Studie zu Apfelessig und Abnehmen zurückgezogen |
Theo Dingermann |
25.09.2025 11:00 Uhr |
Apfelessig soll ein einfaches Mittel zur Unterstützung der Gewichtsreduktion sein. Eine entsprechende Publikation aus dem vergangenen Jahr wurde nun zurückgezogen. / © Adobe Stock/Brent Hofacker
Im März letzten Jahres erregte eine Studie in der Zeitschrift »BMJ Nutrition, Prevention & Health« internationale Aufmerksamkeit, in der festgestellt wurde, dass Apfelessig übergewichtigen oder adipösen Menschen beim Abnehmen helfen könnte. In die klinische Studie waren 120 Patienten eingeschlossen. Diese hatten über drei Monate Apfelessig oder ein Placebo konsumiert. Auch die PZ hatte damals über die Studie berichtet. Jetzt hat die Zeitschrift die Publikation mit Zustimmung der Autoren zurückgezogen.
Bereits kurz nach der Veröffentlichung hatte das Journal Zuschriften erhalten, in denen weitreichende Bedenken hinsichtlich der Qualität der Arbeit geäußert wurden. Unter anderem wurde der Ansatz zur statistischen Analyse des Datensatzes kritisiert. Den Kritikern erschienen nicht nur die publizierten Daten als unplausibel. Sie äußerten auch Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit des zugrunde liegenden Datensatzes und vor allem des Fehlens einer prospektiven Studienregistrierung. Besonders dieser letzte Punkt gab schließlich den Ausschlag zu entscheiden, die Arbeit zurückzuziehen, da dies als Verstoß gegen die BMJ-Richtlinien gewertet wurde.
Die Rücknahme der Publikation war auch deshalb konsequent, weil sich die Ergebnisse nicht replizieren ließen und weil weitere Fehler festgestellt wurden. Die Autoren bekräftigen, dass es sich bei den Diskrepanzen um »ehrliche Fehler« handele. Letztlich zeigten sie sich einsichtig und stimmten der Entscheidung des Journals zu.
Dr. Helen Macdonald, Redakteurin für Publikationsethik und Inhaltsintegrität bei der BMJ Group, sagte in einer Mitteilung der Zeitschriften-Gruppe: »So verlockend es auch sein mag, die Leser auf ein scheinbar einfaches und offenbar hilfreiches Mittel zur Gewichtsreduktion aufmerksam zu machen, sind die Ergebnisse der Studie derzeit unzuverlässig, und Journalisten und andere sollten in zukünftigen Berichten nicht mehr auf die Ergebnisse dieser Studie verweisen oder sie verwenden.«
Professor Dr. Martin Kohlmeier, Chefredakteur des Journals, bedauert die Publikation der Studie trotz der fehlenden Registrierung. Man habe sich zu der Veröffentlichung entschlossen, weil die Autoren aus einem Umfeld kämen, die in der Ernährungsforschung unterrepräsentiert seien, und weil man bestrebt sei, hochwertigen Belegen aus klinischen Studien Vorrang zu geben. Und klinische Studien sind in der Ernährungsforschung selten.