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Niedersachsen
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Sozialminister Philippi kritisiert OTC-Versand von dm

Niedersachsens Sozialminister Andreas Philippi (SPD) kritisiert Onlineapotheken von Drogeriemärkten und fordert eine verlässliche Arzneimittelversorgung. 
AutorKontaktPZ
Datum 16.12.2025  12:30 Uhr

Heute hat der Drogeriemarkt dm seinen OTC-Versand gestartet. Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi sieht dies kritisch. »Die Eigenverantwortung von Patientinnen und Patienten zu stärken ist richtig, Selbstdiagnosen können jedoch falsch sein und somit fatale gesundheitliche Risiken bergen. Eine Beratung von Patientinnen und Patienten ist aus meiner Sicht unerlässlich – und sei es durch Telemedizin«, sagte er in einer Pressemeldung.

Die Entscheidung über Medikamenteneinnahme und Dosierung in die alleinige Verantwortung der Patientinnen und Patienten zu geben, hält der Minister für den falschen Weg. Für ihn ist klar: Eine wohnortnahe Versorgung mit Medikamenten sicherzustellen, müsse in einem Flächenland wie Niedersachsen oberste Priorität haben. 

Auch in der gestrigen Sitzung des Niedersächsischen Landtages wurde das Thema Medikamente angesprochen. »Die verlässliche Versorgung mit Arzneimitteln ist mehr als nur ein Bestandteil unseres Gesundheitssystems – sie ist eine tragende Säule der öffentlichen Gesundheitsvorsorge und ein entscheidendes Stück Sicherheit für die Menschen in unserem Land«, sagte Philippi.

Austausch mit Apotheken

Die dortige Landesregierung habe längst erkannt, wie wichtig es ist, dieses Thema entschlossen anzugehen. »Wir stehen in regelmäßigem Austausch mit allen an der Versorgungskette beteiligten Akteurinnen und Akteuren – von der Apotheke über die pharmazeutischen Großhändler bis hin zu den Herstellern und pharmazeutischen Unternehmern – und setzen uns auf allen Ebenen dafür ein, dass die Arzneimittelversorgung und die pharmazeutische Industrie in Niedersachsen gestärkt und zukunftsfest gemacht werden«, so der Minister weiter.

Die Regierung unterstütze zudem heimische Pharmabetriebe mit verschiedenen Darlehens- und Förderprogrammen. Davon würden neben Start-Ups auch bereits bestehende Unternehmen sowie Neuansiedlungen profitieren. 

Mit der Nationalen Pharmastrategie habe die Bundesregierung ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgelegt, um die Rahmenbedingungen für die Pharmabranche zu verbessern und die Arzneimittelproduktion in Deutschland nachhaltig zu sichern. Mit dem kürzlich gestarteten Pharma- und Medizintechnikdialog werde dieser Weg konsequent fortgesetzt.

»Starke europäische Arzneimittelversorgung« schaffen

Mit dem Inkrafttreten des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes (ALBVVG) im Juli 2023 seien bereits wichtige Schritte zur Ausweitung der Bevorratungspflichten umgesetzt worden, um die Versorgungssicherheit zu stärken. »Eine weitere Verschärfung dieser Vorgaben halte ich jedoch nicht für zielführend, da sie die Ursachen eventueller Lieferengpässe nicht beseitigt. Im Gegenteil – sie belastet Unternehmen zusätzlich. Höhere Kosten für Lagerflächen, Betrieb und Vorfinanzierung binden Kapital, das für Investitionen in Innovation und Produktionskapazitäten dringend benötigt wird«, so Philippi.

Kontraproduktiv in diesem Zusammenhang sei der Aufruf zur Bevorratung mit Medikamenten. »Das schürt Unsicherheit und Ängste in der Bevölkerung und führt letztlich zum genauen Gegenteil – nämlich einem Lieferengpass«, erklärte er. »Wir müssen vielmehr auf nachhaltige Lösungen setzen, die sowohl die Versorgung sichern als auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche erhalten.«

In der Arzneimittelversorgung müsse man hierzulande europäisch denken und handeln. »Europa kann ausgleichen, teilen und gemeinsam reagieren. Eine starke europäische Arzneimittelversorgung ist der Schlüssel für eine sichere Arzneimittelversorgung. Und dafür werde ich mich weiter einsetzen.«

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