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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Metamizol-Natrium

Manche kürzen Metamizol-Natrium ab und sprechen von Metamizol, andere sagen Novaminsulfon und US-Amerikaner kennen Dipyron. Das Pyrazolon-Derivat ist uralt, aber immer noch gut im Geschäft – jedenfalls in Deutschland.
AutorKontaktSven Siebenand
Datum 08.07.2020  08:00 Uhr

Welche Einsatzgebiete hat Metamizol?

Metamizol ist in erster Linie ein typisches Schmerzmittel. Es kommt bei akuten starken Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen zum Einsatz, bei Tumorschmerzen und bei sonstigen akuten oder chronischen starken Schmerzen, soweit andere therapeutische Maßnahmen nicht indiziert sind. Zum Anwendungsgebiet zählen aufgrund der spasmolytischen Eigenschaften auch Koliken. Wegen seiner antipyretischen Wirkung ist Metamizol auch eine Option bei hohem Fieber, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht.

Wie wirkt Metamizol?

Der Wirkmechanismus ist bis heute nicht vollständig bekannt. Man weiß aber, dass Metamizol ein Prodrug ist und im Körper in 4-Methylaminophenazon umgewandelt wird, dem man eine periphere und zentrale analgetische Wirkung zuschreibt. Mögliche Zielstrukturen könnten Cyclooxygenasen und Cannabinoid-Rezeptoren sein. Auch die Blockade von TRPA1-Ionenkanälen in Schmerzrezeptoren wird diskutiert. Die krampflösende Komponente an der glatten Muskulatur geht vermutlich auf das Konto einer Reduzierung der intrazellulären Freisetzung von Calcium-Ionen.

Wie wird Metamizol dosiert?

Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren (> 53 kg Körpergewicht) können bis zu 1000 mg Metamizol pro Einzeldosis einnehmen und dies bis zu viermal am Tag in Abständen von sechs bis acht Stunden entsprechend einer Tagesmaximaldosis von 4000 mg. Für eine kindgerechte Dosierung eignen sich Tropfen. Kindern und Jugendlichen bis 14 Jahre kann als Einzeldosis 8 bis 16 mg Metamizol pro kg Körpergewicht gegeben werden. Bei Fieber ist für Kinder eine Dosis von 10 mg Metamizol pro kg Körpergewicht im Allgemeinen ausreichend.

Bei älteren Patienten, Patienten mit reduziertem Allgemeinzustand und Patienten mit eingeschränkter Kreatinin-Clearance sollte die Dosis reduziert werden, da die Ausscheidung der Stoffwechselprodukte von Metamizol vermindert sein kann.

Welche Nebenwirkungen kann Metamizol haben?

Schon im Studium lernt man, dass Metamizol und Agranulozytose zusammengehören. Diese Nebenwirkung ist sehr selten. Wenn sie auftritt, ist sie aber sehr gefährlich. Die starke Verminderung der Granulozyten ist nicht dosisabhängig und kann zu jedem Zeitpunkt der Behandlung auftreten. Sie äußert sich in hohem Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden sowie Entzündung im Mund-, Nasen-, Rachen- und Genital- oder Analbereich. Es wird dringend empfohlen, Metamizol sofort abzusetzen, wenn es zu einer unerwarteten Verschlechterung des Allgemeinbefindens kommt, das Fieber nicht abklingt oder neu auftritt oder schmerzhafte Schleimhautveränderungen besonders im Mund-, Nasen- und Rachenraum auftreten. In einigen Ländern ist Metamizol wegen der Gefahr einer Agranulozytose nicht mehr im Handel. In Deutschland ist das jedoch nicht der Fall, seit den 1980er-Jahren sind aber Metamizol-haltige Kombinationspräparate vom Markt verschwunden. Warum es zur Agranulozytose kommt, ist übrigens nicht geklärt.

Gelegentlich kann die Einnahme von Metamizol auch zu Gefäßerkrankungen und einem Arzneimittel-Exanthem führen. Selten sind zum Beispiel akute Verschlechterung der Nierenfunktion, anaphylaktische Reaktionen und Ausschlag. Bei Patienten mit Allergien und Medikamentenunverträglichkeit sollte man mit Metamizol vorsichtig sein.

Dürfen Schwangere Metamizol anwenden?

Generell wird die Anwendung von Metamizol während des ersten und zweiten Trimenons nicht empfohlen. Eine Anwendung während des dritten Trimenons geht mit fetotoxischen Effekten einher, weshalb die Anwendung von Metamizol im dritten Trimenon der Schwangerschaft kontraindiziert ist. Im Fall einer versehentlichen Anwendung von Metamizol im dritten Trimenon sollten Frauen Fruchtwasser und Ductus arteriosus mittels Ultraschall und Echokardiografie untersuchen lassen.

Welche Wechselwirkungen mit Metamizol sind möglich?

Metamizol kann eine Abnahme der Ciclosporin-Serumspiegel bewirken. Bei gleichzeitiger Anwendung von Metamizol und Chlorpromazin kann eine schwere Hypothermie auftreten. Die zusätzliche Gabe von Metamizol zu Methotrexat (MTX) kann die Hämatotoxizität von MTX verstärken, insbesondere bei älteren Patienten. Ferner kann Metamizol bei gleichzeitiger Anwendung die Wirkung von Acetylsalicylsäure (ASS) auf die Thrombozytenaggregation vermindern. Daher sollte Metamizol bei Patienten, die ASS in niedriger Dosierung einnehmen, mit Vorsicht angewendet werden.

Wann kam Metamizol auf den Markt?

Metamizol feiert im Jahr 2022 seinen 100. Geburtstag. Die Firma Höchst brachte 1922 das Metamizol-haltige Medikament Novalgin® auf den Markt. Es handelt sich übrigens um eine Weiterentwicklung von Aminophenazon. Metamizol-Natrium hat den Vorteil, besonders gut wasserlöslich zu sein.

Welche Besonderheiten hat Metamizol?

Eine Rotfärbung des Urins ist möglich. Sie beruht auf dem harmlosen, in geringer Konzentration vorliegenden Metamizol-Metaboliten Rubazonsäure.

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