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Arzneimittelversorgung

Stenico: »Wir müssen die Politik jetzt anstacheln«

Was können Politik und Industrie jetzt tun, um die Arzneimittelversorgung wieder unabhängiger von China zu machen? Beim »Dialog am Mittag« des Branchenverbands Pro Generika kamen die Experten zu dem Schluss: Es geht nur im Schulterschluss und der muss schnell passieren, bevor die Lage eskaliert.
Jennifer Evans
23.11.2022  13:30 Uhr

Wenn es um die Versorgung mit Arzneimitteln geht, hat sich Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend abhängig gemacht, vor allem von der Volksrepublik China. Von dort stammen unter anderem wichtige Rohstoffe und Ausgangsstoffe etwa für die Antibiotika-Produktion. Wer trägt Schuld an dieser Entwicklung und wie lässt sich das Problem lösen? Zu diesem Thema tauschten sich Experten bei einer Podiumsdiskussion aus, zu der Pro Generika am heutigen Mittwoch in Berlin eingeladen hatte.

Grundsätzlich warnte Tim Rühlig von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik davor, die Abhängigkeit von China pauschal zu überschätzen. Allerdings existierten Lebensbereiche, in denen Deutschland durchaus verbundbar sei. Diese zu identifizieren und dann gezielte Strategien einzuleiten, ist aus seiner Sicht der erste Schritt, sich wieder frei zu strampeln. Pro Generika-Chef Peter Stenico ist sicher, dass die Abkehr vom Preiskampf ein weiterer Weg aus der derzeitigen Misere ist. Allerdings fehlen ihm noch die entsprechenden Investitionsprogramme für die deutsche Pharmaindustrie. Denn: Die Branche müsse sich jetzt möglichst schnell technologisch weiterentwickeln, damit sie wieder wettbewerbsfähig werde.

Verantwortung muss geteilt werden 

Das Wissen und die Kapazität, die Arzneimittelproduktion wieder zurückzuholen, sei in Europa vorhanden, betonte Kai Rossen, Vorstand von EUROAPI, einem Unternehmen, das sich mit der nachhaltigen Entwicklung komplexer Molekülsegmente befasst. »Die Verbesserung der Verfahren kann aber kein Unternehmen alleine tragen«, stellte er klar. Außerdem fehlt es Rossen zufolge vielerorts an Selbstvertrauen. Er gibt Stenico recht, wenn er sagt, die Bundesregierung müsse bereit sein, in Innovationen zu investieren. Unter anderem aus diesem Grund plädierte Rühlig für eine »geteilte Verantwortung« zwischen Politik und Industrie.

Die Voraussetzung dafür ist in den Augen von Rosse »ein gutes politisches Leadership«, für das sich alle beteiligten Ministerien zusammenschließen sollten. Stencio wünscht sich ein solches Leadership zusätzlich aus den Reihen der Pharmaindustrie und appellierte gleichzeitig daran, die Politiker wachzurütteln. »Wir müssen jetzt die Politik anstacheln«, sagte er. Denn es sei »fünf vor zwölf«. Perspektivisch gehe es darum, Abhängigkeiten von China gemeinsam zu reduzieren und die Produktion zu diversifizieren. Ein Szenario mag sich keiner der Diskussionsteilnehmer so recht ausmalen – nämlich, wenn der militärische Konflikt zwischen China und Taiwan ausartet. Das würde nach der Auffassung der Experten die Eskalation für die Versorgungslage in Europa bedeuten.

Welches Motiv hat China?

Ganz grundsätzlich stellte sich in der Diskussionsrunde auch die Frage, welche Motivation China in den vergangenen Jahrzehnten überhaupt hatte, die europäische Arzneimittelproduktion derart an sich zu ziehen. Aus Rühligs Sicht geht es zum einen ums Geld, weil die Wirtschaft dort massiv unter dem Druck des demografischen Wandels leidet. Und zum anderen sei es ein Ziel, die eigene Abhängigkeit zu reduzieren sowie gleichzeitig andere Nationen von sich abhängig zu machen.

»China hat das Hightech-Business der Wirkstoffproduktion erkannt«, sagte Rossen zum Motiv der Volksrepublik. Jürgen Salz, Redakteur der »Wirtschaftswoche«, gab zudem zu Bedenken, ob China überhaupt in der Lage sein würde, bei einer plötzlich erhöhten Nachfrage die Produktion schnell hochzufahren. Ihm will nach eigenen Angaben nicht recht einleuchten, warum einige Unternehmen ihre Risikostreuung offenbar zuletzt völlig aus dem Blick verloren haben. Auch vor diesem Hintergrund erscheint es umso wichtiger, dass Europa wieder selbst die Zügel in die Hand nimmt. Stenico zeigte sich zuversichtlich, dass dies auch gelingen kann. »Die EU ist stark genug, das im Schulterschluss zu schaffen«, betonte er.

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