| Jennifer Evans |
| 27.11.2025 08:00 Uhr |
Mental Health und Urban Green: Weltweit wird die Wirkung von Grünflächen für die psychische Gesundheit unterschätzt. / © Adobe Stock/lunamarina
Je grüner die Umgebung, desto stabiler die Psyche der Menschen. Wie eine Studie nahelegt, gehen Grünflächen mit einem geringeren Risiko für Krankenhausaufenthalte aufgrund psychischer Störungen einher. Und: Dieser Effekt nimmt offenbar ohne klaren Schwellenwert zu. Belege dafür fanden Forschende in allen der gut 6800 untersuchten Orte in Australien, Brasilien, Kanada, Chile, Neuseeland, Südkorea und Thailand. Sie analysierten 11,4 Millionen Krankenhauseinweisungen zwischen 2000 und 2019.
Demnach sinken die Klinikeinweisungen insgesamt um 7 Prozent, wenn mehr Grün vorhanden ist. Mit 9 Prozent ist der Zusammenhang bei Substanzgebrauchsstörungen noch deutlicher zu beobachten. Bei psychotischen Störungen sind es 7 Prozent und bei Demenz 6 Prozent.
Das Autorenteam hat für die Untersuchung sämtliche Ursachen psychischer Störungen unter die Lupe genommen sowie sechs spezifische Kategorien festgelegt: psychotische Störungen, Substanzgebrauchsstörungen, affektive Störungen, Verhaltensstörungen, Demenz und Angststörungen. Die Modelle berücksichtigen zudem Bevölkerungsdichte, klimatische und sozioökonomische Faktoren und differenzieren die Ergebnisse nach Geschlecht, Alter, Urbanisierungsgrad und Jahreszeit.
Besonders stark wirkten die Grünflächen in Städten. Dort hätte eine dichtere Begrünung potenziell etwa 7712 Krankenhauseinweisungen pro Jahr vermeiden können, heißt es in der Studie, die in der Klimaausgabe des »British Medical Journal (BMJ)« erschienen ist.
Weitere Auswertungen in städtischen Gebieten hatten ergeben, dass ein Anstieg der örtlichen Grünflächen um 10 Prozent die Klinikaufenthalte von 1 pro 100.000 in Südkorea bis zu etwa 1000 pro 100.000 in Neuseeland reduzierte.
Als Beobachtungsstudie erlaubt die Analyse zwar keine kausalen Schlussfolgerungen und auch die Nutzung von Krankenhausdaten über unterschiedliche Länder hinweg bringt Unsicherheiten mit sich. Zudem bilden die Ergebnisse nur schwere Störungen ab, die eine stationäre Behandlung erfordern. Dennoch appellieren die Autorinnen und Autoren an Stadtplanung und Gesundheitspolitik, diesen Zusammenhang künftig gezielt zu berücksichtigen. Sie sehen darin großes Präventionspotenzial.