Systembruch »in der Abstellkammer« |
Cornelia Dölger |
07.04.2025 15:00 Uhr |
ABDA-Präsident Thomas Preis formulierte beim PZ-Managementkongress Forderungen der Apothekerschaft. / © PZ/Alois Müller
Ob die neue Regierung tatsächlich bis Ostern steht, scheint angesichts der weiter bestehenden Knackpunkte immer fraglicher; noch ist der Knoten vor allem bei den Finanzen nicht durchschlagen. ABDA-Präsident Thomas Preis ist aber zuversichtlich, dass Union und SPD sich um Apothekenthemen kümmern – und sie hoffentlich auch in ihrem Koalitionsvertrag verankern werden. Das unlängst bekannt gewordene Ergebnispapier der AG Gesundheit lasse zumindest »ein bisschen Sonne scheinen«. Allerdings: Auch wenn die Apothekenthemen nicht strittig waren, sei das Papier eben noch kein Koalitionsvertrag und ein Koalitionsvertrag sei noch kein Gesetz.
Dass mit einem neuen schwarz-roten Vertrag vergangene Pläne wie der Systembruch durch »Apotheken ohne Apotheker« oder die Honorarumverteilung wiederkehren, glaubt Preis indes nicht; solche Ideen seien »in die Abstellkammer« der Gesundheitspolitik geschickt worden, so Preis beim PZ-Managementkongress auf Mallorca.
»Wir haben keine Wünsche, sondern klare Forderungen an die neue Regierung«, erklärte Preis bei der Diskussion »Herausforderungen der Apothekerschaft unter der neuen Regierung«. Kurzfristig zählten dazu die wirtschaftliche Soforthilfe und die Dynamisierung des Honorars. Letztere hatten die Unterhändler von Union und SPD in ihrem Ergebnispapier genannt.
Die Apothekenseite müsse darauf achten, dass sie bei den Verhandlungen mit den Kassen nicht über den Tisch gezogen werde. Letztlich sei das im Papier genannte Fixum von 9,50 Euro »ein Tropfen auf den heißen Stein«; die Apotheken seien seit Jahren wirtschaftlich abgekoppelt, es sei eine Menge aufzuholen.
Dass es laut dem Papier eine Zulage für Landapotheken geben soll, lehnt der ABDA-Präsident ab. In unterversorgten Regionen soll das Fixum demnach auf bis zu elf Euro steigen. Preis machte deutlich, dass es einen einheitlichen Apothekenpreis brauche. Entsprechende Konzepte werde man der Politik vorlegen.
Dass Apotheken künftig mehr Leistungen in der Primärversorgung und Prävention übernehmen können und wollen, sieht zudem das Konzept »Apotheke der Zukunft« vor, das am 9. April vorgestellt wird. Damit machten die Apotheken der Politik ein Angebot, die Herausforderungen der Gesellschaft etwa durch den demografischen Wandel »ein Stück weit mitzutragen«. Die Kassen müssten begreifen, dass bei der Prävention mehr getan werden müsse und die Apotheken hierbei mit einbezogen werden müssten.
In der Ärzteschaft sieht Preis dabei nicht das Problem. Die Ärzte würden sich vielmehr freuen, wenn sie sich um die wirklich Kranken kümmern könnten und die Apotheken »einen gewissen Puffer« übernähmen.
Und was, wenn das Koalitionspapier am Ende enttäuscht? Oder es erneut politische Entscheidungen gibt, die die Rahmenbedingungen für die Apotheken weiter verschlechtern? Preis machte klar, dass die Apotheken sich dies nicht bieten lassen würden. Wenn »wir abserviert werden, wird die Politik unseren Widerstand sofort spüren müssen«, antwortete er auf eine Frage aus dem Publikum, wie die Standesvertretung es mit Apothekenprotesten halte. »Postkartenaktionen reichen da nicht aus.« Wo die Schmerzgrenze liegt, ab der Proteste nötig werden, verriet er aber vorerst nicht.