Thrombose-Risiko könnte sich nach dem Absetzen rasch normalisieren |
Laura Rudolph |
15.11.2023 11:00 Uhr |
Kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) gehen mit einem erhöhten Risiko für thromboembolische Ereignisse einher. / Foto: Adobe Stock/megaflopp
Kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK), wie die Antibabypille, der Verhütungsring oder das Verhütungspflaster, erhöhen das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE). Eine aktuelle, kleinere Studie deutet nun darauf hin, dass sich dieses erhöhte Risiko innerhalb von zwei bis vier Wochen nach dem Absetzen weitgehend normalisieren könnte. Die Ergebnisse sind kürzlich im Fachjournal »Blood« der American Society of Hematology erschienen. Sie könnten dazu beitragen, den optimalen Zeitpunkt für das Absetzen von KOK zu bestimmen, wenn medizinische Ereignisse mit einem erhöhten VTE-Risiko bevorstehen.
Forschende um Dr. Justine Hugon-Rodin vom Hospital Saint Joseph in Paris untersuchten Blutproben von 66 KOK-Anwenderinnen zwischen 18 und 50 Jahren, die beschlossen hatten, ihr Hormonpräparat abzusetzen. Die Forschungsgruppe ermittelte Werte von Estrogen-assoziierten thrombotischen Biomarkern vor dem Absetzen sowie ein, zwei, vier, sechs und zwölf Wochen danach. Ausgeschlossen waren Frauen mit einer VTE in der Vergangenheit, kürzlich durchgeführten Eingriffen oder einer blutgerinnungshemmenden Medikation. 28 KOK-Nichtanwenderinnen bildeten die Kontrollgruppe.
In der Kontrollgruppe blieben die Blutwerte für Estrogen-assoziierte thrombotische Biomarker wie aktiviertes Protein C (nAPCsr), Thrombomodulin (nTMsr) und Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) unverändert. Bei KOK-Anwenderinnen sanken initial erhöhte Werte ab Woche eins bis zwei nach dem Absetzen langsam ab und erreichten nach zwölf Wochen das Niveau der Kontrollgruppe. So sank der Wert für nAPCsr bei KOK-Anwenderinnen von durchschnittlich 4,11 Nanomol pro Liter (nmol/l) auf 1,27 nmol/l, der Wert für nTMsr von 2,53 nmol/l auf 1,11 nmol/l und der SHBG-Wert von 167 nmol/l auf 55,4 nmol/l. 80 Prozent der Reduktion fanden bereits innerhalb der ersten zwei Wochen nach Absetzen statt.
Die Forschenden schließen daraus, dass es möglicherweise ausreicht, KOK zwei bis vier Wochen vor einem geplanten medizinischen Eingriff mit erhöhtem VTE-Risiko abzusetzen – wenn dies indiziert ist. Bei dieser Entscheidung sei das Nutzen-Risiko-Verhältnis abzuwägen, da KOK nicht nur das VTE-Risiko erhöhen, sondern auch wirksam vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen.
Die Studie hat jedoch Einschränkungen wie die geringe Zahl an Probandinnen. Auch wurde lediglich auf Biomarker und nicht auf tatsächlich stattgefundene thromboembolische Ereignisse untersucht. Daher sind weitere Studien erforderlich, um die Ergebnisse zu bestätigen.