SPD-Politiker besucht Apotheke in Gütersloh |
Apotheker Olaf Elsner (links) erläuterte dem SPD-Landtagsabgeordneten Thorsten Klute seine Bedenken gegen die geplante Apothekenreform. / Foto: Büro Klute
Apotheken ohne Apotheker will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schaffen. Kritiker werfen dem Minister vor, so Kosten sparen zu wollen. Welche Folgen die Pläne für die Patienten haben könnten, darüber hat sich der SPD-Landtagsabgeordnete Thorsten Klute nun in der Storchen-Apotheke Gütersloh informieren lassen. »Apotheken ohne Apotheker – das bedeutet für die Patienten eine deutliche Verschlechterung der Versorgung«, warnte Inhaber Olaf Elsner, Vorstandsmitglied im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).
Denn Apotheke sei sehr viel mehr, als Arzneimittelpackungen abzugeben. Elsner machte es dem Parlamentarier an einem Beispiel aus seinem Arbeitsalltag deutlich: Er »stellt« mit seiner Apotheke die Medikation für einzelne Patienten und auch Heimbewohner. Das heißt, Tabletten werden individuell für jeden Tag und verschiedene Einnahmezeitpunkte in sogenannten Dosetts, also zum Beispiel in kleinen Döschen oder Tütchen zusammengestellt. Der Vorteil: Gerade ältere Patienten, die viele verschiedene Arzneimittel einnehmen müssen, können nichts vergessen oder verwechseln. Die durch den Pflegenotstand belasteten Pflegekräfte sparen sich die Zeit, die Medikamente für die Patienten vorzubereiten, und gehen kein Risiko ein, dabei einen Fehler zu machen.
Bevor die Dosetts die Apotheke verlassen, kontrolliert Olaf Elsner sie genau. Und bevor sie zusammengestellt werden, prüft der Apotheker zunächst die verordnete Medikation. Dabei deckt er auch manchmal Wechsel- und Nebenwirkungen auf, die die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen oder gar ein Gesundheitsrisiko sind. »Wir halten dann mit dem Arzt Rücksprache und suchen mit ihm nach einer Lösung«, so der Approbierte. »Ohne Apotheker aber darf und kann eine Apotheke weder diese Medikationsanalysen noch das Stellen von Arzneimitteln leisten.«
Es ist nur ein Beispiel von vielen, wie sich die Versorgung der Patienten ohne Apotheker verschlechtern wird. »Durch das Stellen von Arzneimitteln können wir letztlich auch dazu beitragen, dass Patienten länger zu Hause leben. Und dass pflegende Angehörige mit ihren Ehepartnern oder Eltern mehr Qualitätszeit verbringen, statt diese mit dem Zusammensuchen von Tabletten zu verbringen.« Eine Leistung, die der SPD-Abgeordnete Klute als »sehr wertvoll« empfindet und die eine Versandapotheke nicht anbieten könne.
Warum nicht alle Apotheken diese erbringen, fragte er beim Besuch in der Storchen-Apotheke nach. »Weil dies keine Regelleistung ist, also den Apotheken von den Krankenkassen nicht vergütet wird«, erklärte Elsner. Pflegedienste hingegen würden von den Kassen bezahlt, wenn sie ihren Pflegebedürftigen die Medikation stellten.
Die Vergütung der Apotheken sei ohnehin ein massives Problem, so Elsner. Denn das staatlich geregelte Honorar sei seit 20 Jahren nicht mehr nennenswert angepasst worden. Zugleich aber seien Sach- und Personalkosten sowie Inflation massiv gestiegen. »Mittlerweile sind aufgrund der Unterfinanzierung zehn Prozent der Apotheken defizitär und ein Drittel wirtschaftlich gefährdet«, so Elsner. Die Zahl der Apothekenschließungen nehme immer weiter zu. Und mit der geplanten Apothekenreform werde sich die Situation vermutlich noch verschlimmern. »Nur gesunde Betriebe aber können solche Leistungen wie zum Beispiel das Stellen der Medikation anbieten«, erklärte Elsner.
»Apotheke ist mehr, als nur etwas über den Ladentisch zu geben«, so der SPD-Politiker Klute, der auch Mitglied im Gesundheitsausschuss des Landtags ist. »Hier geht es um spezialisierte persönliche Beratung und um sehr niedrigschwellige Zugänge zu Gesundheitsleistungen. Diese Struktur zu erhalten, muss Ziel gerade auch der Sozialdemokratie sein.«