| Cornelia Dölger |
| 27.11.2025 15:00 Uhr |
In Bremen führen die sinkenden Apothekenzahlen inzwischen dazu, dass im Notdienst längere Wege zurückgelegt werden müssen. / © Imago/imagebroker
In Würzburg ist die Zahl der Apotheken in den vergangenen fünf Jahren um rund zehn Prozent gesunken – ein Rückgang, der dem Bundestrend entspreche, wie Würzburgs Oberbürgermeister Martin Heilig der PZ mitteilte. Gleichwohl liege man in der unterfränkischen Stadt deutlich über dem Durchschnitt: Auf etwa 3500 Einwohner komme eine Apotheke, während der bayerische Schnitt bei 5000 liege.
Die Stadt wolle insbesondere die Nahversorgung älterer Menschen im Blick behalten, sieht aber derzeit andere gesundheitspolitische Herausforderungen als dringlicher an, etwa die Zukunft der Kliniken. Zugleich zeige sich ein klarer Trend: Immer mehr Menschen bestellen Medikamente online. »Der Trend zum Onlineshopping setzt dem klassischen Einzelhandel schon lange zu und hat etwas verzögert auch die Apotheken erreicht«, so Heilig.
In Bremen führten die sinkenden Apothekenzahlen inzwischen dazu, dass im Notdienst längere Wege zurückgelegt werden müssen. Zwar achte die Apothekerkammer bei der Verteilung darauf, dass die Fahrzeiten maximal 15 bis 20 Minuten betragen, dennoch sieht die Stadt die Entwicklung kritisch.
Dass es in puncto Honoraranhebung keine Bewegung gebe, obwohl der Koalitionsvertrag ein höheres Fixum vorsehe, sei kritisch. Eine Anhebung sei »überfällig«, so eine Sprecherin des Bremer Gesundheitsressorts.
Positiv hingegen wertet die Sprecherin die Reformpläne zur Ausweitung des Impfens mit Totimpfstoffen sowie zur Abgabe bestimmter Rx-Medikamente ohne Verordnung. Dies könne die Arztpraxen entlasten. Auch den Wegfall der Pflicht, in Filialapotheken ein Labor vorzuhalten, sieht man in Bremen als Erleichterung.
Darauf, dass die Versorgung durch Apotheken gesichert bleibt, legt man in Wolfsburg Wert. Ein Sprecher der Stadt betonte, es sei wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger schnell Medikamente sowie eine möglichst persönliche Beratung durch pharmazeutisches Fachpersonal erhalten könnten. Unabdingbar sei überdies eine gute Notdienstabdeckung.
Um Lieferengpässe zu meistern, sei eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen Arztpraxen und Apotheken unerlässlich. »Ohne das Engagement der vor Ort-Apotheken wäre möglicherweise die Arzneimittelversorgung im Einzelfall deutlich schlechter. Die Apotheker*innen kennen in der Regel die Großhändler*innen und Hersteller*innen sehr gut.« Ebenso seien sie vertraut mit dem Verordnungsverhalten der ansässigen Ärztinnen und Ärzte und hielten die am häufigsten verordneten Medikamente möglichst ohne Wartezeit vor. Mit niedrigschwelligen Gesundheitsleistungen ergänzten sie das Versorgungssystem.
Davor, dass die Versorgung auf Dauer ausdünnt, wenn das Apothekensterben weiter anhält, hatte Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer vor Kurzem gewarnt. »Das Thema ist längst im Alltag der Menschen angekommen. Es ist ein weiteres Problem für unsere Innenstädte«, so Palmer zur PZ. Er richtete einen deutlichen Appell an die Bundesregierung: Die Grundvergütung müsse angehoben, Bürokratie reduziert werden. Es brauche klare Regeln bei Lieferengpässen, strukturschwache Standorte müssten gezielt stabilisiert werden.