Steckbrief Dimeticon/ Simeticon |
Daniela Hüttemann |
05.09.2023 18:00 Uhr |
Simeticon gehört in die Hausapotheke von Eltern mit kleinen Kindern: Bei Koliken durch zu viel Luft im Bauch kann es Linderung bringen und bei Spülmittelvergiftungen sogar lebensrettend sein. / Foto: Getty Images/Anchiy
Was ist der Unterschied zwischen Dimeticon und Simeticon?
Dimeticon wird auch als Polydimethylsiloxan bezeichnet, was die Strukturformel des Polymers verrät. Simeticon ist das mit 4 bis 7 Prozent Siliciumdioxid modifizierte beziehungsweise aktivierte Dimeticon. Es enthält feste Siliciumdioxid-Partikel. Beides sind Flüssigkeiten unterschiedlicher Viskosität, je nach Polymerisationsgrad.
Wie wirkt Dimeticon?
Innerlich angewendet, senkt Dimeticon die Oberflächenspannung von Gasblasen im Körper, sodass die Gase resorbiert werden können oder abgehen. Dimeticon ist inert und wird unverändert ausgeschieden. Es zählt zu den stabilsten Substanzen, die pharmazeutisch verwendet werden.
Was sind die Einsatzgebiete von Dimeticon?
Dimeticon wird zum einen als Antischaummittel eingesetzt, zum Beispiel bei funktioneller Dyspepsie, Meteorismus oder auch den sogenannten Drei-Monats-Koliken von Säuglingen, wenn vermutet wird, dass »zu viel Luft im Bauch« ist. Am bekanntesten ist wohl das Präparat Sab Simplex® (mit Simeticon) als Weichkapseln, Kautabletten und Suspension zum Einnehmen. Der Entschäumer kann auch als Antidot bei Tensid-Vergiftungen, zum Beispiel durch Spül- und Waschmittel, eingesetzt werden. Oral wird Dimeticon zudem bei verstärkter Gasbildung nach Operationen oder auch als Hilfsmittel zur Diagnostik im Bauchbereich eingesetzt, zum Beispiel in Vorbereitung einer Magenspiegelung.
Bekannt ist Dimeticon auch für seine physikalische Wirkung in Präparaten zur Behandlung von Kopflausbefall, zum Beispiel Nyda® Läusespray. Äußerlich angewendet, erstickt die viskose Flüssigkeit die Parasiten, indem sie deren Tracheen verschließt. Äußerlich wird Dimeticon auch als Hilfsstoff in vielen Arznei- und Kosmetikprodukten eingesetzt. Es bildet einen Schutzfilm auf Haut und Haaren und sorgt für Glanz und gute Spreitbarkeit.
Wie wird Dimeticon dosiert?
Bei Flatulenz beträgt die Einzeldosis 250 bis 500 mg. Das entspricht beispielsweise bei Sab-Simplex-Tropfen 30 bis 45 Tropfen für Erwachsene alle vier bis sechs Stunden. Neugeborene erhalten 10 Tropfen pro Dosis, Säuglinge 15 Tropfen, Kinder zwischen zwölf Monaten und sechs Jahren 15 Tropfen und ältere Kinder 20 bis 30 Tropfen. Zur Vorbereitung auf (diagnostische) Eingriffe soll der Entschäumer am Vorabend eingenommen werden.
Als Antidot bei Tensid-Vergiftungen erfolgt die Dosierung abhängig von der Schwere der Vergiftung. Als Mindestdosis empfiehlt die Packungsbeilage 5 ml (ein Teelöffel) Simeticon. Dazu kann der Tropfeinsatz vorher entfernt werden.
Bei der Anwendung Dimeticon-haltiger Läusemittel müssen die Haare gründlich eingesprüht werden. Dabei hängt die benötigte Menge von der Haarlänge und Haarfülle ab. Es gelten die üblichen Hinweise zur Läusebehandlung sowie die spezifische Einwirkzeit in der Packungsbeilage.
Welche Nebenwirkungen kann Dimeticon haben?
Bei der Anwendung als Entschäumer sind keine unerwünschten Wirkungen bekannt. Äußerlich als Läusespray angewendet, sind selten allergische Reaktionen möglich. Es sollte nicht inhaliert werden oder mit den Augen oder Schleimhäuten in Kontakt kommen. Achtung: Die Lösung ist leicht entzündlich.
Was ist in Schwangerschaft und Stillzeit zu beachten?
Da Dimeticon inert ist und physikalisch wirkt, bestehen keine Bedenken gegen eine Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit.
Welche Wechselwirkungen mit Dimeticon sind möglich?
Es sind keine klinisch relevanten Interaktionen bekannt.
Was gibt es noch zu wissen?
Technisch wird Dimeticon unter anderem als E900 zur Schaumverhütung in Lebensmitteln eingesetzt, zum Beispiel bei Frittierfett, in Obst- und Gemüsekonserven, Konfitüren und auch in Kaugummi. Zudem wird es als Gleitbeschichtung für Kondome verwendet, außerdem als Weichmacher und Verdickungsmittel.