Technologische Anschubhilfe für Curcumin |
Um Curcuminoide in Nahrungsergänzungsmitteln besser bioverfügbar zu machen, bedarf es einer speziellen Aufbereitung. / © Getty Images/yokeetod
Mit den Scharfstoffen des Curcumawurzelstocks ist das so eine Sache. Während In-vitro-Daten für die Curcuminoide ziemlich vielversprechend sind – besonders das antiinflammatorische, antiproliferative und antioxidative Potenzial ist von Interesse –, zeigt sich eine klinische Wirkung deutlich seltener. Ursache ist vermutlich die extrem schlechte Löslichkeit der Curcuminoide von nur etwa 260 µg/ml Wasser. Die phenolischen Substanzen, allen voran Curcumin, können deshalb im Magen-Darm-Trakt nur schlecht resorbiert werden. Die Bioverfügbarkeit liegt unter 1 Prozent.
»Um die Bioverfügbarkeit von Curcuma-Extrakt zu steigern, muss man spezielle Aufbereitungsverfahren einsetzen«, sagte Professorin Dr. Susanne Alban von der Universität Kiel bei einer digitalen Presseveranstaltung des Naturheilmittel- und Mikronährstoff-Herstellers Hevert-Arzneimittel. Die älteste Methode zur Löslichkeitsverbesserung von Curcuma-Extrakt sei der Zusatz synthetischer Emulgatoren wie Polysorbate oder des Bio-Enhancers Piperin aus schwarzem Pfeffer – beides Substanzen, die zunehmend kritisch beurteilt würden, informierte die Apothekerin und Professorin für pharmazeutische Biologie. »Neuere Ansätze basieren auf Liposomen, anderen mizellenartigen Verabreichungsformen oder Nano-Applikationen – wobei niemand weiß, wie es um die Sicherheit von Nanopartikeln bestellt ist.« Das Dual-Coating-Verfahren, das bei Curcumin Hevert Optisolv® angewandt wird, komme dagegen ohne bedenkliche Zusatzstoffe aus.
»Die doppelte Ummantelung basiert auf dem Einsatz von Cyclodextrinen«, informierte Produktentwickler David Ofner von Evanium Healthcare. Diese schließen in ihren hydrophoben Hohlräumen die apolaren Curcumin-Moleküle ein; die hydrophile Hülle sorgt dafür, dass eigentlich unlösliche Substanzen zu gut löslichen Komplexen werden. »Allerdings neigen native Cyclodextrine zur Reagglomeration und zur Ausflockung. Zusätzlich bilden Curcuminoide dicht gepackte Kristallgitter aus, die die Wassermoleküle kaum durchbrechen können. Damit die Komplexe nicht zusammenklumpen und stabil in Lösung bleiben, haben wir an einer zweiten Beschichtung gearbeitet«, informierte Ofner.
Diese basiert mit Maisstärke und Phospholipiden aus Sonnenblumen auf rein natürlichen, essbaren Ausgangsstoffen. »Ein wesentlicher Vorteil im Vergleich zu anderen auf dem Markt verfügbaren Curcuma-haltigen Präparaten, die zur Löslichkeitsverbesserung Polysorbate oder Piperin zusetzen«, sagte der Referent. Insgesamte erhöhe das Verfahren die Freisetzung von Curcuminoiden während des Verdauungsprozesses um mehr als das 1000-Fache im Vergleich zu nativen Curcuma-Extrakten.
Professor Dr. Werner Kunz, Leiter des Zentrums für nachhaltige Chemie der Universität Regensburg, unterstrich die Bedeutung unbedenklicher Zusatzstoffe: »Polysorbate sind Ethylenglycol-Ether vom Sorbitol und damit erdölbasiert. Die ungeklärte Frage nach der Toxizität macht sie vor allen Dingen für den Lebensmittelbereich zunehmend unattraktiv. Binnen der kommenden zehn Jahre werden Polysorbate komplett aus dem Nahrungsmittelbereich verschwinden.« Einige Untersuchungen zeigten, dass sie ihre emulgierenden Effekte im Prinzip auch auf der Darmschleimhaut entfalten und die Darmbarriere schwächen können.
Piperin als Inhaltsstoff des schwarzen Pfeffers steigere zwar die Bioverfügbarkeit von Curcumin um etwa den Faktor 20. Doch weil Piperin gleichzeitig ein starker Inhibitor von Cytochrom CYP3A4 ist, das den Abbau vieler Arzneistoffe regelt, und es damit zu unerwünschten Wechselwirkungen mit der sonstigen Medikation führen kann, sei es als Zusatzstoff in Nahrungsergänzungsmitteln nicht akzeptabel.