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Psychoneuroimmunologie: Wenn der Körper mitder Seele spricht

19.01.1998  00:00 Uhr

- Titel

Govi-Verlag

Psychoneuroimmunologie: Wenn der Körper mit der Seele spricht


Die Annahme, daß Körper und Seele miteinander kommunizieren können, ist nicht neu. Hinweise darauf, daß der Wille beziehungsweise der psychische Zustand wenn auch nicht die Entstehung, so aber durchaus den Verlauf körperlicher Erkrankungen beeinflussen kann, kamen zunächst aus dem Bereich der Erfahrungsmedizin, wurden jedoch von der wissenschaftlich orientierten Medizin lange Zeit sehr skeptisch gesehen.

Das änderte sich erst, als auch strengeren wissenschaftlichen Ansprüchen genügende klinische Untersuchungen erste Evidenzen erbrachten, daß zum Beispiel Persönlichkeitsfaktoren oder psychiatrische Erkrankungen (vor allen Dingen Depressionen), aber auch Maßnahmen wie Psychotherapie unter anderem den Verlauf von Tumorerkrankungen modulieren können. Auch die Homöopathie und die Placebowirkung müssen vor dem Hintergrund dieser Phänomene gesehen werden.

Als Verbindungsglied zwischen psychischen Faktoren und peripheren Störungen hatte man sehr bald das Immunsystem identifiziert, da Persönlichkeitsfaktoren und psychische Krankheiten auch auf die Aktivität des peripheren Immunsystems modulierend einwirken können. Diese Erkenntnisse führten zur Etablierung der Forschungsrichtung der Psychoneuroimmunologie, die sich gezielt mit psychischen Einflüssen auf das Immunsystem, umgekehrt aber auch mit Einflüssen immunologischer Faktoren auf psychische Funktionen beschäftigt.

Die Verbindung zwischen Psyche und Immunsystem ließ es sehr wahrscheinlich erscheinen, daß psychische Einflüsse auf den Verlauf organischer Erkrankungen über eine Modulation der zellulären Immunantwort vermittelt werden. Dieser Ansatz hat aber zunächst die Frage offengelassen, über welche Mechanismen psychische beziehungsweise zentralnervöse Störungen oder Beeinflussungen periphere Immunantworten modulieren können. Viele der psychischen Faktoren führen letztlich zu Veränderungen der Streßantwort. Als ein wesentlicher Aspekt der Streßantwort ist die Aktivierung des Hypothalamus-Hypophyse-Nebennierenrinden-Systems zu sehen, das über Regelkreise im Zentralen Nervensystem (Hypothalamus) und über Steuerzentren in der Hypophyse zu einer peripheren Freisetzung von Glucocorticoiden aus der Nebennierenrinde führt.

Die Glucocorticoide spielen eine wichtige Rolle in der Modulation der peripheren Immunantwort und führen – was sie für die Psychoneuroimmunologie besonders interessant macht – zu einer peripheren Freisetzung von Cytokinen, die als Botenstoffe des Immunsystems wiederum periphere Immunantworten modulieren. Darüber hinaus bewirkt das aktivierte Immunsystem einen verstärkten Transport von Cytokinen in das Zentralnervensystem (ZNS), wo durch die Aktivierung der Gliazellen wiederum zusätzlich Cytokine freigesetzt werden können.

Wir wissen heute, daß diese Cytokine ferner im ZNS eine Reihe von modulatorischen Effekten auf die Mechanismen der Neurotransmission bewirken können, darunter auch an Strukturen, die ihrerseits wiederum die periphere Streßantwort zu modulieren scheinen. Damit kann auch das Immunsystem die Psyche beeinflussen, und der Regelkreis zwischen zentralnervöser Funktion und peripherem Immunsystem schließt sich.

PZ-Titelbeitrag von Walter E. Müller und Karsten Velbinger, Frankfurt am Main Top

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