Spart Homöopathie den Kassen Geld? |
PZ |
dpa |
12.01.2024 08:00 Uhr |
Die geplante Streichung homöopathischer Behandlungen als Satzungsleistung der Krankenkassen stößt auf Kritik. / Foto: Adobe Stock/Aycatcher
Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) will Homöopathie als Satzungsleistung der Krankenkassen streichen. »Die Homöopathie ist eine Leistung, die keinen medizinischen Nutzen auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sachstandes erbringt«, so Lauterbach.
Die Ausgaben der Kassen liegen derzeit unter 7 Millionen Euro. Daher prognostiziert Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), sogar eine Kostensteigerung, sollte die Erstattung gestrichen werden. »Die Kosten für homöopathische Behandlungen als Kassenleistung sind im wahrsten Wortsinne homöopathisch. Eine Abschaffung könnte aber dazu führen, dass alternative Therapien der Ärzte mit anderen erstattungsfähigen Arzneimitteln umgesetzt werden, die viel teurer sind«, sagte er der »Rheinischen Post«.
Kritik kam erwartungsgemäß auch von den Homöopathie-Ärztinnen und -Ärzten: »Eine Streichung der freiwilligen Kassenleistung Homöopathie würde das Therapieangebot in der ärztlichen Versorgung einschränken«, sagte die Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, Michaela Geiger. »Es würde eine therapeutische Monokultur in den Praxen entstehen – die Leidtragenden wären die Patienten«, sagte die Neckarsulmer Hausärztin. »Wir erleben täglich in der Praxis, dass die Therapievielfalt medizinisch sinnvoll ist.«
Homöopathie werde von ihr und ihren Kolleginnen und Kollegen begleitend zur konventionellen Medizin eingesetzt, sagte Geiger. »Viele Patientinnen und Patienten kommen ganz gezielt wegen der Homöopathie in unsere Arztpraxen, vor allem auch bei chronischen Erkrankungen.« Die Satzungsleistung sei wichtig, denn nur so erhalten Patienten die ärztliche Homöopathie auf Chipkarte. »Zusatzversicherungen kosten Geld, das können sich nicht alle Patienten leisten – Homöopathie aber ist versorgungsrelevant.«
Von Grünen und CDU war der Plan kritisiert worden. Die FDP im Bundestag und die Kassenärztliche Bundesvereinigung hatte den Vorstoß unterstützt. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sagte der »Frankenpost« (Hof): »Die Lauterbach-Ankündigung ist eine politische Nebelkerze.« Offensichtlich solle mit dieser Diskussion davon abgelenkt werden, dass die Bundesregierung bei der notwendigen Finanzierungsreform der gesetzlichen Krankenkassen nicht vorankomme.
Die evidenzbasierte moderne Medizin müsse zwar der Maßstab für die Versorgung sein. Es bestehe aber in der Bevölkerung durchaus auch der Wunsch nach ganzheitlichen alternativen Behandlungsansätzen. Wichtig sei, die Grenzen dieser Methoden zu kennen – »und das sollte der Entscheidung der Krankenkassen und der Versicherten wie bisher überlassen bleiben«, sagte Gerlach.