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Beobachtungsstudie

Süßstoffkonsum könnte Gehirn altern lassen

Einer groß angelegten brasilianischen Studie zufolge könnten künstliche Süßstoffe das Risiko für geistigen Abbau erhöhen – zumindest bei Menschen mittleren Alters.
Christina Hohmann-Jeddi
10.09.2025  18:00 Uhr

Künstliche Süßstoffe statt Zucker – damit wollen viele Menschen ihre Kalorienaufnahme reduzieren. Doch die Süßstoffe werden schon seit einer Weile mit einer Reihe von gesundheitlichen Risiken in Verbindung gebracht: Bei langzeitigem Konsum könnten sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes erhöhen und sollen auch die Darmmikrobiota stören. Jetzt kommt ein neuer Aspekt hinzu: Süßstoffe könnten das Gehirn schneller altern lassen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Team um Natalia Gomes Gonçalves von der Universität Sao Paulo in Brasilien nach der Auswertung von Daten aus einer prospektiven Langzeitstudie, die im Fachjournal »Neurology« publiziert wurde.

An der Untersuchung hatten fast 12.800 Angestellte des öffentlichen Dienstes in Brasilien teilgenommen. Die Probanden waren im Schnitt 52 Jahre alt und etwa zur Hälfte weiblich. Zwischen 2008 und 2019 wurden sie in einer durchschnittlich acht Jahre dauernden Beobachtungsphase dreimal zu ihrer Ernährung befragt und absolvierten sechs verschiedene Gedächtnis- und Aufmerksamkeitstests. Besonders im Blick der Forschenden: der Konsum von sieben weit verbreiteten kalorienarmen oder -freien Süßungsmitteln, nämlich Aspartam, Saccharin, Acesulfam-K, Erythritol, Xylitol, Sorbitol und der Einfachzucker Tagatose.

Die durchschnittliche tägliche Aufnahmemenge lag bei rund 92 Milligramm Süßstoff. Als hohen Konsum werteten die Forschenden die Aufnahme von 190 mg/d, was dem Süßstoffgehalt einer Dose Light-Getränk entspricht. Als niedriger Konsum galten 20 mg/d.

Negativer Effekt vor allem bei Jüngeren

Diesen Konsum stellten die Forschenden in Bezug zu den kognitiven Funktionen. Das Ergebnis: Wer größere Mengen Süßstoffe konsumierte, zeigte im Verlauf von acht Jahren eine schnellere Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten als Menschen, die wenig dieser Stoffe zu sich nahmen. Defizite zeigten sich vor allem bei Sprachflüssigkeit, Gedächtnisleistung und der sogenannten globalen Kognition, einem Gesamtmaß für geistige Leistungsfähigkeit. Menschen in der obersten Konsumgruppe verzeichneten einen um 62 Prozent schnelleren Rückgang ihrer kognitiven Fähigkeiten im Vergleich zur niedrigsten Konsumgruppe – was laut den Forschenden einer vorzeitigen Alterung um 1,6 Jahre entspricht. In der mittleren Gruppe war der Abbau um 35 Prozent (1,3 Jahre) beschleunigt.

Der Effekt war allerdings nur bei Menschen unter 60 Jahren zu beobachten, bei älteren Teilnehmenden trat er nicht auf. Auch Unterschiede nach Vorerkrankungen zeigten sich: Diabetiker, die besonders viele Süßstoffe konsumierten, bauten bei der Gedächtnisleistung schneller ab; Nicht-Diabetiker schnitten vor allem bei Sprachtests schlechter ab.

Aufgrund der Ergebnisse warnen die Forschenden vor möglichen Langzeitfolgen künstlicher Süßstoffe. Diese müssten aber noch durch weitere Untersuchungen bestätigt werden. Gleichzeitig betonen sie die Einschränkungen der Untersuchung: Die Ernährungsangaben basierten auf Selbstauskünften, andere Gesundheitsfaktoren könnten den Zusammenhang mit beeinflusst haben.

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