STIKO gibt Handlungsempfehlungen |
| Christina Hohmann-Jeddi |
| 19.12.2023 16:15 Uhr |
Die Indikation für eine präexpositionelle Tollwut-Impfung sollte bei mangelnder Impfstoff-Verfügbarkeit laut STIKO möglichst streng gestellt werden. / Foto: Adobe Stock/Drazen
Der inaktivierte Tollwutimpfstoff Rabipur von Bavarian Nordisc A/S sei laut Herstellerangaben nur eingeschränkt verfügbar, heißt es in der Mitteilung der Ständigen Impfkommission (STIKO) vom 18. Dezember. Der Liste des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) zu den Lieferengpässen von Humanimpfstoffen zufolge besteht der Engpass seit dem 6. November 2023 und wird voraussichtlich bis zum 31. Januar 2024 anhalten. »Durch Einstellung des Inverkehrbringens von Tollwutimpfstoff (HDC) inaktiviert steht derzeit kein alternativer Tollwutimpfstoff zur Verfügung. Während die Belieferung von Notfalldepots der Landesapothekerkammern sichergestellt wird, kann es in der Peripherie zu Lieferengpässen kommen«, heißt es weiter von der STIKO.
Der Impfstoff kann als Schutzimpfung gegen Tollwut etwa vor Fernreisen eingesetzt werden, aber auch zur Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach gefährlichen Tierkontakten. Die Verfügbarkeit von Impfstoffen für die PEP sei gewährleistet, schreibt die STIKO. Bei gegebener Indikation sei der Bezug von Tollwutimpfstoff und Tollwut-Immunglobulin über jede öffentliche Apotheke möglich. »Bei Nicht-Verfügbarkeit im Großhandel können die Apotheken auf die Notfalldepots zugreifen.«
Eine PEP ist dann nötig, wenn ein gefährlicher Tierkontakt stattgefunden hat. Da Deutschland seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut ist, sind Fledermäuse das einzige heimische Reservoir für das Rabiesvirus. Eine Indikation zur PEP ist daher nur gegeben nach Fledermauskontakt, nach Kontakt mit auffälligen Heimtieren (Hund, Katze, Frettchen), deren Herkunft und Impfstatus unbekannt ist, beziehungsweise mit Tieren, die aus Tollwut-Endemiegebieten mitgebracht wurden. Eine PEP ist auch angezeigt nach Kontakt zu Tieren in Tollwut-Endemiegebieten und unterbliebenem sofortigem Beginn oder noch nicht vollständig abgeschlossener PEP.
Bei mangelnder Impfstoffverfügbarkeit sollte die Indikation für die präexpositionelle Impfung möglichst streng gestellt und das potenzielle Expositionsrisiko genau geprüft werden, empfiehlt die STIKO. Bei Reisen in Tollwut-Endemiegebiete bestehe eine Indikation zur präexpositionellen Impfung in erster Linie bei längeren Aufenthalten in ländlichen Gebieten ohne ausreichende medizinische Versorgung und/oder einem geplanten Umgang mit Säugetieren in Tollwut-endemischen Ländern, die als Überträger des Virus infrage kommen.
Planbare Auffrischimpfungen könnten bis zur Wiederverfügbarkeit der Impfstoffe verschoben werden. In begründeten Einzelfällen kann eine Bestimmung des Tollwut-Antikörperspiegels hilfreich sein.
Für eine präexpositionelle Impfung könne bei Impfstoffknappheit in Einzelfällen auf das Impfschema der Weltgesundheitsorganisation zurückgegriffen werden, das zwei Dosen im Abstand von sieben Tagen vorsieht. Die STIKO bevorzugt normalerweise ein Drei-Dosis-Schema.