Sprühen, gurgeln, lutschen |
Halskratzen oder Halsschmerzen kündigen oft das Einsetzen einer Erkältung an. Die Symptome lassen sie sich im Rahmen der Selbstmedikation gut behandeln. / Foto: Adobe Stock/Jewgeni Schemjakin
Mit Halsschmerzen beginnen üblicherweise grippale Infekte, denn der Nasen-, Hals- und Rachenraum bildet die Eintrittspforte für Erkältungserreger. Dort entern sie die Schleimhautzellen, um sich zu vermehren. Die körpereigene Abwehr reagiert, indem sie inflammatorische Botenstoffe auf den Weg schickt. Spürbar wird das durch bekannte Entzündungszeichen wie Schwellung, Rötung, Überwärmung und – vor allem – Schmerz.
Da nicht nur Rhinoviren und andere harmlose Erkältungserreger als Verursacher für die Beschwerden infrage kommen, muss auch hier auf Warnzeichen geachtet und gegebenenfalls zum Arztbesuch geraten werden (siehe Kasten). Das gilt auch für Beschwerden, die sich trotz Behandlung nach drei Tagen nicht gebessert haben.
Wenn eine Selbstmedikation grundsätzlich möglich ist, stehen zur Symptomlinderung verschiedene Wirkstoffe in verschiedenen Zubereitungsformen zur Auswahl: zum Sprühen, Gurgeln oder Lutschen sowie – bei starken Halsschmerzen – zum Einnehmen. Da unter anderem Prostaglandine an den entzündlichen Prozessen beteiligt sind, kommen hier etwa systemische nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen (etwa Dolormin®) oder Naproxen (etwa Naproxen axicur®) infrage.
Mit Flurbiprofen (zum Bespiel Dobendan® Direkt) steht außerdem ein topisch anwendbares NSAR zur Verfügung. Flurbiprofen Lutschtabletten dürfen von Patienten ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet werden, Sprays ab 18 Jahren. Das lokale Analgetikum und Antiphlogistikum Benzydamin (etwa Tantum Verde®) wird zwar zu den NSAR gezählt, wirkt jedoch weniger über eine Hemmung der Prostaglandin-Synthese als über andere Wege.
Zur symptomatischen Linderung von leichten bis mittelstarken Halsschmerzen eigenen sich außerdem Lokalanästhetika wie Benzocain (etwa Dorithricin®), Lidocain (etwa Lemocin® oder Wick Sulagil Halsspray). Sie blockieren spannungsabhängige Natriumkanäle, wodurch eine Reizweiterleitung unterbunden wird. Meist finden sie sich in Kombination mit antiseptischen Wirkstoffen. Letztere werden von Experten heute kritisch gesehen, unter anderem da sie nicht bis an den Ort des Geschehens gelangen. Ebenfalls lokalanästhetisch sowie entzündungshemmend und antioxidativ wirkt das Mucolytikum Ambroxol (zum Beispiel Mucoangin®). Es ist für Jugendliche ab zwölf Jahren und für Erwachsene zugelassen.
Mild lindernd und schützend auf die Schleimhäute wirken Pastillen, die für eine gute Befeuchtung der Rachenschleimhaut sorgen. Gerade in den Wintermonaten begünstigt eine geringe Luftfeuchtigkeit das Austrocknen der Schleimhäute und in der Folge das Eindringen von Krankheitserregern. Befeuchtend wirken Zubereitungen mit pflanzlichen Extrakten, zum Beispiel Isländisch Moos (etwa Isla® Moos) oder Primelwurzel (etwa Ipalat®), aber auch mit Hyaluronsäure oder Gelbildnern wie Carbomer oder Xanthan (alle drei enthalten in Gelorevoice®) sowie salzhaltige Pastillen (etwa Emser Pastillen®).
Grundsätzlich gilt: Je länger die jeweilige Substanz Kontakt mit dem Mund-Rachenraum hat, umso intensiver kann sie wirken. Unmittelbar nach der Anwendung einer Gurgellösung oder eines Sprays sollte daher nicht gegessen oder getrunken werden. Die längste Einwirkdauer bieten Lutschtabletten. Diese sollten dabei möglichst langsam gelutscht und nicht zerkaut werden. Mit ihnen erreicht der Wirkstoff mittels Speichel auch den Rachenraum.
Ein weiterer Grundsatz ist: Der Anwender muss die jeweilige Arzneiform auch anwenden können und wollen. Das Gurgeln stellt manchen vor technische Probleme, Sprays verursachen womöglich einen Brechreiz. Während der Anwendung des Sprays sollte zudem nicht geatmet werden, damit das Spray nicht versehentlich inhaliert wird. Kinder müssen in der Lage sein, eine Lutschtablette über einen längeren Zeitraum im Mund zu behalten.
Nicht zuletzt tun Wärme – auch in Form von Tees – und Schonung bei Halsschmerzen gut. Schonen heißt: möglichst wenig sprechen, vor allem aber nicht flüstern, denn das strapaziert die Stimme besonders stark.