SOS-Programm bei Sonnenbrand |
Beim Sonnenbrand heißt es erst mal raus aus der Sonne. Da kann der Lichtschutz noch so viel Schatten spenden. / © Getty Images/Sanna Lindberg
Wie bei allen Verbrennungen leichteren Grades ist das betroffene Hautareal mit kalt-feuchten Umschlägen zu kühlen. Dazu Baumwolltücher in kaltes oder höchstens lauwarmes Wasser (32 bis 35 °C) legen. Bei Hautdefekten – eventuelle Blasen nicht aufstechen – das Wasser vorher abkochen und erkalten lassen. Eventuell mit einem Teeaufguss aus Schachtelhalmkraut, schwarzem Tee oder Badezusätzen aus synthetischen Gerbstoffen (wie Tannolact® 40 Badezusatz, Tannosynt® flüssig) tränken.
Wenn Eis oder Cold-Packs zur Kühlung verwendet werden, dann mit einem Baumwolltuch umwickeln. Der mitunter empfohlene Quark ist nicht geeignet, da es aufgrund der enthaltenen Bakterien zu Infektionen kommen kann. Und enthaltene Eiweißstoffe können auf der geschwächten Haut zu Unverträglichkeiten und allergischen Reaktionen führen.
Damit die Haut nicht austrocknet, sollte sie danach immer wieder mit einer Zubereitung auf Basis einer O/W-Emulsion eingecremt werden. Sie kühlt durch ihre Verdunstungskälte, und die enthaltenen Lipide (am besten mit Ceramiden) stellen die Barrierefunktion der Haut wieder her. Sprays (wie Curél® Ceramid Spraym, Bepanthen® kühlendes Schaumspray, Panthenol Jojoba Spray) sind für diese Indikation von Vorteil, weil der Kontakt mit der entzündeten und berührungsempfindlichen Haut vermieden werden kann.
Abzuraten ist von Zubereitungen mit hohem Fettanteil; der entstehende Wärmestau würde die Entzündung nur fördern. Auch Après-Sun-Präparate sind in diesem Stadium ungeeignet; sie enthalten oft Parfumstoffe und irritieren die Haut noch zusätzlich. Ein apothekerlicher Geheimtipp: Der ethanolische Frischpflanzenauszug aus Arnica montana zusammen mit der Urtinktur des Krautes der Kleinen Brennnessel (Combudoron® Gel von Weleda) lindert den Hitzeschmerz und reguliert Entzündungen.
Um die lokalen Schmerzen örtlich zu betäuben, sind Lotionen etwa mit Polidocanol (wie Anaesthesulf® Lotio) oder Gerbstoffen (wie Tannolact® Lotio, Tannosynt® Lotio) zu empfehlen. Polidocanol (Thesit) ist weniger sensibilisierend als andere synthetische Lokalanästhetika.
Ob die Anwendung topischer Antihistaminika sinnvoll ist, ist fraglich. Dimetinden oder Bamipin (wie Fenistil® Gel, Soventol® Gel) wirken beim Sonnenbrand nur in der ersten Phase des sich entwickelnden Erythems. Da die klassische Sonnenbrandreaktion jedoch einige Stunden verzögert auftritt, dürfte es für den Einsatz dieser Topika etwas zu spät sein. Sinnvoll sind Antihistaminika jedoch, um den starken Juckreiz bei einer polymorphen Lichtdermatose oder der Mallorca-Akne zu lindern (auch oral).
Geeignet sind vielmehr Hydrocortison-haltige Cremes, Sprays oder Lotionen (wie Hydrogalen® akut Creme, Soventol® HydroCort 0,5% Cremogel, Ebenol® 0,5% Spray). Im Gesicht ist die Haut dünner beziehungsweise das Stratum corneum schmaler, sodass der Arzneistoff schneller und stärker resorbiert wird. Deshalb dort besser nur 0,25-prozentige Präparate auftragen.
Bei stärkeren Schmerzen, schwereren Verbrennungen oder Blasen können Apotheker als Erste Hilfe nicht steroidale Antiphlogistika empfehlen, etwa Acetylsalicylsäure 2 x 500 mg/d, Diclofenac 3 x 50 mg/d oder Naproxen 3 x 500 mg/d über 48 Stunden. Dann sollten die Betroffenen aber an den Arzt verwiesen werden – vor allem, wenn es zur Blasenbildung kommt und Beschwerden wie Fieber oder Kreislaufprobleme hinzukommen.