Aufnahme des Faches Pharmakoökonomie in die
Apothekerausbildung würde daher Perspektiven für den pharmazeutischen
Nachwuchs eröffnen.
Wir bedanken uns bei allen Kooperationspartnern ganz herzlich für die fruchtbare
Zusammenarbeit, besonders aber für die mikrobiologische Betreuung von Professor
Dr. N. Lehn (Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Universität Regensburg) und
Dr. K. Kamereck (Institut für Mikrobiologie und Hygiene der TU-München).
PZ-Titelbeitrag von Angela Ihbe-Heffinger und Rudolf Bernard, München
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