Aufbau und Funktion der Leber |
23.03.1998 00:00 Uhr |
Titel
Die Aufgaben der Leber umfassen im einzelnen:
Nach der klassischen anatomischen Einteilung gliedert sich die Leber in einen
rechten und linken Lappen (Lobus dexter et sinister) sowie zwei kleinere Lappen,
Lobus quadratus und caudatus. Die Leber erhält das nährstoffreiche, venöse Blut
aller unpaaren Bauchorgane und liegt im venösen Blutstrom zwischen Vena portae
(Pfortader) und V. cava inferior (untere Hohlvene). Das venöse Blut fließt demnach
auf seinem Weg durch die unpaaren Bauchorgane zweimal hintereinander durch ein
Kapillarnetz. Die Aufspaltung der Pfortader in der Leber stellt das zweite venöse
nachgeschaltete Kapillarnetz dar.
Zur ausreichenden Versorgung des Eigenapparates der Leber führt zusätzlich die
Arteria hepatica (Leberarterie) sauerstoffreiches arterielles Blut aus der Bauchaorta
heran. An einer Stelle der Rückseite der Leber, der Leberpforte, können die
Pfortader und die Leberarterie als zuführende Blutgefäße und der austretende
Ductus choledochus (Lebergallengang) lokalisiert werden. Diese Dreiheit aus Ästen
der Pfortader, der Leberarterie und des Gallenganges bestimmt auch den
mikroskopischen Aufbau der Leber, die aus etwa 1 bis 1,5 Millionen idealerweise
hexagonalen Leberläppchen (Lobuli hepatici) besteht. Diese Lobuli werden
sternförmig von den gefensterten kapillären Endstrecken der Pfortader und der
Leberarterie durchzogen, den Sinusoiden. In den Sinusoiden mischt sich venöses
Pfortaderblut mit arteriellem Blut der Leberarterie.
Auf diese Weise liegen radial gerichtete Leberzellplatten zwischen den Sinusoiden.
Die basolaterale Seite der Leberzellen erhält durch die Fensterung der Sinusoide
freien Kontakt mit dem Blutmilieu, so daß die Leberzellen die vielfältigen
Stoffwechselleistungen der Leber erbringen können. Demgegenüber liegen an der
Spitze der Leberzelle die mit Gallenflüssigkeit gefüllten Gallenkanälchen, die die von
der Leberzelle produzierte Galle aufnehmen. Blut- und Galleraum sind
normalerweise voneinander durch Dichtleisten zwischen den Leberzellen streng
getrennt, können aber unter pathologischen Bedingungen (Ikterus) Verbindung
erhalten.
Neben den Leberzellen im engeren Sinne finden sich außerdem noch fett- und
Vitamin-A-speichernde perisinusoidale Zellen (auch Ito-Zellen genannt) und die
Kupfferschen Sternzellen, die ortsständige Makrophagen darstellen und an der
Innenseite der Sinusoidwandung anhaften. Die Proliferation von Ito-Zellen spielt eine
bedeutende Rolle bei der Entstehung bindegewebiger Veränderungen in der Leber
durch lebertoxische Stoffe wie Tetrachlorkohlenstoff. Demgegenüber phagozytieren
die Kupfferschen Sternzellen Fremdbestandteile des Blutes und gewähren so einen
wichtigen Beitrag zum Infektionschutz.
Daneben sind sie auch zur Synthese des Akute-Phase-Proteins alpha1-Antitrypsin
befähigt, das einen physiologischen Proteaseinhibitor darstellt und bei
Entzündungsvorgängen den Abbau elastischen Bindegewebes hemmt.
PZ-Titelbeitrag von Thomas Beck, Rostock
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