Steckbrief Pramipexol |
Carolin Lang |
11.01.2024 07:00 Uhr |
Außer bei Parkinson-Krankheit kann Pramipexol auch bei Restless-Legs-Syndrom eingesetzt werden, da auch hierbei das Dopaminsystem beteiligt zu sein scheint. / Foto: Adobe Stock/Andrey Popov
Wann ist Pramipexol indiziert?
Pramipexol kommt, gegebenenfalls in Kombination mit Levodopa, zur symptomatischen Behandlung der Parkinson-Krankheit bei Erwachsenen zum Einsatz. Der Arzneistoff dient außerdem der symptomatischen Therapie des mittelgradigen bis schweren idiopathischen Restless-Legs-Syndroms bei Erwachsenen.
Wie wirkt Pramipexol?
Pramipexol ist ein nicht ergoliner Dopaminagonist, der mit hoher Selektivität und Spezifität an Dopaminrezeptoren der D2-Familie – und hier bevorzugt an D3-Rezeptoren – bindet. Durch Stimulierung der Dopaminrezeptoren im Corpus striatum wirkt der Arzneistoff symptomatisch bei der Parkinson-Krankheit, der ein Verlust dopaminerger Neurone im Gehirn zugrunde liegt. Der Wirkmechanismus beim Restless-Legs-Syndrom ist nicht abschließend geklärt, es wird jedoch auch hier eine Einbeziehung des dopaminergen Systems vermutet.
Wie wird Pramipexol dosiert?
Dopaminagonisten sollten stets langsam aufdosiert werden, um Nebenwirkungen zu reduzieren. Pramipexol gibt es in retardierter und in nicht retardierter Form. Bei der Parkinson-Krankheit beträgt die empfohlene Anfangsdosis nicht retardierter Präparate dreimal täglich 0,088 mg Pramipexol-Base. Die Dosis kann wöchentlich bis zum Erreichen eines maximalen Behandlungserfolges erhöht werden, sofern nicht tolerierbare Nebenwirkungen ausbleiben. Die Tagesgesamtdosis sollte 3,3 mg nicht überschreiten. Retardierte Formulierungen ermöglichen die einmal tägliche Einnahme. Initial ist dann eine Dosis von 0,26 mg Pramipexol am Morgen empfohlen, die schrittweise auf maximal 3,15 mg Pramipexol täglich erhöht werden kann.
Bei Restless-Legs-Syndrom werden initial 0,088 mg Pramipexol empfohlen, eingenommen zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen. Bei Bedarf kann die Dosis alle vier bis sieben Tage bis zu einer maximalen Tagesdosis von 0,54 mg Pramipexol gesteigert werden. Retardierte Zubereitungen sind für diese Indikation nicht zugelassen.
Pramipexol wird größtenteils renal ausgeschieden, was eine Dosisanpassung bei eingeschränkter Nierenfunktion erfordert.
Welche Nebenwirkungen kann Pramipexol verursachen?
Typische Nebenwirkungen von Dopaminagonisten sind insbesondere in den ersten Wochen der Therapie etwa Übelkeit, Schwindel und Benommenheit. Auch eine Hypotonie kann auftreten, insbesondere wenn Pramipexol zu schnell aufdosiert wird. Häufig kommt es auch zu Verstopfung. Kurz- oder langfristig können Ödeme entstehen. Selten bis häufig wird unter Pramipexol über psychiatrische Störungen wie abnorme Träume, Halluzinationen, Verwirrtheit, Delir, Manie oder Impulskontrollstörungen berichtet. Letztere können sich etwa als Spielsucht, pathologisches Kaufverhalten, Hypersexualität oder Binge Eating äußern und das Absetzen des Dopaminagonisten erforderlich machen. Pramipexol wird außerdem mit übermäßiger Schläfrigkeit und plötzlichem Einschlafen in Verbindung gebracht. Betroffene sollten vom Führen eines Kraftfahrzeuges absehen. Die Einnahme von Pramipexol bringt gelegentlich bis häufig Sehstörungen wie Doppeltsehen mit sich. Augenärztliche Untersuchungen werden in regelmäßigen Abständen oder beim Auftreten von Sehstörungen empfohlen. Das Absetzen von Pramipexol kann zu einem Dopaminagonisten-Entzugssyndrom führen, das sich etwa durch Apathie, Angst, Schwitzen und Schmerzen äußert.
Mit welchen Arzneistoffen kann Pramipexol wechselwirken?
Bei Kombination von Pramipexol mit anderen sedierenden Arzneimitteln oder Alkohol können additive Effekte auftreten. Arzneimittel, die das aktive kationische Transportsystem der renalen Tubuli hemmen oder auf diesem Weg ausgeschieden werden, können die Clearance von Pramipexol reduzieren. Dazu gehören etwa Cimetidin, Cisplatin oder Procainamid. Die gleichzeitige Gabe von antipsychotischen Arzneimitteln sollte vermieden werden, zum Beispiel wenn antagonistische Effekte zu erwarten sind.
Wann ist Pramipexol kontraindiziert?
Psychotische Störungen und schwere kardiovaskuläre Erkrankungen stellen relative Gegenanzeigen gegen Pramipexol dar.
Eignet sich Pramipexol für Schwangere und Stillende?
Sowohl die S2k-Leitlinie zur Parkinson-Krankheit (Stand Oktober 2023) als auch die S2k-Leitlinie zum Restless-Legs-Syndrom (Stand Juni 2022) der Deutschen Gesellschaft für Neurologie empfehlen, Dopaminagonisten in der Schwangerschaft zu vermeiden. Auch während der Stillzeit ist die Einnahme aufgrund einer unzureichenden Datenlage nicht empfohlen.
Seit wann gibt es Pramipexol?
Pramipexol wurde in Deutschland im Jahr 1997 als Sifrol® bei Morbus Parkinson zugelassen. Inzwischen sind zahlreiche Generika auf dem Markt. Seit dem Jahr 2006 ist Pramipexol hierzulande auch beim Restless-Legs-Syndrom zugelassen.
Strukturformel Pramipexol / Foto: Wurglics