Sotatercept überzeugt erneut |
Sven Siebenand |
07.04.2025 16:00 Uhr |
Die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) ist eine seltene Form des Lungenhochdrucks. Dieser entsteht, weil sich durch fortschreitende Gefäßveränderungen die kleinen Lungenarterien verengen. Betroffen sind häufig Frauen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren. / © Adobe Stock/Lightfield Studios
Bei PAH sind die Umbauprozesse innerhalb der Lungenarteriolen aus dem Gleichgewicht geraten. Es werden mehr Endothelzellen gebildet als absterben. Anstelle einer einzelnen Endothelschicht lagern sich daher immer neue Schichten in der Gefäßinnenseite übereinander und die Gefäße verengen sich. Infolge steigt der Druck in den Gefäßen, das rechte Herz muss immer stärken pumpen und schließlich entsteht eine Rechtsherzinsuffizienz. Für die Therapie stehen seit mehreren Jahren vasodilatierend wirkende Arzneistoffe aus unterschiedlichen Klassen zur Verfügung.
Die Firma MSD brachte im vergangenen Jahr das Sotatercept-haltige Präparat Winrevair® auf den deutschen Markt. Es ist ein erster Vertreter der Aktivin-Signalweg-Inhibitoren. Bei PAH sind die Spiegel von Aktivin A erhöht. Die Bindung von Aktivin A an den Aktivin-Rezeptor Typ IIA (ActRIIA) fördert die proliferative Signalübertragung. Das Fusionsprotein Sotatercept enthält die extrazelluläre Domäne dieses Rezeptors und wirkt wie eine Ligandenfalle. Es fängt Aktivin A ab, bevor es an den eigentlichen Rezeptor andockt und hemmt damit die proliferative Signalübertragung.
»Mit Sotatercept greifen wir in der Medizin zum ersten Mal überhaupt in die grundlegenden Mechanismen der Gefäßregulation ein«, sagt Professor Dr. Marius M. Hoeper von der Medizinischen Hochschule Hannover in einer Pressemitteilung. Anlass ist die Publikation der Ergebnisse der ZENITH-Studie mit Sotatercept im »New England Journal of Medicine«, deren Seniorautor Hoeper ist.
In der Phase-III-Studie wurden 172 Patientinnen und Patienten mit einem hohen Ein-Jahres-Sterberisiko, die bereits eine maximal verträgliche Dosis anderer PAH-Therapeutika erhielten, nach dem Zufallsprinzip alle drei Wochen subkutan mit Sotatercept oder Placebo behandelt. Der primäre Endpunkt war zusammengesetzt aus Tod aus jeglicher Ursache, Lungentransplantation oder Krankenhausaufenthalt (≥ 24 Stunden) wegen Verschlechterung der PAH.
Die Studie wurde aufgrund der Wirksamkeitsergebnisse einer vordefinierten Zwischenanalyse vorzeitig abgebrochen. Die Fortführung der Placebogruppe wäre aus ethischen Gründen nicht mehr zu vertreten gewesen, befand ein unabhängiges Überwachungsgremium. In der Sotatercept-Gruppe sank das Risiko für eine Verschlechterung, die einen längeren Krankenhausaufenthalt, eine Lungentransplantation oder sogar den Tod zur Folge hatten, um mehr als 75 Prozent im Vergleich zu Placebo. Mindestens ein primäres Endpunktereignis trat in 15 Fällen (17,4 Prozent) in der Sotatercept-Gruppe und in 47 Fällen (54,7 Prozent) in der Placebogruppe auf. Zudem zeigte Sotatercept auch in puncto Lebensqualität, körperlicher Belastbarkeit und pulmonalem Gefäßwiderstand deutliche Vorteile gegenüber Placebo.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren Nasenbluten und Teleangiektasien. Diese unerwünschten Arzneimittelwirkungen waren bereits in der zulassungsrelevanten STELLAR-Studie beobachtet worden.