Sotatercept in den USA bei Lungenhochdruck zugelassen |
Sven Siebenand |
08.04.2024 11:00 Uhr |
Die pulmonale arterielle Hypertonie ist eine Form des Lungenhochdrucks. Sie betrifft die Lungenarterien, die das Blut von der rechten Herzhälfte in die Lunge transportieren. / Foto: Adobe Stock/Orawan
PAH ist eine seltene, fortschreitende und letztlich lebensbedrohliche Erkrankung, bei der sich die Blutgefäße in der Lunge verdicken und verengen, was zu einer erheblichen Belastung des Herzens führt. Für die Behandlung stehen einige Wirkstoffe aus unterschiedlichen Klassen zur Verfügung, etwa Endothelin-Rezeptorantagonisten, Phosphodiesterase-5-Hemmer, Prostazyklin-Analoga oder Stimulatoren der löslichen Guanylatzyklase.
In den USA ist nun ein erster Arzneistoff einer neuen Wirkstoffklasse hinzugekommen: Sotatercept. Zugelassen ist er zur Behandlung von erwachsenen PAH-Patienten, um die körperliche Leistungsfähigkeit und die WHO-Funktionsklasse zu verbessern und das Risiko einer klinischen Verschlechterung zu verringern.
Bei PAH liegt ein Ungleichgewicht zwischen proproliferativer (Activin-IIa-Smad2/3-Weg) und antiproliferativer (BMPR-II-Smad1/5/8-Weg) Signalübertragung vor. Die proproliferative Signalübertragung gewinnt die Überhand, was zum Umbau von Lungengefäßen führt.
Das Biologikum Sotatercept besteht aus der extrazellulären Domäne des humanen Aktivinrezeptors Typ IIA und der Fc-Domäne von humanem IgG1. Das Fusionsprotein bindet Liganden des Rezeptors wie Activin A, sodass diese nicht mehr an ihre eigentlichen Rezeptoren andocken können. Das reduziert die proproliferative Signalübertragung und bringt wachstumsfördernde und wachstumshemmende Signale wieder ins Gleichgewicht. Somit ist Sotatercept ein erster Aktivin-Signalweg-Inhibitor bei PAH. Auch die Bezeichnung als Ligandenfalle ist im Zusammenhang mit dem Wirkprinzip geläufig.
Die US-Zulassung basiert auf der Phase-III-Studie STELLAR, in der Sotatercept (n = 163) mit Placebo (n = 160) verglichen wurde, beides zusätzlich zu einer Basistherapie bei erwachsenen PAH-Patienten (WHO-Funktionsklasse II oder III). Sotatercept erhöhte die Sechs-Minuten-Gehstrecke gegenüber dem Ausgangswert in Woche 24 um gut 40 Meter und verbesserte mehrere sekundäre Endpunkte signifikant, einschließlich einer Verringerung des Risikos für Tod jeglicher Ursache.
Winrevair wird alle drei Wochen einmal subkutan appliziert. Die Anfangsdosis sind 0,3 mg pro kg Körpergewicht. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Nasenbluten, Diarrhö und Schwindel. Besonderes Augenmerk sollten Ärzte auf den Hämoglobin-Spiegel (kann ansteigen) und die Blutplättchen-Anzahl (kann sinken) richten.