Starke Vogelgrippewelle in Deutschland |
Kraniche sind aktuell in Deutschland besonders betroffen von der hochpathogenen Vogelgrippe. / © Getty Images/Krzysztof Baranowski
Die Tierseuche hat sich nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) mittlerweile fast über ganz Deutschland ausgedehnt. Nachdem zuletzt auch aus Bayern und Baden-Württemberg Infektionsfälle gemeldet wurden, seien inzwischen kommerzielle Geflügelhalter in acht Bundesländern betroffen. An einigen Orten ordneten die Behörden eine Stallpflicht an und untersagten Geflügelmärkte.
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) rief zu verstärkten Schutzmaßnahmen auf. »Oberste Priorität ist hier, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, Tiere zu schützen und Schäden für unsere Land- und Lebensmittelwirtschaft abzuwenden«, sagte der CSU-Politiker in Berlin. Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft warnte: »Wenn wir nicht handeln, riskieren wir nicht nur Tiergesundheit, sondern auch die Versorgungssicherheit.«
Die Infektionskrankheit breitet sich seit Wochen aus. »Aktuell gibt es zahlreiche Ausbrüche, sowohl bei Wildgeflügeln als auch bei Geflügelhaltungen. Dies ist eigentlich für die jetzige Jahreszeit nicht ungewöhnlich«, sagte Rainer. »In den vergangenen 14 Tagen gab es aber einen sehr schnellen Anstieg der Infektionen. Das zeigt auch, wie ernst die Lage ist und wie wichtig gemeinsames und auch koordiniertes Handeln hier ist.« Das FLI in Greifswald hat die Risikoeinschätzung inzwischen auf hoch angehoben.
Zwar ist die Tierseuche in Deutschland inzwischen ganzjährig verbreitet, doch mit dem Vogelzug im Herbst gewinnt das Infektionsgeschehen deutlich an Fahrt. Unter Kranichen hat die Ausbreitung der Vogelgrippe nach Einschätzung des FLI ein in Deutschland bislang nicht gekanntes Ausmaß angenommen.
Im Linumer Teichgebiet bei Berlin, einem der größten Kranich-Rastplätze Deutschlands, wurden schon mehr als 1200 tote Kraniche geborgen. Zuletzt kamen erste Bestätigungen von Vogelgrippe-Fällen der aktuellen Welle aus Hessen und Berlin. Inzwischen wurden auch Großbetriebe mit Legehennen und Mastputen von dem Virus erfasst. Für den Monat Oktober zählt das FLI bislang mehr als 21 Ausbrüche in Nutzgeflügel-Haltungen.
Die Seuche ist eine Gefahr für Geflügelhalter. Bei einem Fall auf einem Hof muss der Bestand gekeult werden, das heißt, dass alle Tiere getötet werden. Das FLI schätzt, dass in diesem Herbst bislang mehr als 200.000 Hühner, Gänse, Enten und Puten nach Geflügelpestausbrüchen in den jeweiligen Haltungen getötet und entsorgt wurden, um die Ausbreitung der Seuche einzudämmen.
Zu den Symptomen können bei Vögeln laut FLI gehören: stumpfes, gesträubtes Gefieder, Ausfluss aus Schnabel und Augen, Durchfall, Teilnahmslosigkeit und zentralnervöse Störungen (abnorme Kopfhaltung, Gleichgewichtsstörungen oder Zwangsbewegungen).