STIKO fast vollständig neu besetzt |
Lukas Brockfeld |
12.02.2024 17:00 Uhr |
Lauterbach will die Impfkommission »jünger und interdisziplinärer« besetzen. / Foto: IMAGO/photothek
Das BMG hat im Benehmen mit den obersten Gesundheitsbehörden der Länder turnusmäßig die Mitglieder der Ständigen Impfkommission (STIKO) neu berufen. Jetzt sitzen 19 statt wie bisher 17 Personen im Gremium.
»Die STIKO hat in der Pandemie große Leistungen erbracht«, erklärte Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) am Montag. »Jetzt wird sie mit vielen neuen Mitgliedern aus sehr unterschiedlichen Fachbereichen jünger und noch interdisziplinärer besetzt. Auch wissenschaftliche und praktische Spitzenkräfte bauen das neue Team auf«, so der Minister. Auch in Zukunft würden Impfkampagnen der Bundesregierung auf den Empfehlungen der STIKO basieren. Die Unabhängigkeit der STIKO von politischer Einflussnahme habe sich bewährt und bleibe weiter bestehen.
Neben Expertinnen und Experten aus den Bereichen Immunologie, Virologie, Mikrobiologie, Pädiatrie, Gynäkologie, Allgemein- und Arbeitsmedizin wird die STIKO künftig um Expertise in den Bereichen Modellierung und Kommunikation erweitert. Das sind die Mitglieder der neu berufenen STIKO:
Die STIKO wird damit fast vollständig neu besetzt. Lediglich Jörg Meerpohl, Marianne Röbl-Mathieu, Klaus Überla, Gudrun Widders und Ursula Wiedermann-Schmidt waren bereits zuvor Teil des Gremiums. Hintergrund ist, dass das BMG die Berufungszeit der Mitglieder auf maximal drei Berufungsperioden (à drei Jahre) begrenzt hat. Das Ministerium verweist auf entsprechende Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO und sieht in der Begrenzung eine Maßnahme zur Gewährleistung der Unabhängigkeit der Impfkommission. Zu einer konstituierenden Sitzung kommt die Runde am 12. und 13. März zusammen, dabei wählt sie auch einen neuen Vorsitzenden oder eine neue Vorsitzende.
Die Begrenzung der Berufungsperioden und die weitgehende Neubesetzung der STIKO hatte im Vorfeld für Kritik gesorgt. Schon im November 2023 warfen die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern Gesundheitsminister Lauterbach einen »Alleingang« vor und warnten vor einem »großen Verlust an Fachexpertise«.
In einer gemeinsam veröffentlichten Pressemitteilung hieß es: »Beide Körperschaften fordern das Bundesministerium für Gesundheit auf, die Berufung der Mitglieder der STIKO kontinuierlich und in Absprache mit den oberen Landesbehörden der Länder und den Fachverbänden vorzunehmen. Dabei ist darauf zu achten, dass bei der Neubesetzung auch praktisch impfende und ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte – die unabhängig von politischer Einflussnahme – in der Expertenkommission vertreten sind.«
Auch der ehemalige STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens sagte im November: »Es wäre eine Überlegung wert, ob so ein abrupter Wechsel im Sinne der STIKO das Beste ist.« Mertens kündigte bereits im Herbst 2022 an, dass er nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehe.